꧁༺ 𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 55 ༻꧂

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Während Leon seine Schwester nach draußen begleitete räumte Violetta die Gläser weg. Sie hatte einen wunderbaren Abend verlebt und war erleichtert, dass sie mal ein wenig mit Lara plaudern konnte. Um ehrlich zu sein hatte sie vorher ganz schön Angst davor gehabt. Als Violetta das Tablett nehmen wollte merkte sie, dass Lara ihr Handy vergessen hatte. Sie hoffte, dass Lara noch nicht im Fahrstuhl nach unten war. Sie schnappte sich das girlie-hafte Handy und stellte den Rest ab. Schnell lief sie zum Eingang des Lofts in der Hoffnung das Lara noch da war. Sofort blieb sie stehen, als sie die beiden mit leiser Stimme reden hörte. Violetta wollte die beiden in ihrem Gespräch nicht unterbrechen. "Wenn dieses Mädchen wirklich auf dich steht...", hörte sie Lara sagen. Sprachen sie etwa über Violetta? Violetta machte sich ganz dünn und versteckte sich in der Ecke des Flurs, um ihr Gespräch zu belauschen. Lara stand schon im Aufzug, ihr Bruder blockierte mit einer Hand die Tür, damit sie nicht zuging. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. Von Lara erkannte sie gerademal so die Umrisse. Zur Hälfte wurde sie von ihrem Bruder verdeckt. "Du hättest sie ja nun nicht unbedingt mit in deine Junggesellenbude nehmen müssen...", sagte Lara. Was? "Lara...", sagte León. Violetta sah, wie sich Leóns Brustkorb hob, als würde er besonders tief Luft holen. "Weiß sie wenigstens, dass du sie alle hierher mitnimmst?", fragte Lara ihren Bruder. Das er alle mitnahm? Etwa all seine Frauen? Einen Moment hörte Violetta, wie ihr Herz ganz heftig in ihrer Brust pochte. Sie legte sich eine Hand auf die Brust und versuchte den Schmerz zu lindern, den sie auf einmal im Herzen verspürte. Sie verstand es nicht. "Ich habe diesen... Ort für eine Nacht... Nie gut geheißen. Er hat einfach keine Seele, León...", hörte sie Lara weiter sagen. Violettas Herz schlug immer schneller. Was war sie eigentlich? Eine Affäre für eine Nacht? "Mich zu diesem Abendessen einzuladen... Tu das nie wieder! Das war doch alles nur Theater!, sagte Lara woraufhin León seine Hand wegzog und einen Schritt zurück trat. Er fuhr sichtlich beleidigt mit der Hand durch sein Haar." Das ist mies León. Pass bloß auf, dass dir das nicht alles um die Ohren fliegt.", sagte Lara. Im Moment war es vor allem Violettas Herz und ihr Selbstwertgefühl, die sich in Luft auflösten... Sie fühlte sich elendig. War sie etwa nach all den Wochen, die sie sich trafen, nichts weiter als eine weitere Nummer, mit der er vögelte? In seinem Büro, in seiner Junggesellenbude... War das etwa alles? Diegos Worte schossen ihr wie ein Bumerang durch den Kopf. 'Er hätte dich niemals zu sich mitnehmen dürfen. Du hast etwas Besseres verdient.' Nein... Dafür gab es sicher eine Erklärung... León hatte ihr gezeigt, dass er viel auf sie hielt, er hatte... Plötzlich sahen Laras Augen in Violettas Richtung. León drehte sich zu ihr um. Was Violetta in den Augen der beiden lesen konnte, brach ihr das Herz. Er sah sie schuldbewusst an. Sein Blick war der desjenigen, der auf frischer Tat ertappt wurde und nichts zu seiner Verteidigung hervorbringen konnte. Violetta lief wie ein Zombie zu  ihm. Sie wusste nicht, ob sie lieber weinen, schreien oder über ihre eigene Dummheit lachen sollte. Sollte sie beiden einfach eine runterhauen? Violetta drückte Lara ihr Handy in die Hand und sagte mit eiskalter Stimme: "Das hier hast du vergessen.". Lara nahm es und sagte kein Wort. León sah Violetta an, als sich die Türen des Aufzuges schlossen. "Violetta...", begann León. "Ich... Ich hole meine Sachen.", sagte Violetta. Sie hatte keinen Bock auf seine schwachsinnigen Ausflüchte. Sie wollte einfach nur auf der Stelle kehrt machen und ihre Tasche aus dem Wohnzimmer holen. "Warte... Ich kann dir das erklären...", sagte er, starrte sie an und Violetta merkte, wie es in seinem Hirn ratterte damit er einen Weg fand, wie er sich aus dieser misslichen Lage wieder befreien konnte. "Stimmt es?", fragte sie ihn. Er schwieg einige Sekunden lang, weshalb sie ihre Frage gezielter wiederholte: "Was deine Schwester gesagt hat.... Ist das wahr?". "Das ist... Das ist etwas komplizierter...", sagte er, woraufhin sie spöttisch lachte und schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. "Oh nein. Ich glaube, dass ist viel mehr ganz einfach.", sagte sie. León legte eine Hand an sein Kinn und seufzte. "Ich hätte der Realität von Anfang an ins Gesicht sehen sollen. Ich bin nicht die Assistentin, mit der du dich mal bisschen Vergnügen kannst. In deinem  Büro und nun auch hier, in deiner... Junggesellenbude...", sie sagte das letzte Wort betont angeekelt. Sie ging ein paar Schritte und erstarrte schließlich. Violetta hob den Kopf und sah ihm verletzt in die Augen." Das hier ist nicht meine Junggesellenbude, sondern einfach nur ein Ort, an dem ich... nicht sehr oft bin.", sagte er. Diese Information traf sie voller Wucht. Trotzdem war sie erstaunlich ruhig. Sie hätte eigentlich ahnen müssen, dass alles zu schön war, um wahr zu sein." Du warst sicher ziemlich enttäuscht, dass du mich im Jet und im Aufzug noch nicht vögeln konntest, was?", fragte Violetta. "Mein armer Schatz... Eigentlich weisen sie dich ja nicht oft zurück...", sprach sie weiter und León unterbrach sie. "Violetta... Hör auf, das bist nicht du...". "Ja, richtig. Ich bin keine, die mit einem bescheuerten Multi-Milliardär rummacht, der Frauen als Wäre ansieht, die man sich einfach nimmt.", erwiderte sie. "Violetta, könntest du mich bitte einfach mal eine Sekunde lang ausreden lassen?", fragte er und sie nickte nur. Sie wollte hören, was er zu sagen hatte. Violetta stürzte regelrecht ins Wohnzimmer und schnappte sich ihre Tasche von dem Stuhl, auf dem sie gelegt hatte. Sie könnte heulen, doch diesem Gefallen wollte sie ihm nicht tun. Sie wischte sich die Tränen weg. Er lief ihr hinterher, weil er glaubte, dass er sie noch aufhalten könnte. Doch in Gedanken war sie schon nicht mehr da. "Hey...", er griff nach ihrem Arm, um sie aufzuhalten und sie zu zwingen, ihn anzusehen. "Lass mich los.", sagte sie und er ließ sie betroffen los. "All das ist... Ich hätte dich niemals mit hierher nehmen dürfen. Du bist anders als die anderen...", sagte er und Vilu fragte: "Ach ja?". Violetta sah ihn mit einem fiesen Lächeln auf den Lippen. Echt? Es fühlte sich so an, als ob ihr süßlicher Traum, dass sie für ihn etwas Besonderes sein könnte, gerade wie eine Seifenblase zerplatzt war. "Ja, Lara hat die Wahrheit gesagt. Aber ich kann mir nicht erlauben...", sagte er leise. "Was? Eine Frau in dein Leben zu lassen? Ich hätte es besser gefunden, wenn du von Anfang an mit offenen Karten gespielt hättest, aber das scheint ja eher nicht so dein Ding zu sein.", sagte Violetta. "Liebesgeschichten... sind bei dem Leben, dass ich führe, einfach nicht möglich. Ich hätte dich niemals hierher mitnehmen dürfen...", murmelte er diese Worte vor sich hin und schüttelte den Kopf. Er sah zu Boden, die Schultern hingen schlapp herab. "Das ist sicher aber du hast es dennoch getan.", sagte Violetta. "Verdammt... Ich spiele nicht mit dir!", rief León. "Ich denke, wir sollten unser Gespräch an dieser Stelle besser beenden. Ich kann schnell zu weit gehen und habe auch keine Lust mir selbst wehzutun.", sagte Violetta. Sie sah ihn noch einmal an, als würde sie tatsächlich glauben, dass er noch etwas sagte, was alles änderte und den Alptraum beendete. Aber nein... Nichts. Einfach nur sein Blick, der dem eines geschlagenen Hundes glich. Eine Träne lief ihre Wange hinab. Er wollte sie ihr wegwischen, aber Violetta wich ihm aus. Sie atmete tief durch und lief in Richtung Fahrstuhl. Diesmal versuchte er nicht, sie nochmal aufzuhalten.

Als Violetta unten ankam konnte sie ihre Emotionen nicht mehr unterdrücken und es brach aus ihr heraus. Tränen schossen aus ihren Augen. Sie vergrub den Kopf in ihren Händen und sagte sich selbst, wie bescheuert sie doch gewesen war. Dermaßen bescheuert! Violetta war total blind vor Verlangen. Blind für diesen einmaligen Mann. Sie dachte doch tatsächlich, dass er in ihr etwas Besonderes sah. Nicht zu glauben, dass sie ihm vertraut hatte... Plötzlich hörte sie eine bekannte Stimme. "Violetta?" Diego? Als sie hochsah und sich mit tränenverschleierten Augen und sicher ausgewaschenem Make-Up umsah, sah sie Diego. Was machte er denn hier? Passte er noch immer auf seinen Chef auf? Violetta schniefte und Diego sah sie liebevoll an. "Was...", fragte er, doch sie ließ ihm keine Zeit seine Frage zu beenden und warf sich ihm in den Arm. "Du hattest Recht Diego! Du hattest ja so recht. Was bin ich nur für eine Idiotin!". Sie presste ihren Kopf an sein Hemd und krallte sich mit beiden Händen an seiner Jacke fest.

𝐿𝑒𝑜𝑛𝑒𝑡𝑡𝑎 - 𝑉𝑒𝑟𝑙𝑖𝑒𝑏𝑡 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑛 𝐶𝒉𝑒𝑓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt