Kapitel 1

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Rick:

Tot müde lehne ich meinen Kopf ans Fenster, schließe die Augen und lausche der Musik, welche aus meinem Kopfhörer klingt. Die andere Seite habe ich nicht ihm Ohr, da ich sonst nicht höre, wenn mich Luca weckt. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, also muss ich dies jetzt nachholen, sonst kippe ich noch um. Da war fast 1:30 Stunden fahren, wird das schon gehen.
Die ersten 10 Minuten schaue ich aus dem Fenster, träume vor mich hin, dann jedoch wird es mir zu viel und ich schließe die Augen. Innerhalb von einigen Minuten schlafe ich ein, ich bekomme auch nicht mit, dass sich jemand in den Vierer setzt hat, wo noch zwei Plätze frei sind. Der leichte Geruch von Mandarinen liegt mir in der Nase, ein Hauch von Wald ebenfalls. Langsam öffne ich die Augen und stocke, ein blonder Mann mit blauen Augen, Bart und Anzug sitzt mir gegenüber. Und er sieht mich an! Schnell wende ich meinen Blick ab, schaue auf mein Handy, starre so sehr auf eine Stelle, dass alles verschwimmt. Mein Handy verrät mir, dass wir erst 20 Minuten gefahren sind und noch endliche vor uns haben, shit!
Seine Anwesenheit macht mich nervös, ich kann kaum klar denken. Er ist heiß, das muss ich zugeben, aber wer will schon etwas mit einem 17 Jährigen anfangen, der Piercings hat?
Niemand, genau.
Ich habe schnell herausgefunden, dass ich auf Typen stehe, auf ältere Typen, da sie mehr Erfahrung im Leben und vielleicht sogar im Thema Sex haben. Ich will mich unterwerfen, brauche eine dominante Hand, jemanden der mich beschützt aber auch Zuneigung.
Wie ich herausgefunden habe, dass ich auf ältere Typen stehe? Ganz einfach, ich hatte mich auf einer Dating Plattform angemeldet, mich mit jemandem gut verstanden und dann ein Treffen ausgemacht. Er war 23, ich 16 und jetzt bin ich seit einem halben Jahr keine Jungfrau mehr.
Das mit uns hat jedoch nicht gepasst, da er meinen Wunsch nicht akzeptiert hat, mal etwas anderes auszuprobieren, als SM.
Meinen Eltern hatte ich natürlich erzählt, dass ich zu Luca gehe und dort Übernachte, was sie mich auf problemlos geglaubt haben. Ich muss diese kleine Lüge einbauen, da sie mich nicht erlaubt hätten, dass ich mich mit einem 23 Jährigen Treffe, geschweige denn, dass er mich noch am selben Abend genommen und entjungfert hat.
Zurück zum Thema, immer noch auf mein Handy starrend, schießen mich hunderte von schmutzigen Gedanken durch den Kopf, mit ihm, dem Fremden.
Ich stelle mir vor, wie er mich packt, gegen die Wand drückt, mir schmutzige Dinge ins Ohr flüstert, mit seiner rauen Stimme. Wie er mich um den Verstand bringt, mich verrückt macht.
Allein diese Gedanken lösen bereits ein Problem in meiner Hose aus, shit!
Beruhig dich, tief durch Atmen, ein und aus, ein und -
Luca neben mir stupst mich an. Fragend schaue ich zu ihm noch, im Augenwinkel sehe ich seine Haare, seinen gutaussehenden, gut sitzenden Anzug, mit der schwarzen Krawatte. Mit dieser könnte er mir die Hände hinter den Rücken binden oder ans Bett und dann -
,,Alles gut?", fragt er, Besorgnis liegt in seiner Stimme.
,,J-Ja", stottere ich und schaue nach draußen. In der Scheibe spiegelt sich der Fremde, ich schaue den genannt an, schlucke hart und streiche mir durch mein Haar. Er sieht mich an, stelle ich fest und muss leicht grinsen.
,,Wird sind gleich da", verkündet Luca neben mir. Sofort prescht die Realität auf mich ein, mein Grinsen verebbt. Bevor wir aussteigen wage ich es nochmal einen Blick auf ihn zu werfen, nur um festzustellen, dass er ebenfalls aufsteht und sich hinter mich stellt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, erneut schießen mir die Gedanken in den Kopf und vernebeln mein Hirn.
Erneut liegt der Geruch von Mandarine in der Luft, er geht von ihm aus, stelle ich fest und schließe genießerisch die Augen.
,,Nicht so viel Träumen", ertönt plötzlich eine raue, dunkle Stimme an meinem rechten Ohr, ich zucke zusammen, muss leise keuchen, da ich sehr empfindlich bin. Rasch öffne ich die Augen, nur um zu sehen, dass schon alle ausgestiegen sind. Mit schnellen Schritten gehe ich zur Tür und öffne diese, verdammt ist das peinlich!!
Nach mir steigt er aus, scheint mir zu folgen.
Ich halte nach meiner Klasse Ausschau, finde sie schließlich und gehe zu ihnen.
,,Da bist du ja", ertönt die Stimme von Luca.
,,Sind wir alle komplett?", fragt meine Lehrerin und zählt alle durch, dann gehen wir los.
Kurz drehe ich mich nochmal um, der Fremde jedoch ist weg. Ich werde ihn nie wieder sehen!
Meine Stimmung kippt, ich will ihn wieder sehen, bitte.
Wir kommen im Museum an, ich habe einfach keine Lust mehr auf den Tag.
Fazit: Das Museum war langweilig, meine Stimmung die ganze Zeit im Keller.
Wir gehen zum Weihnachtsmarkt, ich habe keine Lust, da meine Gedanken sich nur um ihn drehen.
,,Was ist heute los?", fragt Luca und sieht mich an, ,,du bist den ganzen Tag schon so schlecht drauf, ist was passiert?" Am liebsten würde ich sagen, was mich bedrückt, aber niemand weiß, dass ich schwul bin und auf ältere stehe.
,,Bin nur müde", einerseits ist es wahr, da ich kaum geschlafen habe, aber er muss auch nicht alles wissen, noch nicht.
Stumm nickt er.
,,Wir treffen und in 3 Stunden wieder, solange könnt ihr hier herum laufen", verkündet meine Lehrerin über das Stimmengewirr.
,,Lass uns zusammen gehen", meint Luca und nimmt zieht mich am Arm von den anderen weg. Dabei remple ich aus verstehen jemanden an.
,,Tschuldigung", murmle ich nur, wende meinen Blick ab, kurz bevor ich dies tue, dreht mir die Person das Gesicht zu. Mein Atem stockt, er!

Der FremdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt