Kapitel 139: Auf das, was kommt

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Severus lag im Bett, er hatte den Messerangriff gut überstanden, auch wenn es wirklich furchtbare Schmerzen waren.
Es war der Morgen des 2. Mai, Hermine war bereits ins Wohnzimmer gelaufen, gleich wird sie nach mir rufen, dachte er und bereitete sich bereits darauf vor, in das Wohnzimmer zu hechten. Er hatte ihr keine fünf Minuten vorher gesagt, dass sie ihn zum zweiten Mal gerettet hatte, dass er sie deutlich vor sich sah, er die Erinnerung daran hatte, wie sie seine Wunden versorgte und dieses Mal war es nicht gelogen oder Einbildung.
Er hatte diese Erinnerungen, weil sie es getan hatte.

„Severus?!", Hermines Stimme war schrill.
„Was ist los?", fragte er aufgeregt, versuchte so schnell ins Wohnzimmer zu kommen, wie es sein Rücken ihm erlaubte, er wusste natürlich was los war, aber er musste noch einmal überzeugend spielen, dann wäre es geschafft.
„Was ist das für ein Trank?", fragte sie, zeigte mit zitternden Fingern auf die Phiole.
„Oh, ein Gegengift... ich hab es vergessen wegzuräumen...", sagte er entschuldigend.
„Wofür?"
„Für alle Gifte, die es gibt", er zog die Augen zusammen, „mit Phönixtränen..."
Hermines Gesichtszüge erschlafften, neben dem Zeitumkehrer lag das Gegengift für Naginis Biss.
Sie ging in langen Schritten zum Tisch, griff nach der Phiole und dem Zeitumkehrer, hängte ihn sich um den Hals und wurde von Severus festgehalten, „das kannst du nicht machen. Du kannst kein Jahr zurückreisen! Für dich läuft die Zeit weiter.", sein Augen flogen über ihr Gesicht, bitte tu es doch, dachte er sich.
„Ich muss, sonst stirbst du! Es wäre nicht das erste Mal, dass es zwei Hermines in einem Jahr gibt. Ich kenne die Regeln Severus.", sie wollte sich aus seinem Griff befreien, aber er ließ nicht locker.
„Du kannst nicht dorthin zurück."
„Ich muss, sonst gibt es dich nicht mehr", schrie sie verzweifelt.

Er strich sich durch das Gesicht, tigerte unruhig in seinem Raum umher, das war Wahnsinn, es war der letzte Schritt, sie hatten ein ganzes Jahr überstanden, in den Schatten, in einem Schauspiel, die Last fiel nach und nach von seinen Schultern, der letzte und schlimmste Brunnen wurde in diesem Moment zugeschüttet und er kam zerschunden und entkräftet an der Oberfläche an.
Hermine hatte ihren Entschluss bereits getroffen, sie ging zu ihm, umarmte ihn, presste sich an ihn, versuchte die Tränen zurückzuhalten, er drückte sie nah an sich, vergrub das Gesicht in ihren Haaren.
„Sei vorsichtig", bat er leise an ihrem Ohr.
„Ich bin immer vorsichtig", sie löste sich und lächelte schief.
„Und noch was...", seine Stimme war dunkel, sie wartete, was er sagen würde, „du musst Geduld mit mir haben..."
Hermine sah ihn ratlos an.
„Geh...", Severus nickte, sie lief perplex zur Tür, rannte dann wieder zu ihm und küsste ihn stürmisch, hoffte, es würde nicht das letzte Mal sein und löste sich dann.
„Such dir einen sicheren Platz für den Zeitsprung und denk an deine Animagus-Verwandlung!", erinnerte er sie, sie nickte und rannte dann durch die Kerker.

Severus stand mit dem schmerzenden Rücken in seinen Räumen, Hermine hatte gerade die Kerker verlassen, eigentlich müsste sie gleich wiederkommen, das Jahr wäre vorbei, das Verstecken und die Heimlichkeiten auch.
Sie könnten offen zu ihrer Ehe stehen, sie könnte bei ihm wohnen, das Gerede der Leute wäre egal. Völlig egal.
Hauptsache sie hätten sich.
Minuten vergingen, Hermine betrat einfach nicht seine Räume, er tigerte wieder umher, er wusste nicht, was passiert war, die Zeit des Wissens war vorbei, ab hier wäre er wieder nur auf sich gestellt. Er hatte keine Ahnung was die Zukunft brachte, hatte keinen Plan, nach dem er handeln musste.
Er sah auf seine Hand, der goldene schlichte Ring an seinem Finger strahlte eine unfassbare Wärme ab. Er lächelte, strich über das Metall, noch nie in seinem Leben hatte er eine richtigere Entscheidung getroffen als diese; die Heirat mit ihr.

„Denkst du über die Scheidung nach?", fragte eine weiche Stimme, musterte ihn schmunzelnd, Severus sah auf, zog eine Augenbraue nach oben.
„Sie kommen spät Mrs Snape", schnurrte er, Hermine lief schnell zu ihm, umarmte ihn stürmisch, was ihn aufkeuchen ließ, „mein Rücken..."
„Tut mir leid, das hatte ich vergessen...", sagte sie entschuldigend, streichelte über seine Wange und küsste ihn leidenschaftlich, als sie sich lösten funkelte Hermine ihn an, „Mrs Snape...das gefällt mir wirklich sehr gut."
„Es ist von Vorteil wenn dir dein Name gefällt", er lachte leicht, strich durch ihre Haare, ließ seine Augen über ihre Gesicht fliegen, „ich liebe dich."
Sie nickte langsam, „ich dich auch."
Sie setzten sich auf die Ledercouch vor dem Kamin, fuhren mit den Fingern über die Gesichter des anderen, schmusten miteinander, tauchten in die Augen ihres Gegenübers, küssten sich immer wieder.
Eine beinahe greifbare Erleichterung breitete sich im Raum aus, beflügelten sie weiter dazu sich einander hinzugeben.
„Ich bin so froh, dass es endlich geschafft ist... ich hätte es keinen Tag länger ausgehalten.. dieses ewige Warten und sich verstecken.", meinte Hermine leise, lehnte ihren Kopf an die Lehne der Couch und musterte ihn, er nickte.
„Es war eine harte Reise...aber wir haben es geschafft...", er nahm ihre Hand und streichelte mit dem Daumen über ihren Handrücken, „du weißt, dass es jetzt nicht unbedingt leichter wird, oder?"
Hermine sah ihn fragend an, „wir sind verheiratet, deine Freunde werden sich vermutlich ziemlich vor den Kopf gestoßen fühlen... nicht nur, dass du den Kerkerschreck geheiratet hast, sondern auch, dass du sie dazu nicht eingeladen hast.", er sah sie traurig lächelnd an.
„Ab sofort bin ich Mrs Kerkerschreck...", sie lachte leicht, „Die Zeit wird kommen, in der wir offen über alles reden... Harry, Ginny, Fred, George... selbst Ron wird sich früher oder später damit anfreunden."
„Willst du den Weasleys sagen, dass du Fred gerettet hast?", fragte Severus neugierig.

Sie dachte eine lange Zeit nach, „nein... ich möchte nicht, dass sie sich irgendwie schuldig fühlen oder... mir in irgendeiner Weise etwas zurückgeben müssen. George hat seinen Bruder wieder, Molly und Arthur ihren Sohn... die Wunden wurden geschlossen, die Trauer ist vorbei."
„Sehr nobel", meinte Severus leise, lächelte sie anerkennend und stolz an.
„Ich versuche meinen Egoismus abzulegen", sie lachte leicht, rutschte weiter zu ihm, sank in seine Arme und schloss die Augen als sie ihren Kopf an seinen schmiegte.
„Ich freue mich auf das, was kommt", flüsterte er samten an ihr Ohr, legte die Arme noch ein Stück weiter um sie und drückte sie nah an sich heran, „mit dir."
„Komme, was wolle.", flüsterte sie zurück, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Unterbauch, lächelte unsicher als er sie unschlüssig ansah.
„Bist du...", er schluckte, „kriegen wir..."
„Es dauert noch eine Weile, aber ja..", sie nickte, versuchte etwas in seinem Blick zu erkennen.
Er lachte gelöst, streichelte über ihren Bauch und drückte sie dann wieder zu sich.

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Ende.

Der Duft von Lavendel  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt