Kapitel 135: Der Fügung die Stirn bieten

1.2K 83 3
                                    


Die nächsten Tage vergingen wie im Flug, Tonks wollte jeden Tag etwas ausprobieren, Hermine ließ es einfach über sich ergehen, sie war ganz froh, dass sie ein wenig abgelenkt wurde, denn auch wenn sie sich freute, die Aufregung wuchs jeden Tag.
Abends kam Severus, auch seine Aufregung stieg immer weiter, Hermine musste beinahe Lachen, so hatte sie ihn noch nie gesehen.
„Haben wir eigentlich Ringe?", fragte Hermine mitten in der Nacht, saß schweißgebadet kerzengrade im Bett, es waren noch zwei Tage bis zur Hochzeit.
Severus grummelte im Schlaf, Hermine rüttelte ihn wach, „Severus! Ringe!"
„Quidditch", er schreckte auf und sah sich verwirrt um, „was?"
„Eheringe! Haben wir Eheringe?", sie erleuchtete, zu seinem Leidwesen, das ganze Zimmer, er zog seufzend die Decke über den Kopf, die Hermine sofort wieder runterzog.
„Lass mich bitte schlafen.", nuschelte er.
„Ich kann nicht schlafen wenn ich nicht weiß, ob wir alles haben.", meinte sie panisch, rüttelte an seiner Schulter. Er hielt ihre Arme fest, zog sie zu sich und klemmte sich nah an sich, lehnte seine Wange an ihren Kopf und schloss die Augen, löschte mit einem Schnipsen das Licht im Zimmer.
„Schlaf jetzt", meinte er dunkel, als sie sich aus seinem Griff befreien wollte, „natürlich habe ich Ringe... was denkst du denn von mir?", er schüttelte leicht den Kopf, drückte ihr seine Lippen auf die Stirn.
Hermine seufzte laut auf, atmete einige Male tief durch, „warum sagst du mir das nicht früher?"
Er lachte dunkel, „ich wollte wissen, wann es dir auffällt."
„Du bist wirklich unmöglich.", schimpfte Hermine leise, beruhigt sich langsam wieder und ließ sich wieder in den Schlaf ziehen.

Kleine Küsschen an ihrer Wange weckten sie früh am nächsten Morgen, es war Freitag, morgen würde Hermine heiraten, sie drehte sich verschlafen in die Richtung aus der die Küsse kamen, Severus schmunzelte, „ich muss los... heute Nacht komme ich nicht zu dir."
„Warum nicht?", fragte Hermine und versuchte ihre Augen zu öffnen.
„Die Nacht vor der Hochzeit sollte man getrennt voneinander verbringen... alles andere bringt Unglück."
„Aber ich soll abergläubisch sein...", sie schüttelte den Kopf, setzte sich dann auf und betrachtete den Mann vor sich akribisch genau.
„Was ist los?", er lachte leicht, strich ihr eine verstrubbelte Strähne hinter ein Ohr.
„Alles ist gut", ihre Züge erhellten sich, sie griff nach seiner Hand und lehnte ihre Wange in seine Innenfläche.
„Alles wird perfekt", flüsterte er, sah sie liebevoll an, gab ihr einen sanften Kuss und stand dann auf, zauberte sich seine Robe wieder an.
„Den schönsten Gehrock...", erinnerte Hermine ihn.
„Versprochen", er nickte, „bis morgen."
„Bis morgen."
Mit einem Lächeln auf den Lippen und Aufregung im Bauch verließ er das Zimmer, den Grimmauld Place und apparierte zurück nach Hogwarts.

Er lief schnell über die Brücke, den Innenhof und rannte beinahe schon leichtfüßig durch die Eingangshalle in die Kerker. Severus hätte platzen können vor Glück, morgen würde er sie wirklich heiraten.
Ganz still und heimlich nur mit Tonks und Remus als Trauzeugen, er würde wirklich heiraten. Er, Severus Snape, noch vor einem Jahr hatte er seinen Tod kommen sehen, er war so kurz davor gewesen dieses Leben zu verlassen. Aber Hermine hatte andere Pläne, sie wollte ihn nicht gehen lassen, sie wollte ihn bei sich haben und morgen wären sie Mr. und Mrs. Snape.
Er hatte inzwischen seine Räume erreicht, zog seine Robe aus, ging ins Bad und machte sich frisch. Als er in den Spiegel sah und sich musterte stellte er fest, dass er vollkommen zufrieden und glücklich aussah, ein ganz anderes Bild als die letzten 20 Jahre seines Lebens.
Vorbei war der Zorn und die Dunkelheit, die Scham und die Schuld, vorbei war all das Schlechte, was sein Leben bestimmt hatte.
Der Krieg war vorbei, Voldemort war gefallen. Das Leben gab Severus eine zweite Chance oder war es Hermine?
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf, zog sich dann wieder an und verließ mit einer äußerst guten Laune seine Räume.

Während Severus Kollegen und Schüler gleichermaßen mit einer rekordverdächtigen guten Laune überraschte, verbrachte Hermine den Tag mit Remus, Tonks und Teddy im Grimmauld Place, sie lachten über alte Geschichten, Remus stellte sich als wahres Komik-Talent heraus, Tonks hatte einige neue Artikel aus Freds und Georges Laden mitgebracht, die die Stimmung noch weiter auflockerte und Hermine beinahe die komplette Aufregung vergessen ließ.
„Danke", meinte Hermine aufrichtig, als sie sich am Ende des Tages in das Kaminzimmer der unteren Etage zurückgezogen hatten und die Wärme des Feuers genossen, Tonks saß bei Remus, Teddy schlief in einem kleinen Bett.
„Dafür nicht.", Remus winkte ab.
„Doch, genau dafür... dass ihr die ganze Zeit für mich da wart und da seid und auch morgen da sein werdet.", beharrte Hermine.
Tonks schüttelte den Kopf, „das ist alles so verrückt, ich freu mich so für dich, für euch."
„Ich würde ja sagen das Schicksal hat es gut mit uns gemeint, aber das Schicksal warst, in diesem Fall, du Hermine, alles Glück hast du dir selbst zuzuschreiben, du hast dich gegen die Fügung gestellt..", Remus starrte ins Feuer, Hermine fragte sich woran er dachte, vielleicht spukten Sirius und James durch seinen Kopf, oder Lily?
Auch Tonks hatte diese Gedanken und nahm die Hand ihres Mannes, versuchte ihn abzulenken, suchte seinen Blick und lächelte.

„Severus hat großes Glück", meinte der Werwolf sehr viel sanfter, drückte Tonks zu sich.
„Wir haben beide großes Glück", sagte Hermine, sah auf ihren Verlobungsring und schmunzelte, ein lautes Knacken im Feuer zog ihren Blick auf sich, sie verlor sich schnell in Gedanken an Severus während Remus und Tonks weiter Geschichten aus der Vergangenheit erörterten.

Severus saß an diesem Abend ebenfalls vor dem Kamin, mit einem Glas Wein und einer innerlichen Ruhe, die sich um die aufgeregten Gedanken gelegt hatte.
Der Tag war gut verlaufen und ein Glück schnell vorbei gezogen, er nahm einen Schluck Wein und schloss die Augen, sofort hatte er Hermines Rehbraun vor sich, das warme Lächeln und das bezaubernde Lachen, er lächelte bei diesen Gedanken, sein Herz klopfte leicht, er nahm einen tiefen Atemzug.
Für einen kurzen Moment schob sich eine leichte Trauer unter die freudige Erwartung, er würde heiraten ohne die wichtigsten Menschen in seinem Leben, er hätte gerne seine Mutter dabeigehabt, genau wie Albus.
Aber niemand von beiden würde morgen mit ihnen in der Kapelle sein, diese Freude würde er mit Hermine und den Lupins alleine erleben.
„Remus Lupin ist mein Trauzeuge... wer hätte das gedacht...", er schüttelte den Kopf, lachte leicht, leerte sein Glas, löschte das Feuer im Kamin und ging ins Schlafzimmer.

*
Hermine und Tonks waren an dem Hochzeitsmorgen früh wach, beiden war der Appetit vergangen, so nervös waren sie. Remus kümmerte sich um Teddy, während die Frauen sich weiter in ihre Aufregung steigerten, er verabschiedete sich von den beiden, würde nach Hogwarts apparieren und mit Severus zur Kapelle kommen.
Tonks machte sich daran Hermine vorzubereiten, sie zauberte ihre Haare und Make-Up so, wie sie es schon Tage vorher abgesprochen hatten, legte ihr die Kette von Severus an und schickte Hermine dann in ihr Zimmer, um ihr Kleid anzuziehen.
Als sie wiederkam war Tonks einen Moment sprachlos, sie schüttelte ungläubig den Kopf, „perfekt", Hermine lachte leicht.

Sie apparierten in den kleinen Wald, sie war erstaunt, dass er beinahe genauso aussah wie in diesem schrecklichen Traum, den sie von Remus und Severus hatte.
Die Sonne strahlte, als hätte sie sich das schönste Licht für diesen Tag aufbewahrt, der Tag von dem Hermine nie gedacht hätte, dass er wirklich käme. Sie würde heiraten und nicht nur irgendwen sondern ausgerechnet und glücklicherweise Severus Snape, in einer kleinen wunderschönen versteckten Kapelle weit weg von dem Alltagsstress und der Gefahr erwischt zu werden.
Tonks war schon den ganzen Tag sehr nervös, ihre Haare wechselten ständig die Farbe, sie war beinahe noch tollpatschiger als sonst.
„Tonks... ich heirate... warum bist du dann so aufgeregt?", fragte Hermine lachend als sie zur Kapelle liefen.
„Ich freu mich so... ich will, dass du diesen Tag nie vergisst...", sagte sie ein wenig zu aufgedreht.
Hermine musste unweigerlich wieder an den Traum denken, wenn irgendetwas in dieser Art passieren würde, würde sie es garantiert nicht vergessen, es wird nichts dergleichen passieren, gar nichts! Es ist Tag, der Vollmond weit weg, Remus ist ein Mensch, sie atmete durch, versuchte sich selbst zu beruhigen und kam an der Kapelle an.
Ein alter Mann stand vor ihr, sah sie neugierig an, durchdrang sie mit seinem Blick, der Hermine erahnen ließ, wie viel er schon gesehen hatte. Er wirkte weise, beinahe so sehr wie Dumbledore und doch ganz anders.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt