Fröhliches Kinderlachen war aus dem bunten Gebäude zu hören. Die Betreuerinnen lächelten und kümmerten sich um die vielen, kleinen Kinder. Heute war wieder der erste Tag für einige der Kleinen und somit hatten die Erwachsenen alle Hände voll zu tun. Obwohl ein paar Kinder sich freuten und ihre Eltern bereits komplett vergessen hatten, gab es genug, die nicht allein gelassen werden wollten und dies lautstark allen anderen klar machten.
Aufmerksam beobachtete Chaeyoung das Szenario. Das war nun ihr zweites Jahr hier, weshalb sie zum ersten Mal sehen konnte, wie die anderen Kinder sich anfangs verhielten. Natürlich hatte sie es selbst erlebt, als sie frisch in den Kindergarten gekommen war. Aber doch war es irgendwie anders gewesen. Damals war noch alles neu gewesen. Nun nicht mehr.
Chaeyoung beobachtete ihre Betreuerinnen, die sich Mühe gaben, die Kinder zu beruhigen und sich um sie zu kümmern. Zufällig bemerkte sie, wie eine Betreuerin Bonbons aus einem der hohen Schränke zog. Die Blondine lächelte und verteilte die Süßigkeit unter den neuen Kindern, weshalb einige tatsächlich aufhörten zu weinen.
Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Schwarzhaarigen, während sie mit ihren kleinen Füßen auf die sympathische Betreuerin zulief. Vielleicht erhielt sie ja auch ein Bonbon, wenn sie sie mit großen Augen bettelnd anblickte. Ansonsten würde sie sich heimlich eines nehmen.
"Oh. Hallo, Chaeyoung", lächelte die Ältere und tätschelte kurz Chaeyoungs Kopf. Diese plusterte deswegen ihre Wangen auf und deutete dann auf die Tüte in ihrer Hand, machte absichtlich große, flehende Augen. "Kann ich auch haben?"
"Wie heißt das?", fragte ihre Betreuerin zurück und versuchte sich an einem strengen Blick, der ihr nicht gelang. Sofort kicherte Chaeyoung und sagte dann eilig "Bitte!", wodurch sie ein breites Lächeln erntete. Die Blondine reichte der Kleinen eines der Bonbons und sogleich verzog diese sich in die hintere, ruhigere Ecke des Kindergartens. Hier tummelten sich normalerweise die Ältesten der Kinder, doch im Moment war kaum jemand hier, da die meisten neugierig auf die Neuen waren.
Aus diesem Grund konnte sich Chaeyoung auf einen der freien Stühle setzen, die eigentlich stets von jemand besetzt wurden. Sie lächelte durchgängig und wollte gerade das Papier entfernen, als sie jemanden in der Ecke sitzen sah. Verwundert weitete sie ihre warmen, braunen Augen, ehe sie aufstand und auf das Mädchen zuging.
Sie hatte helleres, braunes Haar und ihren Kopf auf ihren Knien abgelegt, die sie herangezogen hatte. Ihre dünnen Arme umschlangen ihre Beine und sie schien Chaeyoung nicht einmal zu bemerken, bis sie sie vorsichtig anstupste.
"Hier", sagte das junge Mädchen lediglich und streckte der Fremden das Bonbon hin, als sie ihren Kopf hob und sie verwundert ansah. Ihre nussbraunen Augen glitzerten leicht und sofort strahlte sie, als sie dankend das Bonbon annahm. Chaeyoung setzte sich neben sie und beobachtete sie dabei, wie sie das Papier des roten Zuckerstücks öffnete und sich dann in ihren kleinen Mund schob.
"Ich heiße Chaeyoung", stellte sie sich vor und streckte ihr ihre Hand hin, so, wie die Erwachsenen es immer taten, wenn sie sich vorstellten. Dabei war sich Chaeyoung sicher, dass sie dieses Mädchen bereits öfters hier gesehen hatte. Nur hatte sie nie mit ihr gespielt und sie verbrachte ihre Zeit meistens allein. Und das machte sie traurig.
"Ich bin Mina", antwortete die Brünette nun, nachdem sie das Bonbon in den hinteren Teil ihrer Wange verbannt hatte und schüttelte anschließend Chaeyoungs Hand. Augenblicklich fing diese leise an zu kichern, denn Minas Hand klebte ein bisschen wegen der Süßigkeit.
"Ich mag dich", platzte es aus ihr heraus und sie kuschelte sich an ihre neu gewonnene Freundin, die deswegen breit und glücklich anfing zu lächeln. "Ich mag dich auch."
Während sie das Bonbon aß, spielte Chaeyoung mit ihren Hand, was Mina einfach geschehen ließ und schweigend beobachtete. Schließlich drehte sie sich jedoch zu ihr um und ergriff ihre Hände, ehe sie in ihre wunderschönen Augen sah.
"Chaeyoungie? Willst du mich heiraten?"
Überrascht weitete die Angesprochene ihre Augen, da sie das nicht erwartet hatte. Doch aus Filmen wusste sie, dass diese Frage ganz besonders war und total wertvoll, darum nickte sie dann eifrig und strahlte mit der Sonne regelrecht um die Wette.
"Ja!"
♢~♢
Gedankenverloren stand Mina an ihrem Spind und wendete das Bonbon, welches sie zuvor zugesteckt bekommen hatte, in ihrer Hand. Sie seufzte einmal, als sie sich an ihre Kindergartenfreundin erinnerte, die sie durch ein Bonbon erst kennengelernt hatte. Zu gut erinnerte sie sich noch an ihr schwarzes Haar und ihre tief dunklen Augen, die einzigartiger nicht hätten sein können.
Doch nun auf dem College sollte sie sich um andere Dinge Gedanken machen, als um ein Mädchen, mit dem sie einst befreundet gewesen war. Die beiden waren auf unterschiedliche, weiterführende Schulen gegangen, obwohl sie in derselben Grundschulklasse gewesen waren, und hatten sich somit schnell auseinander gelebt. Dennoch gelang es Mina nicht, den Moment ihrer Kindheit aus ihren Gedanken zu verbannen, zu präsent war er aktuell wieder.
Zufällig bemerkte sie, wie ein Mädchen mit kurzen, blonden Haaren an ihr vorbeihuschte und hektisch an ihrem Spind herum fummelte. Wieso war sie denn so gestresst? Schrieb sie gleich eine Klausur?
Minas Blick fiel auf das Bonbon in ihrer Hand und ohne darüber nachzudenken, ging sie zu ihr. Vorsicht stupste sie sie an, weshalb die Blondine sich mit vor Wut verzerrtem Gesicht zu ihr drehte und böse zischte: "Lass mich in Ruhe, Jinyoung!"
"Jinyoung?", fragte Mina stirnrunzelnd nach, doch ihre Miene löste sich, als sie in ihre dunklen Augen sah. Und auch das Mädchen weitete perplex ihre Augen, konnte nicht glauben, wer da gerade vor ihr stand.
"Mina", hauchte sie noch immer überrascht. Ihr Herz machte vor Freude einen Sprung, sie hatte es für unmöglich gehalten, dass sie nach all dieser Zeit noch von ihr erkannt wurde. Zaghaft lächelte sie und hob das Bonbon vor ihre Nase, welches die Jüngere langsam und mit zitternder Hand annahm. Sie sah so verändert aus, aber positiv verändert, sowie älter und noch viel hübscher als damals. Und dieses Blond stand ihr einfach göttlich.
"Hallo, Chaeyoungie", sagte Mina nun und zog ihre Hand langsam wieder zurück. Die Blondine starrte einen Moment lang das Bonbon an, bevor sie wieder ihren Blick hob und ihr lächelnd in die Augen sah. Auch sie hatte es nicht für möglich gehalten, Mina wiederzusehen, nachdem sie so ein Teil ihrer wundervollen Kindheit gewesen war. Ein wertvoller Mensch in ihrem Leben, den sie eigentlich niemals hatte verlieren wollen. Jedoch hatte sie das Schicksal voneinander getrennt, nun allerdings wieder zusammen geführt. Und Chaeyoung nahm sich fest vor, sie nicht mehr loszulassen. Nie wieder, egal, was geschehen würde.
Doch Mina erging es kein Stück anders.
"Sag mal, Chae... würdest du mich denn immer noch heiraten wollen?"
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Fröhlichen Nikolaustag. :3
Ich weiß, dieser Oneshot ist nicht unbedingt weihnachtlich, aber ich habe ihn in den Tiefen meiner Entwürfe gefunden und mir gedacht, dass ihr euch sicher freut, wenn ich ihn hochlade. Und damit liege ich nicht falsch, hab ich recht? ^^
Vielen Dank für's Lesen, meine Kindas. Ich hoffe, er hat euch gefallen. <4
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