Prolog

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Sie war die Welt.
Sie war der Schatten und die Sonne.
Alles beugte sich ihrem Willen.
Sie war das Absolute, die Herrscherin über Leben und Tod.
Sie war unvergänglich.
Bis sie die Gier kennenlernte.
Sie sah, dass es andere Welten gab, gleich der ihren und doch anders. Sie erhaschte einen Blick auf eine Welt, neu und aufregend. Wärme strömte ihr entgegen, als sie das Tor öffnete.
Sie wusste, dass es falsch war.
Sie wusste, dass sie das nicht tun durfte. Aber sie war Alles und Nichts. Es gab kein Lebewesen, das ihr gewachsen war, in dieser oder anderen Welten.
Also schritt sie durch das Tor, in das Licht, in die Farbe und die Musik. Und als sie hineintrat, verschlang die Gier sie.
Die Unvergängliche wurde vergänglich.
Die Absolute wurde bedingt.
Das Tor schloss sich und fing sie ein. Gefangen in einer anderen Welt mit einem Bruchteil ihrer früheren Fähigkeit schleppte sie sich zu ihm.
Er nahm sie auf.
Pflegte sie.
Beschützte sie.
Und schwor, niemandem je etwas zu verraten.
Sie verließ sich nicht auf ihn.
Sie verließ sich auf niemanden mehr, nicht einmal auf sich selbst.
Und deshalb verschloss sie ihre Macht tief in sich, begrub sie.
Die Gier würde sie nicht noch einmal fangen.
Das versprach sie sich.

MareileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt