Kapitel 119: Was ist richtig?

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„Ich meine es ernst! Aber.. es ist einfach zu früh.", beharrte Hermine.
„Es ist sehr früh... auch wenn Sie sich mindestens sieben Jahre kennen... nach drei-vier Monaten zu heiraten ist wirklich überstürzt.", stimmte er zu.
„Sie wissen nichts...", meinte sie kraftlos.
„Dann sagen Sie mir die Wahrheit. Woher wissen Sie all diese zukünftigen Dinge?", forderte er.

Hermine erzählte zum gefühlt hundertsten Mal ihre Geschichte, dieses Mal Severus und auch Thomas betreffend. Sie ließ auch den Kuss nicht aus, den sie Ende April teilen würden.
„Haben Sie es geschafft?", fragte er nachdem sie geendet hatte, „Die Animagusverwandlung.."
Hermine lächelte, verwandelte sich ohne Probleme in den Adler mit den schönen Augen.
„Hermine... Sie lieben ihn... was spricht gegen eine Hochzeit?", fragte er sanft, sie verwandelte sich schnell zurück, sah ihn traurig an, „Er liebt Sie genauso... ich kenne niemanden der mehr riskiert hat als Sie beide, um den jeweils anderen zu schützen."
Hermine dachte nach, vermutlich hat er recht, oder?
„Sie hätten bei dieser Reise sterben können... aber Sie haben es trotzdem riskiert, wieso?"
„Weil ich nicht wollte, dass er stirbt!", sagte Hermine aufgebracht, „Ich kann ihn nicht verlieren..."
„Sie werden ihn nicht verlieren...", Thomas klang so überzeugt dabei, das hatte Hermine immer an ihm bewundert, er war sich seiner Sache immer so sicher und strahlte das auf alle anderen aus.

„Was ist... wenn ich mich selbst verliere? Und ich am Ende nicht mehr der Mensch bin, den er will?", fragte sie traurig, lehnte sich an seinen Schreibtisch und atmete durch.
„Sie glauben, dass Sie sich durch diese Ehe verändern?", er setzte sich neben sie und musterte ihr Gesicht.
„Verändern sich Menschen dadurch nicht immer? Alles ist so... eingefahren.. und steif und irgendwann hasst man sich selbst."
„Ich weiß ja nicht welche Ehepaare Sie kennen, aber in der Regel läuft es nicht so", er lachte leicht, „das ist nur die Angst, die aus Ihnen spricht. Ich bin mir sicher, dass diese Ehe harmonisch wird."
Hermine seufzte, Thomas schüttelte schmunzelnd den Kopf, „Nur Mut... Mut für Ihre Liebe.", öffnete dann seine Bürotür magisch, „Sie sollten gehen, er wartet schon eine ganze Zeit.", er stand auf, schob sie vorsichtig durch das Büro, übergab sie Severus, „Überlegen Sie es sich... Sie können sich jederzeit bei mir melden."
Hermine nickte, griff nach Severus Hand und ging den Flur in Richtung Fahrstuhl zurück.

Sie sagten beide nichts, die ganze Zeit über bis sie in Spinner's End waren. Severus kochte, während Hermine auf dem Sofa saß und das Gespräch Revue passieren ließ.
Eine Ehe mit Severus... Hermine Snape... nein, wenn dann sollte jeder seinen Namen behalten.. er würde mich heiraten, obwohl er das meiste noch gar nicht erlebt hat... er würde ebenso seine Freiheit aufgeben..., Severus betrat das Wohnzimmer, gab ihr einen Teller mit köstlich duftendem Essen, setzte sich auf den Sessel und aß dort, Hermine musterte ihn, während sie die Gabel zum Mund führte, er ist wirklich fürsorglich... vermutlich würde er alles für mich tun, er würde sogar seinen Job in Hogwarts aufgeben..., sie schüttelte den Kopf.
„Schmeckt es dir nicht?", fragte er besorgt.
Hermine wachte aus ihren Gedanken auf und sah ihn fragend an, „doch natürlich... warum?"
„Du machst nicht den Eindruck", er lächelte traurig.
„Ich war in Gedanken...", gab sie zu, aß dann weiter.
„Was hat Thomas gesagt?", er stellte den Teller auf den Tisch und rutschte zum Sitzrand.
Sie lachte leicht, „dass wir heiraten sollten", sie stellte den Teller ebenfalls auf den Tisch.
„Aber du willst nicht und das sollte auch er akzeptieren.", meinte Severus.
Sie sah ihn gequält an, stand auf, ging zu ihm und setzte sich vorsichtig auf seinen Schoß, kuschelte sich an ihn.
„Severus.. ich möchte nicht, dass das zwischen uns steht... ich würde dich auf der Stelle heiraten...", sie sprach leise, Severus musste sich anstrengen etwas zu verstehen, „ich hab einfach Angst, dass mich diese Ehe irgendwie verändert... dass ich nachher zu einer Schreckschraube mutiere und du mich hasst und ich dich genauso unglücklich mache...", sie krallte sich an den Stoff seiner Robe.
„Ich hoffe ich habe mich verhört", gab er dunkel zurück, sie spürte seinen bösen Blick auf sich und sah auf.
„Du hast Angst, dass ich dich hassen werde? Ich... dich? Hassen?", er betonte jedes Wort so, als hätte sie ihn in jeder Faser seines Seins beleidigt.
„Wer hat dir diesen Gedanken nur in den Kopf gepflanzt?", er atmete tief durch, verhakte seine Finger mit ihren, „Ich habe dich als Todesser nicht gehasst... als Professor manchmal...", er dachte gespielt nach, Hermine sah empört auf, er lachte leicht, „nein... ich hasse dich nicht und ich werde dich auch nicht hassen."
„Das sagst du jetzt noch...", meinte Hermine, richtete den Blick auf seine Robe.
„Du hast noch drei Monate Zeit es dir zu überlegen, dann muss ich in den Park...", er strich über ihren Kopf, Hermine streichelte seine Wange, lehnte sich zu ihm und gab ihm einen Kuss, „egal, was du machst, ich steh hinter dir.", er lächelte sie an, stand dann mit ihr auf dem Arm auf und ging in Richtung Schlafzimmer.

Hermine dachte Tag für Tag darüber nach, jede Minute jeder Stunde, sie verbrachten beinahe die gesamte Zeit beieinander, kuschelten, zeichneten, übten weiter das Geigespielen, Hermine beobachtete ihn, verinnerlichte jeden Handgriff, jede Bewegung, jeden Zentimeter seiner Haut, Haare, seines Körpers.
Severus bemerkte ihr Nachdenken, es war beinahe unmöglich es nicht zu bemerken, er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, dass er wusste, woran Hermine dachte. Er wollte sie nicht weiter unter Druck setzen und versuchte so gut es ging für sie da zu sein, einfach da sein.
Während sie schlief war es an Severus sich Gedanken zu machen, er musterte ihr Gesicht, ihre Haare, wie sie jede Nacht nah an ihn gekuschelt lag, ein Arm über seinem Bauch, das Gesicht an seiner Schulter und ein Bein über seinem Oberschenkel.
Und in jeder Nacht kamen ihm dieselben Gedanken: sie macht sich so viele Sorgen, sie weiß nicht, was das Richtige ist.
Aber wer wusste schon, was das Richtige ist?
Wer kannte sofort den rechten Weg, um an sein Ziel zu kommen?
Niemand.
Nicht einmal eine Hermine Granger.
Wie sollte er ihr klar machen, dass sie sich nicht verändern würde?
Nicht durch eine Ehe, durch zwei Ringe und eine Trauung. Niemand von ihnen würde sich dadurch verändern, sie wären Mann und Frau, aber immer noch dieselben. Ihr Sein würde sich dadurch nicht verändern, es wäre einfach nur eine Art Statement. Für den Rest der Welt, dass sie zueinander gehörten und nichts und niemand sie auseinanderbringen könnte.

Endlose Gedanken zogen sich durch ihre beiden Gehirne, vermutlich waren es sogar dieselben, denn je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto mehr glichen sie sich dem anderen an. Auch wenn schon vorher einige gut versteckte Gemeinsamkeit vorlagen, mit der Zeit waren es immer mehr und immer öfter ziemlich Offensichtliche.
„Hast du Lust ein paar Tränke zu brauen?", fragte er an einem Tag, als sie einfach nebeneinander auf der Couch lagen und sich streichelten.
„Ist dir langweilig?", Hermine lachte, stand dann auf und zog ihn mit sich, lief mit ihm zusammen in Richtung Keller, er war wieder erstaunt, dass sie sich wirklich so genau auskannte, bis ihm wieder einfiel, dass sie schon im Keller war.
Ein einziges Chaos..., dachte er und war froh, dass dieses Zeit-Desaster in absehbarer Zeit ein Ende finden würde.

„Was willst du denn brauen?", fragte sie neugierig, stellte sich vor den Arbeitstisch und musterte ihn.
„Vielleicht etwas Nützliches... Wolfsbanntrank für Lupin?", er schürzte die Lippen, gab ihr den typischen Professor Snape-Blick.
„Ich glaube da kann ich dir nicht viel bei helfen...", entschuldigte sie.
„Dann setzen Sie sich auf den Sessel und schauen genau zu, Miss Granger", säuselte er dunkel, gab ihr einen vielsagenden Blick mit einer hochgezogenen Augenbraue.

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