Kapitel 2

44 4 2
                                    


So hatte ich mir den Start nach Frankreich nicht vorgestellt.

Den kompletten Flug über hatte ein Kleinkind geweint. Das war die Hölle!

Aber jetzt bin ich zum Glück an der Gepäckausgabe angekommen. Wie so oft, habe ich keinen perfekten Tag, also kann man auch nicht erwarten, dass mein Koffer als erstes auf dem Band liegt.
So ein Pech aber auch!
Also warte ich 20 Minuten auf meinen verflixten Koffer und sehe den Leuten hinterher, die glücklich mit ihren Gepäckstücken den Flughafen verlassen und sich auf ihren Urlaub hier freuen.

Tja, so läuft das bei mir leider nicht ab.

Als nach geschlagenen 34 Minuten dann eine Bedienstete vom Flughafen mit meinem Koffer in der Hand angelaufen kam und sich für das Verlieren meines Koffers auf dem Weg ausgiebig entschuldigt hat, kann auch ich die Gepäckausgabe endlich verlassen.

Was für eine Tortur. Und dann soll mir noch einmal jemand sagen, das alleine reisen toll sein soll!

Ich beschließe den ganzen Trubel erstmals zu vergessen und suche nach dem Ausgang.
"Mist, mist, mist. Wo ist der denn?!", sage ich eher zu mir, als zu irgendjemandem sonst.
Ich bleibe also vor einer Karte vom Flughafen stehen und studiere diese sehr genau.

Auf einmal läuft ein Typ mit voller Wucht in mich hinein. "Ey! Pass mal auf wo du stehst! Du siehst doch, dass hier Leute vorbeigehen!", ranzt dieser mich an und geht schnaubend weiter.

Verwirrt schaue ich ihm nach. Er hat kurze braune Haare und ist komplett in schwarz gekleidet. Komisch ist nur, dass er gar keinen Koffer dabei hat.
Vielleicht holt er ja jemanden ab. Egal. Ich möchte mich nicht weiter mit so einem Vollidioten beschäftigen, denn der kann mir gestohlen bleiben.

Ich habe sowieso schon viel zu viel Zeit hier am Airport verbracht. Luc und Tante Lisette warten jetzt bestimmt schon viel zu lange auf mich.

~♡~

"Da bist du ja!", ruft plötzlich eine Person. Ich drehe mich um und sehe in die strahlend hellblauen Augen meines Cousins.
Seine wuschligen dunkelblonden Haare, die durchaus als hellbraun durchgehen würden, hängen ihm halb im Gesicht.

Fröhlich lächelt er mich an und ich kann mir denken, dass dieses Lächeln schon ein paar Mädchenherzen auf dem Gewissen hat.
Er sieht in echt wirklich noch besser aus, als auf seinen Bildern.

Ich schenke ihm auch ein Lächeln und er tritt einen Schritt zur Seite. Meine Tante kommt anschließend auf mich zu und nimmt mich in den Arm.

"Mannoman bist du groß geworden! Das letzte Mal als ich dich gesehen habe, warst du noch ganz klein.
Sag mal, hast du genug gegessen? Hast du gut geschlafen? Hast du dich überhaupt ausgeruht?"
Schmunzelnd mustere ich sie. Irgendwie erfüllt sie in jeder Hinsicht das Klichee der typischen Hollywood Tante, obwohl sie aus Frankreich kommt.
Auf jeden Fall stört mich ihre fürsorgliche Art überhaupt nicht.

"Erstmal hallo!", sage ich lachend. "Ja, alles super. Ich bin froh endlich da zu sein." Ich schaue sie an und sie schenkt mir ein strahlendes Lächeln zurück.
Schnell schreibe ich meinen Eltern eine Nachricht, dass ich gut angekommen bin und wende mich wieder Luc zu.
Dieser ist gerade dabei meinen Koffer zu nehmen, den ich bei der stürmischen Umarmung von meiner Tante aus der Hand verloren habe.

"Wow, bin ich erleichtert endlich hier bei euch zu sein.", sage ich wieder zu beiden zugewendet. "Ihr glaubt gar nicht, wie anstrengend der Flug war. Ein Kleinkind hat die komplette Zeit geweint und jetzt am Flughafen kam mein Koffer nicht an und dann hat mich so ein blöder Typ angerempelt und der meinte- ", begann ich loszusprudeln. "Hey hey hey, ganz langsam.", unterbricht mich Luc grinsend. "Fang nochmal von vorne an und sprech' etwas langsamer. Man versteht ja kein Wort."

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und Luc fängt daraufhin an zu lachen.
Es ist ein helles freundliches Lachen, bei dem einem gleich warm ums Herz wird.

"Na kommt ihr beiden. Kira, du kannst uns ja gleich alles im Auto erzählen.", unterbricht uns diesmal Tante Lisette.
Sie hakt sich nachdem sie gesprochen hat bei mir unter und wir laufen plaudernd in Richtung Ausgang. Ich sehe noch aus den Augenwinkeln wie Luc uns kopfschüttelnd, wieder grinsend folgt.

Zwei Facetten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt