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„Du siehst scheiße aus..."
„Danke."

Jeongguk riss den Mund zu einem Gähnen auf und hielt sein Handy so, dass er sich selbst auf dem Bildschirm besser betrachten konnte. In dem geöffneten Fenster sah er einen Jungen, der auf dem Bauch lag, den Kopf auf den Armen gebettet und ihn mit schief gelegten Kopf durch diese virtuelle Verbindung beobachtete.

„Ich fühl mich auch so", murmelte er leise und strich sich die verklebten Haare aus seiner Stirn. Sein Kopf dröhnte so laut, dass er sich kaum selbst hörte, geschweige denn, seine Gedanken oder den anderen Jungen am Ende der Leitung.

„Wie hoch ist das Fieber noch?", fragte der Junge vorsichtig. Jeongguk griff nach der Wasserflasche, die neben ihm auf dem Bett stand, öffnete sie und nahm einen Schluck, bevor er antwortete.

„Weiß nicht... meine Mutter meinte, am Abend geht es immer etwas zurück, aber ich hab das Gefühl, ich kann mich noch weniger bewegen, als heute morgen."
„Hast du was gegessen?"

Jeongguk wich dem forschenden Blick des Anderen aus, aus Angst, ihm eine Lüge zu erzählen, die dieser sowieso nicht glauben würde. „Ich hätte es sowieso nicht bei mir behalten können", murmelte er stattdessen leise und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Sein Handy stellte er so, dass das Bild nicht verschwand. „Aber mir geht's gut, soweit. Kein Grund, den großen Bruder zu spielen, Taehyung."

Der Junge mit den braunen Locken auf Jeongguks Display seufzte resigniert und strich sich die Haare zurück. „Ich mach mir nur Sorgen, das ist alles."

„Erzähl mir lieber, was ich heute schon wieder verpasst hab", lenkte Jeongguk gekonnt von Taehyungs Sorgen weg und versuchte ein etwas weniger gequältes Lächeln, was ihm ziemlich missglückte. „Immer wenn ich krank bin, passieren die wirklich coolen Sachen in der Schule."

Über Taehyungs Lippen huschte tatsächlich ein kurzes Grinsen, bevor er sein Handy in die Hand nahm und sich auf den Rücken drehte, sodass Jeongguk den Cars Kissenbezug des Älteren sehen konnte, den dieser selbst mit siebzehn Jahren um nichts in der Welt eintauschen würde. Jeongguk musste grinsen. Dieses Mal ehrlich.

„Hyejin hat sich ganz von Namjoon getrennt, nachdem er ihr gesagt hat, dass er erst einmal eine Pause braucht, obwohl jeder weiß, dass er auf dieses neue Mädel steht, was mit ihm in den Musikkurs geht. Dumm nur, dass es Hyejins beste Freundin ist, die auf unsere Schule gewechselt und noch nicht einmal Interesse an Jungs hat..." Taehyung fing an zu grinsen, als würde er diesem Gedanken noch immer nachhängen und Revue passieren lassen. Jeongguk beobachtete ihn dabei.

„Außerdem hat unsere Biolehrerin heute Schweineherzen mit uns seziert und einer der Sonnenschirme bei der Terasse hat Feuer gefangen, weil Mr. Min bei seiner Aufsicht dort geraucht hat."
„Ernsthaft??", unterbrach Jeongguk Taehyung sofort und verzog das Gesicht, als sich auf den Lippen des Älteren ein breites Grinsen bildete.

„Nein, alles gut", murmelte er neckend und nickte Jeongguk durch das Handy hinweg zu. „Die wirklich spannenden Sachen warten nur darauf, dass wir uns zusammen über sie lustig machen können."

Jeongguk atmete erleichtert auf und nahm noch einen Schluck von seinem Wasser. Er hasste es krank zu sein. Nicht nur, weil er dann den neusten Tratsch der Schule verpasste, sondern auch, weil er sich schlichtweg machtlos fühlte, irgendetwas zu tun. Unbeholfen, von jemandem abhängig.
Und das wollte er so gut es ging vermeiden.
„Sonst noch was? Tests oder so?"

Wieder drehte Taehyung sich um, dieses Mal so, dass er von seinem Bett aufstehen konnte, um das Licht aus- und seine Lichterkette anzumachen. Draußen war es schon lange dunkel. Dabei beobachtete Jeongguk, wie das Bild verwackelte und er für einen Moment nur die Einrichtung des Zimmers des Anderen vermuten konnte.

Nocturnal  ⇢ Taekook OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt