Gestern war ein entspannter Tag, ich habe viel gelesen unter Anderem maybe someday von Colleen Hoover. Dieses Buch war so unglaublich toll, ich habe fast geweint und ich weine eigentlich nie.
Ich trage ein weißes lockeres Leinenkleid, es ist kurz und eine Schulter liegt frei. Darunter blitzt mein rosa Spitzen BH hervor. Ich mag mein Outfit. Liss und ich sitzen wieder in unserem Lieblingscafe, das Blue Bottle ist ziemlich voll.
Auf dem Weg hierher sind uns die ersten Weihnachtsdekorationen aufgefallen und ich wünschte, ich hätte sie nicht gesehen. Ich mag Weihnachten nicht. Und ich dachte, ich hätte noch ein paar Wochen Ruhe vor dem Glitzer und den roten Zipfelmützen.
Die Vorlesungen für heute sind schon geschafft, denn die letzte ist ausgefallen und eigentlich sollte ich mich nicht so dermaßen darüber freuen, aber ich tue es dennoch.
"Wie viel Zeit hast du noch?", fragt Liss und schaut von ihrem Zimtkakao mit Sahne hoch, was Weihnachten betrifft ist sie das genaue Gegenteil von mir. Sie liebt es. Und wenn ich liebe sage, meine ich das komplette Paket.
Ihr Zimmer ist seit dem ersten November Wochenende vollkommen dekoriert. Sie findet die Weihnachtszeit nämlich zu kurz und zieht sie einfach dementsprechend in die Länge. Sie trägt einen Weihnachtspullover, er ist rot und trägt ein braunes Rentier auf der Vorderseite. Und ja, es ist immer noch November.
"Noch eine Stunde," antworte ich nach einem kurzen Blick auf die Uhr. Sie nickt zufrieden und holt uns zwei Cookies. "Wegen Gestern," fängt sie an und hebt vorsichtig den Blick, "ich wollte mich entschuldigen. Ich habe dich ganz schön in Verlegenheit gebracht."
"Ich dich aber auch," gebe ich zu. "Du hast mich irgendwie kalt erwischt. Ich war ganz schön pampig." Sie nickt und nimmt mich kurz in den Arm. "Das nächste Mal lassen wir uns nicht gegenseitig auflaufen, ja?" Ich erwidere ihre Umarmung und sie drückt mich fest.
"Wenn du über irgendwas reden willst, bin ich immer da. Und auch wenn du es nicht willst." Sie kichert und ich sehe sie grinsend an. "Miles ist ein Arsch," sie lacht laut. "Ja, ist er", stimmt Liss mir zu. "Aber er ist gut im Bett," füge ich mit leiserer Stimme hinzu und ihr Kichern nimmt fast hysterische Ausmaße an.
"Wie viele Orgasmen?", bricht es aus ihr heraus, während sie kaum noch Luft kriegt. Ich stimme in ihr Lachen mit ein. "Zwei", sie kreischt und krallt sich in meinem Arm, um nicht vor Lachen vom Stuhl zu fallen.
Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, sagt sie: „Ich bringe dich zur Arbeit." Und wir machen uns auf den Weg zur Bar.
Dort angekommen ziehe ich einen schwarzen Pullover über das weiße Kleid. "Niko, hi", begrüße ich meinen Chef. "Hallo meine Schöne", er umarmt mich halb und das ist schon viel mehr als ich von ihm gewöhnt bin. "Was ist los?", frage ich grinsend und schiele zu dem Platz auf dem Celeste immer sitzt.
Sie starrt böse zu uns herüber und ich verpasse Niko einen Schlag vor die Brust. "Du Arsch, jetzt bin ich den ganzen Abend ihrem mörderisch-stechendem Blick ausgesetzt." Er lacht nur und zuckt mit den Schultern. "Du bist taff genug, um das auszuhalten."
"Wollen wir im Dezember einen Special Shot anbieten?", ändert er das Thema und sieht mich fragend an, ich zucke nur mit den Schultern. Das ist mir sowas von egal, aber sagen kann ich das nicht. "Vielleicht etwas Schokoladiges? Kinderschokolade? Irgendwie sowas?" Ich brumme nur zustimmend. "Begeisterung sieht anders aus." Er grinst und ich nicke. "Jep", er lacht.
Celestes Miene wird immer griesgrämiger und meine Laune immer besser. Er hat schon öfter mit mir geflirtet, um sie auf die Palme zu bringen und ich kann nicht behaupten, dass es mich stört.
Kurz vor dem Ende meiner Schicht macht Niko mich auf zwei Typen an einem Tisch aufmerksam, die mich angeblich beobachten. Nachdem er mich darauf hingewiesen hat, fällt es mir auch auf. Immer wenn ich zu ihnen schaue, gucken sie auch zu mir.
Als ich näher dran bin, identifiziere ich einen der Beiden als den aufdringlichen Kerl vom Wochenende. „Du übernimmst bitte den Tisch, ja. Ich will keinen Stress mit denen", sage ich an Niko gewandt und er nickt zustimmend.
„Na, was flüstert ihr wieder?", zischt Celeste mich von der Seite an und ich grinse nur. „Nichts Wichtiges." Ich könnte ihr sagen, worum es ging, will ich aber nicht. Sie wird ihre eigene Fantasie benutzen müssen.
Das merkwürdige Gefühl, dass die beiden in mir auslösen bleibt. Im ersten Moment ist mir der Gedanke gekommen, dass es Freunde von meinem Ex sind. Aber das ist Blödsinn. Die sind drei Bundesstaaten entfernt. Ich bin in Colorado, die sind in Minnesota.
„Machst du heute früher dicht?" Nico sieht sich um. Es sind nur noch drei Tische besetzt, obwohl wir eigentlich noch zwei Stunden geöffnet haben. „Ja kann gut sein. Aber du kannst dich jetzt ruhig auf den Weg machen."
„Ist gut, ich mache das hier noch schnell zu Ende." Ich deute auf die Kasse, die ich gerade zähle, um sie mit den Einnahmen im System zu vergleichen. Danach gehe ich ins Lager, ziehe meine Jacke an und schnappe mir meine Tasche.
„Kasse stimmt, bis bald", verabschiede ich mich, Niko winkt mir unter dem Tresen zu, während Celeste auf ihn einredet. Ich grinse nur in mich hinein und verlasse die Bar. Durch das Fenster sehe ich, wie die beiden Typen ebenfalls aufstehen und beginne kurzerhand zu laufen. Erst kurz vor meiner Wohnung werde ich langsamer.
Als ich die Tür hinter mir geschlossen habe, weiß ich schon, dass ich heute nicht gut schlafen werde. Ich mache mir einen Tee und lege mich dann mit ein paar Uni Sachen ins Bett. Ich kann ja wenigstens versuchen zu lernen.
Nach einer Stunde gebe ich es auf, wie ich vermutet habe, bin ich jetzt zwar todmüde, kann aber nicht einschlafen. Meine Gedanken kreisen wild und absurde Szenarien spielen sich vor mir ab. Immer wenn ich nicht einschlafen kann, versuche ich mir einen Traum zu basteln. Etwas, was ich mir wünsche und versuche daraus eine Geschichte zu spinnen, wie ich es erreichen könnte.
Ich mach das immer so und früher oder später funktioniert das eigentlich. Heute allerdings nicht. Gegen zwei Uhr habe ich noch keine Sekunde geschlafen und mein Körper wird wieder wacher. Ich habe Durst, muss dann auf Toilette und um drei sitze ich auf der Couch und schaue two and a half men.
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Never Falling Deeper | Abgeschlossen
RomanceTate Mitchels weiß genau, was sie will und was nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben geht es ihr gut, wirklich gut. Sie hat Freundinnen, arbeitet, kann sich ihren Lebensunterhalt verdienen und studiert Journalismus. Das ist, was sie will. Ein normale...