K A T R I N A
Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich nicht mehr auf dem Boden, sondern auf dem Bett. Panisch sehe ich zur Seite, doch dort liegt er nicht, jedoch lässt mich das eingesunkene Kissen erahnen, dass er zuvor dort gelegen haben muss. Knurrend fahre ich mir durch die Haare, als ich eine Gänsehaut bekomme bei dem Gedanken, wie er mich wohl ins Bett getragen hat, wo ich die ganze Nacht neben ihm geschlafen habe. Ich hoffe nur, ich habe nicht gepupst... Betend und mit roten Wangen stehe ich vorsichtig auf und sehe mich um. Ich erkenne seine Klamotten, welche er auf dem Boden verstreut hat und höre erst dann das Wasser im Bad rauschen.
Scheinbar duscht er.
Seufzend lasse ich erleichtert die Schultern sacken und schließe stöhnend die Augen. Bis er aus dem Bad kommt, bin ich bereits aus dem Zimmer und muss ihm somit nicht begegnen, doch da macht er mir auch schon einen Strich durch die Rechnung, als das Wasser plötzlich ausgestellt wird und sich wenige Sekunden später die Badtür öffnet. Ich schrecke heftig zusammen, als Leroy mit nur einem Handtuch um die Hüfte gewickelt herauskommt. Ich verfluche mich sogleich dafür, dass meine Augen sich so weit aufreißen und sich an seinem Oberkörper heften, wie Bienen an Honig. Mein Herz setzt einen Schlag aus, bloß um mir sogleich mit voller Wucht bis zum Hals zu schlagen. Leroy bemerkt zwar meinen Blick, sagt jedoch nichts dazu, was mich ungemein erleichtert. Es wäre sonst ziemlich peinlich geworden.
„Gut, dass du wach bist. Meine Hunde brauchen ihr Fressen", sagt er sogleich und läuft die wenigen Stufen hoch, um ins Ankleidezimmer zu verschwinden.
Dir auch einen guten Morgen, Leroy...
„Hast du mich verstanden?", ruft er scharf, woraufhin ich erschrocken bejahe. Mein verschlafener Blick trifft seinen, als er angezogen wieder herauskommt. Leider muss ich zugeben, dass er verdammt gut aussieht in der dunklen Stoffhose und dem schwarzen Hemd. Seine Haare sind noch nass und während ihm einige Strähnen auf die Stirn fallen, kringeln sich die Locken bereits im Nacken. Ich sehe ihm dabei zu, wie er sich die teure Uhr umlegt, doch sobald dies geschieht, sieht er mich wie aus dem Nichts erwartungsvoll an. Ich schüttle leicht den Kopf, um wieder zu mir zu kommen.
„Nein?", fragt Leroy plötzlich bedrohlich und kommt mir langsam näher, wie es nur ein Raubtier bei seiner Beute tut. Ich schlucke, verstehe nicht, was los ist. Mein Hals trocknet komplett aus. Es ist als würde mein Körper es inzwischen spüren... spüren, dass es jetzt gefährlich für mich werden könnte.
„Was?", wispere ich, als er bei mir ankommt und sich zu mir runter lehnt. Sogleich steigt mir sein angenehmer Duft nach Holznadeln und Moschus in die Nase, ehe seine Fäuste sich in die Decke graben und mich einkesseln, doch so ist er wenigstens auf Augenhöhe mit mir und ich muss nicht zu ihm aufsehen. Eingeschüchtert ziehe ich die Schultern ein und erwidere seinen kalten Blick eher fragend. Was hat er denn? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?
„Hast du mir gerade widersprochen?", fragt er ruhig, was ihn jedoch viel bedrohlicher erscheinen lässt, da seine Stimme sich dadurch so viel rauer und tiefer anhört. Ich schüttle verwirrt den Kopf und beiße mir auf die Innenseite meiner Unterlippe. Wo ist mein gestriger Mut bloß hin, verdammt?
„I-Ich habe dir eher nicht zugehört", gestehe ich ihm leise und merke erst sodann, dass das nicht unbedingt besser klingt, was mir auch das Heben seiner Brauen zeigt. „Ich war in Gedanken", füge ich hastig hinzu und ein wenig zu laut. Innerlich fluchend beiße ich mir auf die Unterlippe. Fast wäre mir eine Entschuldigung über die Lippen gekommen, doch das verkneife ich mir. Nein, ich werde mich sicher nicht für so etwas entschuldigen! Dafür hat er Verständnis zu haben.
„In Ordnung. Dann wiederhole ich mich eben", erwidert er nach einer Weile und lässt mich innerlich erleichtert seufzen. Nickend warte ich auf seine nächsten Worte. „Ich möchte nicht, dass du wieder Mal im Haus rumschnüffelst und ich will, dass du dich unserem Gast gegenüber respektvoll verhältst, angekommen?"
DU LIEST GERADE
Belleza del Silencio
Mystery / Thriller[Band I] Leroy Kingston. Er ist gefährlich. Er ist skrupellos und er lechzt nach Rache. Als Mafiaboss ist er es gewohnt, Leben einfach auszuschalten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wieso nur klappte es bei Katrina nicht? War es die Angst i...