Der nächste Tag verging so langsam. Ich sah auf den Minutenzeiger meiner Uhr, aber er schien sich einfach nicht bewegen zu wollen. Meine Gedanken kreisten um Sam, um heute Nacht, um Jakob, um Lilli, ach um so vieles. Mein Kopf drohte schon fast zu explodieren. Plötzlich hörte ich es in der Küche scheppern. Ich ging die Treppe hinunter und öffnete unten angekommen die Tür. Meine Mutter stand neben der Küchenzeile. Scherben lagen vor ihr auf den Boden. Ich glaub es war eine Tasse.
„Alles in Ordnung Mom? Soll ich dir helfen?"
Erschrocken drehte sie sich zu mir um. Erst jetzt sah ich ihr verheultes Gesicht. Ich konnte mich nicht dran erinnern, meine Mutter oft weinen gesehen zu haben. Nur das eine Mal, als die Polizei vor unserer Tür stand und uns die Nachricht überbrachte, dass mein Vater tot sei. Ich konnte mich noch genau an diesen Tag erinnern. Sieben Jahre ist das jetzt schon her, dass mein Vater bei einem Flugzeugunglück ums Leben kam. Damals sah ich meine Mutter eine ganze Woche nur weinen. Sie litt schrecklich unter seinem Verlust. Sie hat ihn wirklich geliebt. Ich verfiel damals eher in eine innere Trauer, die in Aggression und Gleichgültigkeit umschlug. Es war nicht leicht für meine Mutter mit mir klar zu kommen in dieser Zeit. Wenn ich so darüber nachdachte, tat es mir wirklich im Herzen weh, wie ich mich ihr gegenüber so viele Jahre verhalten hatte. Das hatte sie wirklich nicht verdient.
„Oh Chrisi, du bist ja Zuhause. Nein danke, mir ist nur die Tasse heruntergefallen. Alles in Ordnung mein Schatz."
„Bist du dir sicher? Willst du mir nicht erzählen was los ist?"
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie durchdringlich an. Sie räusperte sich leise und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte. Sie schien zu überlegen.
„Oh nein, ich will dich nicht auch noch mit meinen Sorgen nerven. Dir geht es so schon schlecht genug. Geh nur wieder hoch. Ich komm hier wirklich klar, Liebes."
„Oh man Mama, du nervst mich doch nicht. Erzähl mir, was passiert ist. Dum weinst doch nicht einfach ohne jeglichen Grund."
Ich setzte mich auf einen Stuhl am Tisch und deutete auf den freien Platz neben mir. Meine Mutter setzte sich seufzend neben mich und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Sie hielt eine Scherbe in der Hand und drehte sie immer wieder.
„Heißt es nicht, Scherben bringen Glück? Nun das könnte ich ganz gut gebrauchen."
Sie lächelte gezwungen, sah mich aber nicht an. Sie starrte nur auf die Scherbe in ihren Händen.
„Erst der ganze Stress in der Arbeit und jetzt auch noch das mit Til."
Sie zwang sich, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Ich griff nach der Scherbe in ihren Händen, nahm sie ihr weg und gab ihr meine Hand dafür.
„Was ist denn mit Til?"
„Tja..."
Ein spöttisches Grinsen legte sich auf ihre Lippen, doch eine Träne rollte ihre rechte Wange hinunter.
„Ich dachte, der Mann liebt mich. Liebt mich, wie dein Vater. Liebt mich, wie ich ihn liebe. Aber da habe ich mich wohl getäuscht. Die Liebe ist etwas gemeines Chrisi. Sie kann so unbeschreiblich schön sein und auf der anderen Seite so hinterhältig schmerzhaft und zerstörend."
Wieder flossen ihr Tränen über das Gesicht. Sie kramte ein zerknülltes Taschentuch aus ihrer Hosentasche und wischte sich damit über ihre Wangen.
„Ich wünsch mir für dich, dass du auch mal einen Mann findest, der dich so liebt, wie dein Vater mich damals. Und dem du ebenfalls so eine Liebe zurück schenkst. So einen Menschen findet man meistens nur einmal in seinem Leben. Und hat man ihn mal gefunden, so sollte man ihn auf keinen Fall mehr loslassen. Eine solche Liebe ist nicht selbstverständlich. Sie ist ein Geschenk, die nur wenigen zuteile wird. Ich hoffe du bekommst eines Tages ein solches Geschenk und erkennst, wie wertvoll es ist. Ich hatte zumindest das Glück, deinen Vater zu haben und es war mit ihm die schönste Zeit meines Lebens. Jeder Tag mit ihm, jede Minute und jede Sekunde waren so wertvoll wie nichts anderes auf der Welt."
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Mal wieder ein neues Kapitel.
Ich hoffe es gefällt euch:)
M.A.
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Der Teufel lebt weiter
FantasyChrisi ist jetzt seit drei Monaten wieder zu Hause, doch es hat sich viel verändert. Jakob und Tamira hatten sie nur ausgenutzt, Max hat schon lange eine anderer Freundin und Lilli ist kaum für sie da. Außerdem muss sie ständig an Sam denken. Was is...