Nun bin ich alleine mit Dorian in meinem kleinen Wohnzimmer, das durch seine Anwesenheit einfach nur winzig erscheint. Es ist, als hat seine Präsenz jede noch so kleine Ecke in meiner Wohnung erfüllt. Am liebsten würde ich die Fenster aufreißen und tief durchatmen, um meine Gedanken zu sortieren. Ein verrückter Teil von mir möchte ihm nämlich an die Gurgel springen, ihn anschreien und schlagen.
Ohne mich aus den Augen zu lassen, geht Dorian ein paar Schritt auf mich zu und zwingt mich somit nach hinten zu weichen, bis ich die Couch hinter mir spüre und stehen bleibe. Auch ich lasse meinen Blick nicht von ihm weichen, weil ich ihn spüren lassen möchte, dass ich mich dieses Mal nicht von ihm einschüchtern lassen werde. Deswegen rufe ich mir schnell in Gedanken, was er getan hat.
Er ist zwielichtig.
Ein gefühlloser Geschäftsmann.
Und er ist im Moment wahnsinnig wütend.Seine behandschuhte Hand umschließt mein Gesicht und zwingt mich einen Schritt näher auf ihn zuzugehen.
»Bedeutet dir dieser Arschloch was?», möchte er wütend wissen und ich sehe, wie eine Ader an seiner Stirn pocht.
»Du möchtest wirklich mit mir, nach all dem was passiert ist, über Racer diskutieren?«, frage ich schockiert zurück.
»So ist es, also was für eine Stellung hat er in deinem Leben?«
»War doch klar. Es geht nur um dein Ego. Du bist so überheblich und von dir eingenommen, dass der Gedanke, dass ich ...«
»Du wirst dich von ihm fern halten. Hast du mich verstanden?«
»Das hast du nicht zu bestimmen.«Er lacht finster »Natürlich werde ich das bestimmen. Ich denke zwar nicht, dass er die Eier dafür hat sich dir zu nähren, nachdem ich es ihm anders befohlen habe, aber sollte dir sein Leben wichtig sein, wirst auch du dich von ihm fern halten.«
Geschockt merke ich, dass er jedes Wort ernst meint. Ich stoße ihn weg und höre ihn leise fluchen.
»Du bist also nicht hier, um dich zu entschuldigen oder gewissen Dinge zu erklären. Nein du bist nur hier, um mir zu befehlen, mich von Racer fern zu halten.«Neben all der Wut die in mir brodelt, spüre ich auch ein Stechen in der Brust. Denn trotz allem dachte ich, dass er gekommen wäre, um sich zu entschuldigen. Dorian atmet tief durch, zieht langsam seine Lederhandschuhe aus und fährt sich dann mit den Händen durchs Haar.
»Du hättest niemals dorthin kommen sollen. Allein dafür könnte ich Racer umbringen.«
Er macht sich keine Gedanken darüber, dass er mich in ein Zimmer voller zwielichtigen Gestalten gezerrt hat. Anscheinend ist er vollauf mit seiner eigenen Eifersucht beschäftigt.Ich brauch dringen Abstand zu ihm, deswegen gehe ich um den Couchtisch herum und versuche möglichst viel Abstand zwischen uns zu bringen. Als ich mich umdrehe, hat er immer noch die Zähne zusammengebissen und ich weiß irgendwo in einem vernünftigen Teil meines Kopfes, dass ich eigentlich Angst haben müsste.
»Hör auf Racer zu beschuldigen. Ich wollte dort hin.», sage ich aufgebracht. »Du hast mir gesagt, dass ich nicht in deine Welt passe und ich wollte dir das Gegenteil beweisen. Es war einzig und allein meine blöde Entscheidung. Ich wollte dir eins auswischen. Aber keine Sorge, nach heute Nacht weiß ich definitiv, dass ich nicht in deine beschissene Welt gehöre. Also mach dir keine Sorgen ich könnte dir das Geschäft ruinieren.«
Als ich fertig bin mit meiner Ansage, atme ich schnell. Dorian blickt mich für einen Moment stillschweigend an, bevor er wieder auf mich zukommt.
»Bleib dort!«, rufe ich ihm zu, weil ich nicht denken kann, wenn er mir zu nah ist. Zu meiner großen Überraschung hört er auf mich und bleibt stehen.
»Verfluchter Mist.», murmelt er, gefolgt von anderen Worten.
»Du hast so getan, als wäre ich dir egal. Du hast nichts unternommen, als dieser widerlicher Viktor mich angefasst hat.», schießt die Wut aus mir heraus. »Du hast mich auch noch zu ihm gebracht!«
Seine braunen Augen brennen auf mich nieder, seine Nasenlöcher blähen sich auf und seine Schultern heben und senken sich im Takt seiner Atemzüge. Nun kommt er mir doch näher und drückt mich mit dem Rücken gegen den Schrank hinter mir.
»Weil ich nicht will, dass diese Männer dich gegen mich ausspielen. Irgendjemand dich gegen mich ausspielt. Begreifst du das?«
»Was ich begreife, ist, dass du ein skrupelloser Mann ohne Gewissen bist, der nur hier ist, um seinen Standpunkt gegenüber Racer deutlich zu machen.«Plötzlich ist der Schmerz in seinen Augen real, so real, dass meine Brust sich schmerzhaft zusammen zieht.
»Du hast keine Ahnung, wie skrupellos ich werden kann, Adria.«, flüstert er mir zu. »In meiner Welt überlebt man nur, wenn man skrupellos ist.«
»Du hättest niemals zulassen dürfen, dass er Hand an mich legt.», sage ich genauso leise zurück. »Das hat wehgetan, hörst du? Du hast deine Rolle so gut gespielt, dass ich wirklich dachte, dass es dir egal wäre, was mit mir passiert.«, bringe ich mit zitternder Stimme heraus.»Keiner in diesem Raum durfte erfahren, dass du ursprünglich wegen mir in die Halle gekommen bist. Dass du mich kanntest. Ich darf keine Schwachstelle zeigen, sonst wärst du nur ein gefundenes Fressen für sie.«
Ich möchte an meiner Wut fest halten, aber ich glaube ihm. Tief im Inneren weiß ich, dass er nicht lügt. Als ich meinen Kopf wegdrehe, beugt er sich näher zu meinem Ohr. »Trotzdem hätte ich es niemals zugelassen, dass dir etwas ernsthaftest passiert. Niemals.«Bei seinen Worten drehe ich meinen Kopf wieder zu ihm und blicke ihm in die Augen. Ehrlichkeit zeigt sich auf seinem Gesicht und auf einmal löst er seinen Blick von meinen Augen und starrt meine Lippen an. Er lässt meine Arme los und greift in mein Haar, als hätte er das schon die ganze Zeit vorgehabt. Sein Kuss ist so heftig, dass er meinen Kopf gegen seine Hand presst und seine Hand gegen den Schrank hinter mir.
Meine Lippen sind schon geöffnet und er öffnet sie weiter. Mir kommt es vor, dass es nicht nur ein Kuss ist, sondern eine Forderung. Das erste was ich schmecke, als er mit der Zunge in meinen Mund eindringt, ist der Geschmack von Scotch, doch es störe mich nicht.
Sein Körper lehnt sich an mich und ich sehne mich nach seinen Berührungen. Als ich die Hände hebe und in schwachem Widerstand gegen seine Brust drücke, legt er seinen freien Arm um meinen Rücken und presst sich an mich. In diesem Moment fühle ich mich begehrenswert und ich weiß nicht, ob ich mich jemals so gefühlt habe.
Obwohl ich recht unerfahren mit Männern bin, weiß ich, dass keiner es jemals schaffen würde, durch seine Küsse mich jemals wieder in Flammen aufgehen zu lassen, außer Dorian.
Es ist ein Schock.
Und gleichzeitig eine Offenbarung.
Als ich diese Lippen küsse, die durch eine seltene Abwesenheit von Wut weich sind, spüre ich, dass wir beide gefährlichen Boden betreten. Ein Gebiet, das ich mir geschworen habe zu vermeiden. Er unterbricht den Kuss nur einen Atemzug lang, bevor ein Hämmern erneut meine Wohnungstür erzittern lässt.
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Save Your Soul
Romance»Also was willst du?«, fragt er mich und hebt mit einer Hand mein Kopf an, damit ich ihm in die Augen blicke. »Dich.«, antworte ich ehrlich zurück. »Wenn du einmal Mein bist, gibt es kein Zurück mehr«, flüstert er mir ins Ohr. Ich nicke. »Du pass...