Der Glanz vergangener Zeiten

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An dieser Stelle erstmal ein riesiges Dankeschön an euch alle! Leute, wir haben die 1500 Views geknackt und allein in dieser Woche waren es über 100 Views! Ok, 100 Views pro Woche sind für einige vielleicht nicht so viel, aber ich fand's einfach nur crazy :D Also vielen, vielen Dank nochmal dafür und für eure ganzen Votes und eure lieben Kommentare!

Schon mal vorab: Im Kapitel kommt ein Gedicht bzw. ein Lied vor. Der Text ist aus dem Russischen übersetzt. Es ist meine erste Gedichtsübersetzung und so, wie die lief, vermutlich auch meine Letzte^^ Das Lied heißt "Institutka" und stammt von Maria Vega (Maria Volinzeva). Im Nachwort zum Kapitel schreib ich nochmal was dazu, aber ich will an dieser Stelle niemanden vollspammen :D

In diesem Sinne: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel (:



Nach etwa einer Stunde hält der Lastwagen an. Meine Glieder sind vollkommen steif, als wäre ich während der schier endlosen Fahrt auf der unbequemen Ladefläche zu einer Eisstatue erstarrt. Als der Fahrer Aurora und mich erblickt, weiten sich zunächst seine Augen, ehe er eine ganze Kaskade an Schimpfwörtern und Flüchen auf Anatolij herabregnen lässt. „Scheiße, Gavrilowitsch, das war nicht unsere verfluchte Abmachung! Du elender Mistkerl hast mir gesagt, ihr wärt nur zu zweit! Wolltest mich übers Ohr hauen, he? Wart's nur ab, du Dreckstück, wirst gleich sehen, was du davon hast!"

„Arkadij, beruhig dich mal. Hat dich einer von uns je übers Ohr gehauen?", beschwichtigt Anatolij den hitzköpfigen Lastwagenfahrer mit erhobenen Händen. „Wir haben die Mädchen spontan mitgenommen, ich geb' dir das Geld für die beiden sofort."

„Das will ich verdammt nochmal auch hoffen! Und wehe, sowas wird zur Gewohnheit! Ich will wissen wann, wo und wie viele von euch Rotzgören!", brüllt er ihn an und reißt dem Jüngeren die Rubelmünzen, die dieser herausgekramt hat, wie ein gieriges Tier aus der Hand. „Ich bin nicht euer Freund, dass das klar ist! Wir haben ein Geschäft – ich fahre, ihr zahlt. Alles zu meinen Konditionen!"

„Das wissen wir doch, Arkadij", besänftigt Tolik seinen tollwütigen Geschäftspartner mit engelsgleicher Ruhe. Dieser zählt nochmal alle Münzen nach. Erst als er sich sicher ist, dass ihn wirklich niemand hinters Licht geführt hat, nickt er einmal heftig.

„Na gut, ich lass euch das diesmal durchgehen. Aber scheiße, Gavrilowitsch, wehe das wird zur Gewohnheit! Dann sucht ihr euch gefälligst jemand anders!", plärrt der Mann und spuckt dabei auf den Boden. Es kostet mich wirklich Mühe, nicht das Gesicht vor Ekel zu verziehen. Stattdessen wende ich den Blick ab und nehme meine Umgebung in Augenschein.

Der Fahrer hat uns vor einer heruntergekommenen Garage herausgelassen. Angesichts der verwinkelten Gassen, an die ich mich noch grob entsinne, vermute ich, dass wir bereits im Hafenviertel sind. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch sind die Straßen allerdings deutlich belebter. Von überall her trägt der eisige Wind Geschrei und Gelächter zu uns rüber. Das schrille Kichern von Frauen vermischt sich mit dem verzweifelten Kreischen von Kindern, betrunkene Lieder mit den gelallten Verwünschungen Betrunkener. Selbst hier, ein wenig abseits vom eigentlichen Getümmel, liegt ein eigentümliches Parfüm aus diversen Körperflüssigkeiten und Schnaps in der Luft – was wohl hauptsächlich auf den Mann mit der leeren Flasche in der Hand zurückzuführen ist, der friedlich gegen eine Häuserwand gelehnt vor sich hin döst.

Die Herrschaften verabschieden sich voneinander, Sergej verschwindet, um dem Fahrer zu helfen, dann wendet sich Tolik an Aurora und mich. „Also, wo müsst ihr hin?", erkundigt er sich. Als er Auroras und meinen gleichermaßen skeptischen Blick aufschnappt, verziehen sich seine Lippen zu seinem typischen, schelmischen Grinsen. „Na, wir können doch zwei Mädchen nicht einfach an einem Samstagabend allein durch Nowosibirsk spazieren lassen." An mich gewandt fügt er noch breiter grinsend hinzu: „Auch wenn eins davon eigentlich eine Furie ist, die vermutlich auch ganz gut auf sich selbst aufpassen kann. Aber trotzdem, wir sind Männer. Pflicht ist Pflicht."

Strelok - Die SchützinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt