Kapitel 138: Tempus Fugit, Amor Manet

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Hermine strich über seinen Ring, „ist dein Ring auch so warm?"
„Ich dachte die ganze Zeit ich würde es mir nur einbilden...", sagte er erstaunt, musterte ihren.
„Direkt als wir aus der Kirche kamen... es war so warm, als wäre etwas in meine Seele gedrungen...", versuchte sie zu erklären.
„Ich weiß was du meinst, ein merkwürdiges Gefühl", er nickte, „das ist jetzt unsere Verbundenheit.", flüsterte er lächelnd, fischte nach der Decke und legte sie um ihre Körper, bedeckte sich selbst ein wenig damit.
Sie rutschte noch weiter zu ihm, legte ihre Nase an seine mit frischem Schweiß bedeckte Brust und erschnupperte den intensiven Kräuterduft, legte ihre Lippen an seine Haut.
„Ich liebe deinen Duft", nuschelte sie, der Schlaf übermannte sie langsam.
„Ich deinen auch", flüsterte er noch bevor sie völlig weggedämmert war.

Den Sonntag verbrachten sie bis zum Abend beinahe den ganzen Tag im Bett, sie verließen es nur kurz, um zu Essen und sich frisch zu machen und zogen sich dann wieder zurück.
„Es fällt mir jetzt noch schwerer zu gehen", grummelte Severus am Ende des Sonntags, er müsste noch die nächste Stunde vorbereiten und würde bereits am Abend zurück nach Hogwarts apparieren.
„Bald ist das alles vorbei... wir können nur hoffen, dass die Zeit schnell vorbei geht.", versuchte Hermine ihn aufzumuntern, sie wollte natürlich auch nicht, dass er immer wieder ging, aber noch das war Zeitreise-Jahr nicht vorbei, es waren immer noch ungefähr 2 ½ Monate.
Er nickte, verabschiedete sich dann von ihr und apparierte nach Hogwarts.

Mit schnellen Schritten lief er über die Brücke, den Innenhof und die Eingangshalle, rannte beinahe schon die Kerkertreppen nach unten, wollte gerade in seine Räume treten, als er von Minerva aufgehalten wurde.
„Guten Abend Severus", sie musterte ihn mit ihrem typischen ‚Schnüfflerblick', Albus hat eindeutig auf sich abgefärbt, dachte Severus und schüttelte leicht den Kopf.
„Guten Abend. Kann ich dir helfen Minerva?", er versuchte ganz lässig und zufällig seine Hand in seine Hosentasche zu schieben, sie sollte nicht unbedingt direkt am ersten Abend sehen, dass er nun verheiratet war.
„Ich wollte nur mal nach dir sehen... wie es dir geht.", sie lächelte unschuldig, ihre Augen flogen über ihn.
Severus zog eine Augenbraue nach oben, öffnete seine Tür, trat ein und ließ sie offen stehen, damit Minerva ebenfalls eintreten könnte, noch weniger als mit ihr reden wollte er auf dem Gang mit ihr reden, die Wände hatten Ohren, das wusste er.
„Also... wie geht es dir?", fragte sie noch einmal als sie die Tür geschlossen hatte.
„Gut", sagte er kurz und knapp.
„Gut? Ich dachte du wärst vielleicht immer noch traurig... wegen Hermine.", meinte sie skeptisch.
„Was ist mit Hermine?", Severus drehte sich schnell zu ihr.
„Sie... ist nicht bei dir"
Severus reiß dich zusammen... Minerva hat keine Ahnung und das soll auch so bleiben, mahnte seine innere Stimme, „ach.. das meinst du. Ja natürlich.. sie ist nicht da. Aber soll ich die ganze Zeit schlechte Laune haben?", fragte er gespielt gelangweilt.
„Das wäre zumindest typisch für dich", Minervas Augen glühten, sie musste sich ein Schmunzeln verkneifen, Severus schnaubte, schürzte die Lippen.
„Ich habe etwas für dich, nein viel mehr... Albus wollte, dass ich dir das gebe.", sie zog eine kleine Box aus ihrer Tasche und hielt sie ihrem Professor hin, nur widerwillig nahm er die Box und sah sie fragend an.
„Alles Gute zur Hochzeit.", sie lächelte herzlich, „Wir freuen uns wirklich für euch."
Ihm entglitten alle Gesichtszüge, Minerva lachte, verließ dann seine Räume, er besah sich die Box, setzte sich auf seine Couch und öffnete sie.
Er staunte nicht schlecht und war mit einem Mal sehr ergriffen, die Box beinhaltete ein altes Bild seiner Mutter mit ihm auf dem Arm, er war nicht älter als vier oder fünf Jahre, sie strahlte mit ihm um die Wette, auf der Rückseite standen die Worte: tempus fugit, amor manet.

Es schien alles würde in diesem Moment zusammenlaufen, als wäre alles ein ewiger Kreislauf, der immer wieder ineinander übergeht. Eine kleine Träne löste sich aus seinem Auge und lief schnell über seine Wange, er sah von dem Foto auf seinen Ehering, lächelte umso mehr, alles schien perfekt. Alles schien genau so zu sein, wie es sein musste. Er bereitete nach dem kleinen emotionalen Ausbruch die Stunde für den nächsten Tag vor und ging dann mit einer inneren Zufriedenheit, einem unumstößlichen Glück ins Bett.

*
Die nächsten Wochen und Monate verliefen wie die vergangenen, Severus lehrte am Tag in Hogwarts, am Abend apparierte er in den Grimmauld Place, verbrachte die Nacht mit Hermine, sie tauschten sich über den Tag aus, schmiedeten Pläne für die Wochenenden.
Auch wenn es immer noch nur ein Warten war, es war die schönste Zeit, die sie hatten. Sie waren glücklich und verbunden, Remus und Tonks besuchten sie regelmäßig mit Teddy, sie trauten sich sogar einige Male in die Winkelgasse, nachdem sie sich vorher völlig unkenntlich gezaubert hatten.

*
Der 1. Mai war da, der Tag, an dem Severus in eine Bar appariert war und Hermine mit ihren Studienfreunden dieselbe Bar betrat, an dem Hermine ihn rettete und wieder nach Hogwarts kam.
Severus war sichtlich nervös, er hoffte, dass wirklich alles so verlaufen würde, wie es müsste.
Er war ein wenig besorgt, Hermine hatte ihn gewarnt, dass Jim ihm ein Messer in den Rücken stechen würde, darauf hätte er verzichten können, aber es war nötig damit sie wieder nach Hogwarts kommen würde.
Mit einem flauen Gefühl im Magen verabschiedete er sich von seiner Frau, suchte die Bar auf und unterhielt sich mit Joe über Gott und die Welt.

Hermine wartete im Grimmauld Place, das war der letzte Abend, an dem sie sich verstecken müssten. Ab morgen wären sie frei, frei gemeinsam zu leben, ohne sich zu verstecken, ohne Angst zu haben jemand könnte sie erwischen.
Sie konnten ihre Liebe offen leben, als Mann und Frau durch die Welt laufen. Sie erinnerte sich an diesen Abend vor einem Jahr, wie sehr sie sich gefreut hatte ihn an der Bar zu sehen, wie glücklich sie war, wie gut er aussah.
Sie hatte ihn so sehr vermisst und doch konnte sie nicht mit ihm nach Hogwarts gehen, obwohl er sie darum gebeten hatte. Sie hatte ihm wieder vor den Kopf gestoßen, aber das würde sie nie wieder machen. Sie würde sich nie wieder gegen ihn entscheiden.
Als Jim sie dann am Ende des Abends in dieser Gasse bedrängt hatte und Severus sie wieder einmal gerettet hatte, als Jim ihm dieses Messer in den Rücken gestochen hatte, in diesem Moment war für sie klar, dass es völlig egal war ob sie in Hogwarts ihren Abschluss machen würde, ob er dort lehren würde und was die Menschen über sie sagten. Sie hatte eine tiefe Angst gespürt ihn zu verlieren, den Schmerz auf seinem Gesicht zu sehen hatte ihr selbst Schmerzen bereitet.
Auch wenn es grausam war ihn ins, im wahrsten Sinne, offene Messer laufen zu lassen, die andere Hermine musste es sehen, sie musste dieselbe Angst verspüren, denn nur dadurch würde sie sich dafür entscheiden mit nach Hogwarts zu gehen und am nächsten Tag ein Jahr in die Vergangenheit zu reisen.

Mit einem schwirrenden Kopf legte sie sich ins Bett, sie betete zum großen Gryffindor, Salazar und Merlin, dass alles gut verlaufen würde, dass Jim auf keine andere Idee kommen würde und sie wieder rechtzeitig und schnell genug reagieren würde.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt