Kapitel 54 Raevyn

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I've been feeling like it's impossible to say it all
And I'm losing all control
'Cause I wish that I could break the fall and save it all
But I've been holding it too close

- Say by Ruel

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Raevyn Sermanni

Charitys Wohnung

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Die nächsten paar Minuten verbrachten wir schweigend und jeder hing seinen Gedanken nach. James tippte auf seinem Handy umher und suchte anscheinend danach, wie man Überwachungskameras ausschalten konnte.

„Ich hab was!", rief er plötzlich aus und legte das Handy mit dem Display nach oben auf den Tisch. Charity und ich rutschten näher heran, um die kleine Schrift entziffern zu können.

„So schalten sie versteckte Kameras in ihren Hotelzimmern aus", laß ich die Überschrift. „Naja ich weiß ja nicht..."

„Doch doch! Hier hat jemand beschrieben, wie er IP Kameras mithilfe eines Skriptes, welches er gebaut hat, ausschaltet."

„Dann müssten wir allerdings erstmal hoffen, dass die Überwachungskameras auch wirklich IP Kameras sind.", warf ich ein.

„Was sind IP Kameras?", fragte Charity, die unseren Wortwechsel wortlos verfolgt hatte.

„IP steht für Internet Protocol und um es vereinfach zu sagen, wird am Ende eine Art Videostream bereit gestellt, der dann von einem Computernetzwerk aufgerufen werden kann", versuchte ich es mit einer Erklärung.

„Aha", machte Charity „und weil das dann mit ihrem WLAN Netzwerk verbunden ist, müssen wir nur in der Nähe von diesem sein, um auf die Kameras zugreifen zu können?"

„Ja genau. So in der Art." James griff wieder nach seinem Handy und überflog noch einmal den Artikel. „Also dieses Programm von einem gewissen Conor S. trennt einfach die WLAN Verbindung zu den Geräten und man braucht noch nicht einmal das Passwort, nur den Namen des Hotspots."

„Das Passwort wäre auch kein Problem mehr gewesen. Schließlich habe ich mich schon einmal in dieses Netzwerk gehackt. Aber umso besser."

Ich fragte mich, ob das funktionieren würden, denn wenn die Kameras keine IP Kameras waren, würde unsere Plan völlig versagen.

„Gut. Schickst du mir den Link zu dieser Seite?", bat ich James und er nickte. „Ich werde dann gehen und zu Hause mal herausfinden, wie dieses Skript funktioniert. Währe doch gelacht, wenn ich das nicht auch so hinbekommen würde."

Ich stand auf und winkte den beiden zu. „Also morgen Abend würde ich sagen."



Den ganzen Tag konnte ich im Unterricht nicht mehr aufpassen. Es war das erste mal, dass Mrs Darcy mir eine Frage stellte und ich ihr sagen musste, dass ich keine Ahnung hatte.

„Haben sie etwa nicht zugehört Miss Sermanni", hatte sie gefragt und ich war wahrscheinlich rot angelaufen.

Darauf hatte ich nichts mehr gesagt, denn ich hatte wirklich nicht zugehört und wusste nicht einmal, auf welcher Seite wir uns befanden, geschweige denn, welche Aufgabe wir eigentlich in den letzten zehn Minuten rechnen sollten.

„Entschuldigung", murmelte ich und griff nach meinem Stift, um so zu tun, als würde ich eifrig an einer Aufgabe rechnen.

Ich konnte weder rechnen noch in irgendeinem anderen Fach zuhören.

Als mir dann auch noch Mr Craigie auf dem Gang über den Weg lief und sich vergewisserte, dass ich auch den Vortrag zu Janes Austens Emma für morgen nicht vergessen hatte - „Nein, nein! Ich bin schon super vorbereitet., Mr Craigie" - wollte ich, dass es so schnell wie möglich Abend wurde und wir endlich mit unserer Nach und Nebel Aktion beginnen konnten.

Das ich super für morgen vorbereitet war, stimmte natürlich nur zur Hälfte. Ich hatte zwar die Arbeit schon längst fertig geschrieben, doch wusste ich noch nicht, was ich eigentlich sagen wollte. Naja, das wird auf jeden Fall sehr interessant, denn heute Abend beziehungsweise heute Nacht, würde ich dafür auch keine Zeit haben. Schließlich hatte ich etwas besseres zu tun. Zum Beispiel in eine Mafia Villa einzubrechen und nach belastendem Material zu suchen.

Das klang doch auch viel spannender, als an seinem Schreibtisch zu sitzen und über Jane Austen zu philosophieren, oder? War aber tatsächlich nicht so ungefährlich.

Als endlich die letzte Stunde vorbei war, wartete ich auf dem Schulhof auf James und Charity, die mit dem restlichen Strom der Schüler heraus kamen. Ich winkte ihnen zu und beide kamen zu mir herüber.

Es war etwas komisch, mit Charity auf dem Schulhof zu stehen und so zu tun, als wäre wir jetzt befreundet. Das gleiche dachte sich wohl auch unser Hockey Kapitän, der, als er Charity erblickte, ebenfalls zu unserer kleinen Runde stieß. Ich merkte, dass er Charity einen fragenden Blick zu warf und sie dann fragte, ob sie heute Abend mit den anderen in ein Diner kommen würde.

„Ich würde wirklich sehr gerne, aber leider habe ich schon etwas anderes vor, Trey", antwortete sie mit zuckersüßem Ton. „Und das geht dich absolut nichts an."

„Wie du meinst", sagte er kühl und drehte sich abrupt weg und klatschte einige meter weiter zur Verabschiedung mit dem Goalie, dem Torwart aus seiner Mannschaft, ab. Dabei sah er so bescheuert aus, dass ich fast lachen musste.

Ich drehte mich wieder James und Charity zu und verbannte somit das Bild von Trey und dem Goalie aus meinem Sichtfeld.

„Also heute um 9 bei mir und vergesst die dunklen Klamotten nicht", sagte James jetzt, der sich dazu bereit erklärt hatte, sich bei ihm zu treffen, damit Nait nichts mitbekommen würde. Nait hatte ich heute morgen schon erklärt, dass ich bei James übernachten würde und das war für ihn die normalste Sache der Welt, schließlich verbrachte ich, früher mehr als im Moment, viel Zeit bei James zu Hause.

Zu Hause packte ich eine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli in meinen Rucksack. Außerdem verstaute ich darin meinen hacksicheren Laptop und zog mir feste Turnschuhe an. Gegen halb neun machte ich mich auf den Weg, nicht ohne mich zu fragen, ob ich auch wirklich alles dabei hatte. Aber ich wusste es selber nicht, schließlich war ich vorher noch nie in ein anderes Haus eingebrochen. Bevor ich die Tür zuzog rief ich Nait ein „Bis morgen" zu und lief schnellen Schrittes los. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus. Dabei konnte ich nicht sagen, wieso eigentlich, schließlich konnte nicht nur eine Sache schief laufen, sondern mindestens gleich drei auf einmal.

„Hoffentlich sind das auch IP Kameras!", murmelte ich leise vor mich hin. Ich hatte dieses Skript von Conor S. Komplett verstanden und sogar noch einige Sachen ausgebessert, die es mir erlaubten, meinen Computernamen geheim zu halten und auch die Datenübertragung für die Fehlermeldung weiter nach Hinten zu setzten. Wir würden laut der Datei jetzt eine halbe Stunde Zeit haben, um nach Ausschalten der Kameras über die Mauer zu klettern, in das Haus einzubrechen, nach Beweisen zu suchen und wieder unbemerkt zu verschwinden.



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Huhu,

viel Spaß beim Lesen! :D 

Ich finde, so langsam könnte sich Lucius mal wieder blicken lassen! Er fehlt mir schon XD

Liebst Troian

Nur Über Meine Leiche, MafiosiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt