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Mein Wecker holt mich unsanft aus dem Schlaf und als ich realisiere, das Montag ist, könnte ich anfangen zu weinen.

Gestern bin ich früh ins Bett, weil mir der Schlafmangel der vergangenen Nacht ganz schön zugesetzt hat. Ich war unterwegs und habe dann abends Paper Paradise beendet. Danach konnte ich zum Glück relativ gut einschlafen.

Fernsehjournalismus und Medienökonomie steht heute auf dem Plan. Wie gesagt, ich hasse Montag.

Heute Morgen entscheide ich mich für Kaffee, damit ich überhaupt halbwegs wach werde. Ich starte die Kaffeemaschine und ziehe mich in der Zeit um. Schwarzer kurzer Lederrock, einen cropped Pullover und schwarze Overknees. Zufrieden mustere ich mich, meine Haare fallen in leichten Locken über meinen Rücken und meine Wimpern und Augenbrauen sehen voller aus als sie eigentlich sind.

Vor Beginn des Studiums habe ich meine Haare aschblond färben lassen und das seitdem beibehalten. Es hat einfach zu meinem Neustart gepasst. Ihr normales Braun war mir zu langweilig und das vorherige schwarz passte nicht zu meiner neuen Einstellung. Ich brauchte eine Veränderung.

Ich schminke mich schnell und stecke dann silberne Ringe in meine Piercings am Ohr. Rechts habe ich vier und links fünf. In das normale Ohrloch stecke ich noch jeweils eine Kreole und dann bin ich startklar.

Den Kaffee in der Hand und die Tasche auf der Schulter mache ich mich auf den Weg. Es ist kurz vor halb neun, ich muss mich also ranhalten, wenn ich nicht zu spät kommen möchte.

Mein einziger Lichtblick ist, dass ich Liss und Robin nachher bei Medienökonomie treffe. Wenigstens etwas. Zum Glück schmeckt mein Kaffee super, ich habe genau die richtige Menge Zucker und Milch dazu gegeben.

Toni winkt mir über den Campus hinweg zu, aber sie hat es genauso eilig wie ich, also bleibt uns keine Zeit zum Quatschen. Nils, unser Dozent lächelt, als ich zusammen mit ein paar anderen den Hörsaal betrete.

Ausgerechnet bei dem Modul, was mich nicht wirklich anspricht, haben wir einen richtig tollen Dozenten. Er ist jung und beherrscht seinen Job besser als 90% seiner Kollegen.

Noch ein letzter Blick aufs Handy. Toni hat mir einen Snap geschickt und dazu geschrieben, dass ich heiß aussehe. "Du Stalkerin!" Schreibe ich und schaue böse in die Kamera. Sie antwortet mir sofort und schickt ein Dutzend Lachsmileys. Sie nimmt mich nicht ernst, die blöde Kuh.

Grinsend und schon viel besser gelaunt, lege ich mein Handy beiseite und konzentriere mich auf Nils, der mit dem Thema Storytelling beginnt.

Um 12.30 haben wir es endlich geschafft, ich mache mir zuhause ein paar Sandwiches und fülle meinen Kaffeebecher, nachdem ich ihn ausgespült habe, mit Tee auf.

Dann treffe ich mich auf dem Campus mit Liss und Robin. "Oh ab jetzt beginnt der gute Teil des Tages." Ich umarme die Beiden fest und sie schauen mich überrascht an. "Tate, hast du etwa gute Laune?" Robin grinst mich unverhohlen an und ich rolle nur mit den Augen. Er muss immer alles verderben.

"Ärgere sie doch nicht, die gut gelaunte Tate ist zwar etwas gruselig, mir aber immer noch tausend Mal lieber als die grummelige." Oh Mann. "Vielleicht habe ich mich auch geirrt", brumme ich, grinse die Beiden aber an.

"Na los, lasst uns gehen." Robin schiebt uns ungeduldig in die Richtung des großen Hauptgebäudes. Liss trägt ein süßes Jeanskleid und eine Cord Jacke, die wir letzte Woche zusammen gekauft haben.

"Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass du das dieses Jahr noch tragen kannst", prahle ich und sie stimmt mir widerwillig zu. "Ja und Tates 'Fick mich Stiefel' sehen auch mega aus. Habt ihr es dann?" Liss und ich brechen wegen Robins Kommentar in schallendes Gelächter aus. Er streicht sich leicht genervt durch die Haare.

Der Hörsaal, den wir jetzt betreten ist deutlich größer als der, von meiner letzten Vorlesung. Wir lassen uns im hinteren Teil nieder und legen unser Material bereit.

"Da kommt unser Professor Doktor Doktor." Robin deutet auf die Frau, die den Saal betritt und sich am Podium postiert. Sie schaut über die Versammelten und hat, wie immer, diesen leicht missbilligenden und kritischen Blick drauf.

Um 16 Uhr sind wir ein paar der Ersten, die aus dem Hörsaal strömen. Liss bestellt sich schon die nächste Pflichtlektüre bei Amazon, während ich lieber schaue, was ich heute bei Netflix gucken kann.

"Gehen wir noch ins Blue Bottle?", fragt Liss und sieht von ihrem Handy auf. "Ich könnte so einen Cookie wirklich gut gebrauchen", sage ich und sehe die Schokoladen Stückchen schon vor mir. "Ich ein Bier." Robin deutet in Richtung Down Under, aber ich schüttle vehement den Kopf. "Ich arbeite da, und heute habe ich frei. Ihr seid eh schon viel öfter da, als ihr solltet." Und nervt mich, füge ich noch im Stillen hinzu.

"Ja oke, dann halt Kaffee", brummt er und tippt auf seinem Handy rum, wahrscheinlich um Toni und Spence Bescheid zu geben.

Zehn Minuten später sitzen wir in dem gemütlichen Cafe und haben unsere dampfenden Getränke vor uns abgestellt.

Toni erzählt von ihrem Sonntag, Liss beschwert sich über die ganzen Pflichtlektüren, die Lee uns aufgebrummt hat und Robin zieht mich wieder wegen dem Typen in der Bar am Freitag auf. Alles läuft also ganz normal.

Jedenfalls bis Cole sich zu uns setzt und ich mich zusammenreißen muss, um ihn nicht entgeistert anzustarren. Ich versuche mich aus der Unterhaltung größtenteils rauszuhalten und konzentriere mich auf meinen Schokoladen Cookie.

"Also Tate?" Toni sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Was hast du gestern gemacht?" 

"Nichts Besonderes", antworte ich ausweichend und lenke das Thema von mir weg.

Das geht auch eine Zeit lang gut, dann grinst Robin fast bösartig. "Und wie war deine Nacht am Freitag noch?" Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu und hoffe, dass niemand ihn gehört hat. Vergebens. Denn Coles Blick neugieriger Blick liegt schon auf mir und Tonis einen Augenblick später auch. Mist.

"Miles war da", sage ich und widme mich dem letzten Rest meines Matcha Latte. "Und was habt ihr so gemacht?" Coles Stimme trieft vor Spott und ich muss mich zusammenreißen, um nicht zu zucken. Stattdessen schaue ich ihm provozierend in die Augen.

Er erwidert den Blick und seine Augen funkeln, um seine Lippen liegt ein harter Zug und ich wende den Blick schnell wieder ab. Das war irgendwie zu viel. Zu intensiv.

"Ich bin mit zu ihm," sage ich an Toni gewandt und lehne mich mit meinem Glas zurück. Ich schaue zu Toni, weil sie links von mir sitzt und ich so Cole, der rechts neben Robin sitzt, nicht anschauen muss. "Warst du nicht letztes Wochenende schon bei ihm?", fragt sie und ich nicke. "Jep."

"Aber er ist doch nicht wirklich dein Typ, oder?" Liss muss sich jetzt auch noch einmischen und ich würde am liebsten weglaufen. "Nö," sage ich nur und hoffe, dass das Verhör jetzt beendet ist. Aber meine sogenannten Freunde quälen mich weiter. "Aber er scheint dich zu mögen", redet sie weiter. "Ich habe noch von niemandem gehört, dass sie mehrmals mit ihm im Bett war. Und das war nicht ihre Entscheidung."

Das reicht jetzt aber mal! Wieso müssen die sich so einmischen? "Wie sieht es denn bei dir aus, Liss? Wann hast du das letzte Mal mit einem Typen geschlafen?" Sie schaut mich erschrocken an, aber ich halte meinen Blick weiter auf sie gerichtet. Wenn sie mich einfach so ins Kreuzverhör nehmen kann, sollte sie das auch abkönnen.

"Schon ein bisschen her", antwortet sie leise und senkt den Blick. Jetzt tut es mir fast schon wieder leid. Toni lenkt das Gespräch wieder auf ungefährliches Terrain und Cole steht nur wenige Minuten später auf und verabschiedet sich kurzangebunden. Es dauert nicht lange, bis sich der Rest unserer Runde auch auflöst.

Was für ein beschissener Tag.

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Was macht ihr am Wochenende? Ich bin morgen auf der Babyparty meiner besten Freundin und abends auf einem Geburtstag. Sonntag zwei Stunden arbeiten und ansonsten alles entspannt angehen lassen. Schönes Wochenende für euch 💘

Never Falling Deeper | AbgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt