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Atlas und ich gingen schweigend aus dem Raum. Wir hatten jetzt zusammen Weltengeschichte bei Professor Birdus. Er war mein Lieblingslehrer, sein Unterricht war immer interessant und lustig, aber ich war heute nicht mehr in der Stimmung etwas zu lernen.

„Wir müssen heute in der Bibliothek nachforschen und Lehrer fragen. Lehrer mögen mich nicht besonders, deshalb solltest du das übernehmen. Du bist doch der Liebling von jedem, so viel wie du schleimst." Ich schüttelte einfach nur den Kopf und sagte erstmal nichts. Ich schleimte mich nie ein.

„Die Lehrer mögen mich, weil ich höflich bin, gute Noten habe und mich am Unterrichtsgespräch beteilige. Vielleicht solltest du zur Abwechslung auch mal deine Hand heben und etwas gutes sagen, statt dich mit deinen Freunden zu unterhalten", sagte ich schnippisch und ging einen Schritt schneller als er. Er sollte ruhig fühlen, dass ich mir so dumme Bemerkungen nicht gefallen ließ.

„Sei doch nicht eifersüchtig, nur weil ich Freunde habe", sagte er lachend und holte mich wieder ein. Autsch. Ich wusste ja, dass ich nicht sonderlich beliebt war, aber ich hatte sehr wohl Freunde. Meine besten Freunde Lara und Emma hatten schon ihren Abschluss und studierten im Ausland. Wenn ich dieses halbe Jahr endlich hinter mir hatte, würde ich auch zu ihnen gehen. Dafür müsste ich nur diesen Idioten loswerden und irgendwie würde ich es schaffen, aber ich könnte ganz bestimmt nicht mein ganzes Leben mit ihm führen.

Wir kamen am Klassenraum an und ich zischte noch: „Ich habe sehr wohl Freunde!", klopfte an der Tür und betrat den Raum. Professor Birdus schaute überrascht zu mir. Ich kam nie zu spät, Atlas schon. „Wieso seid ihr zu spät?" Atlas' Freunde sahen ihn komisch an, er grinste nur und ging an seinen Platz. „Äh ich war noch auf Klo", sagte ich blamiert und setzte mich hin. Atlas nickte und hatte dieselbe Ausrede. Es klang einfach besser als: „Oh sorry, hab gerade meinen Seelenverwandten gefunden, den ich aber nicht leiden kann."

Weltenkunde war mein Lieblingsfach. Es ging um die Geschichte der verschiedenen Welten, die von den großen Mächten erschaffen und durch riesige Wasserfälle voneinander getrennt wurden. Es gab die Menschenwelt, in der stinknormale Menschen lebten. Dann ein Wasserfall weiter unten war unsere Welt. Die Welt der Seelenverwandten, wir waren einfach nur Menschen mit diesem special feature. Meine Welt sah genauso aus, wie die Welt der Menschen, wir hatten die selben Länder und Städte. Unsere Welt war also eigentlich eine Parallelwelt. Dann eine Welt unter uns, lebten die Zauberer und Hexen. Das ging, dann immer so weiter und ganz unten war dann die Welt der Schattenwesen, voll mit bösen, gefährlichen Kreaturen.

Die große Überschrift an der Tafel verriet mir, dass es heute wieder um unsere Welt ging.

„Wer von euch hier in der Klasse hat schon seinen Seelenverwandten gefunden?" Ich schaute verstohlen zu Atlas rüber, der mich bereits anstarrte. Schnell schaute ich weg, aber keiner von uns beiden meldete sich, denn es war klar, dass bei uns etwas schiefgelaufen war. Er könnte niemals romantische Gefühle für mich entwickeln und ich erst recht keine für ihn. Zwei Mädchen und ein Junge hoben ihre Hände. Sie lächelten, waren glücklich bei dem Gedanken an ihre Partner. Sie hatten die richtige Person gefunden.

Ich meldete mich auch, aber um eine Frage zu stellen.

„Kam es schon mal vor, dass sich die großen Mächte bei den Seelenverwandten geirrt haben?" Er schaute mich überrascht an und schüttelte den Kopf.
„Wenn sich Seelenverwandte finden, entwickeln sie direkt Gefühle füreinander. Es ist, wie wenn man einen Lichtschalter umlegt. Das Herz wird von neutralen Gefühlen zu romantischen Gefühlen umgestellt und man fühlt sich sicher und willkommen bei seinem Partner oder seiner Partnerin. Man fühlt sich auch zueinander angezogen, also kann man nicht dagegen ankämpfen. Die großen Mächte haben bis jetzt noch keinen Fehler gemacht und werden es auch ganz bestimmt nicht."

„Aber kam es denn schon Mal vor, dass sich zwei angebliche Seelenverwandte nicht für die richtigen Partner gehalten haben, obwohl die Symptome zutrafen?" Ich versuchte nicht zu Atlas zu sehen, bekam aber aus dem Augenwinkel mit wie er sich aufsetzte. Jetzt wurde es auch für ihn interessant.

„Sagen wir mal, ein Mädchen trifft an ihrem Geburtstag ihren Seelenverwandten. Sie kennt diesen Jungen schon seit längerer Zeit und mochte ihn noch nie sonderlich, und das aus vielen verschiedenen Gründen. Auch er kann sie nicht leiden. Beide fühlen sich nicht zueinander hingezogen, aber dieser ganze „Die Welt bleibt stehen-Prozess" ist schon geschehen und wenn sie sich berühren kribbelt alles. Aber beide wissen, dass es einfach nicht stimmen kann, dass sie nicht füreinander bestimmt sind. Was passiert dann? Wenn sie auch nach Stunden oder Tagen immer noch keine Liebe füreinander empfinden." Mein Herz klopfte wie wild.
„Mit der Frage bin ich jetzt leider auch überfordert. So ein Fall ist mir noch nie untergekommen. Ich bin mir sicher, dass die großen Mächte niemals Fehler machen würden, sie haben schließlich unsere Welten erschaffen. Sie haben so vielen Menschen Freude durch Seelenverwandte, durch Partner fürs Leben, bereitet. Ich werde mich mit dieser Frage heute Abend mal beschäftigen und in meinen Büchern nachforschen. Am Montag kann ich dann antworten." Am Montag erst. Das war zu spät. Ich nickte einfach nur und starrte auf meine Hände. Aber was hetzte mich denn eigentlich? Die Ungewissheit oder der Fakt, dass ich einen falschen Partner hatte, den man wahrscheinlich nicht tauschen konnte? Ich würde mein ganzes Leben lang traurig sein.

„Sucht euch jetzt bitte einen Partner und bearbeitet die Aufgaben, die an der Tafel stehen."
Ich starrte noch immer auf meine Hände, sah dann aber wie jemand sich vor mich stellte. Überrascht schaute ich auf und sah Atlas vor mir stehen. „Was ist?", fragte ich überrascht. „Ich bin dein Partner", sagte er achselzuckend und setzte sich neben mich. „Nein bist du nicht?", es hörte sich mehr nach einer Frage an. „Doch und jetzt los." Überfordert holte ich meine Sachen raus und sah mir die Aufgaben an. Ich konnte doch jetzt niemals arbeiten. Ich hatte eben erst meinen Seelenverwandten gefunden, den ich aber nicht leiden konnte. Trotzdem saß er neben mir und möchte mit mir diese scheiß Aufgabe bearbeiten. Mein Kopf war kurz vorm platzen. Gab es einen Weg meinen Seelenverwandten zu wechseln? Mir wäre nämlich sogar mein popelnder Nachbar lieber. Dem könnte man nämlich noch beibringen wie man sich richtig zu verhalten hatte. Atlas konnte man nicht mehr verändern. Er wäre auch weiterhin unzuverlässig, fies, arrogant und sonst noch alles. Ich ließ frustriert meinen Stift auf meinen Tisch fallen und seufzte. „Hey, alles wird gut. Wir kriegen das schon irgendwie hin." Tröstend sah er mich an und legte mir seine Hand auf die Schulter. Die Stelle kribbelte angenehm. Mir gefiel es nicht. Ich mochte nicht, was für eine Wirkung er auf mich hatte. Wir mussten schnell handeln, damit ich diese dummen Gefühle loswurde. Ich nickte und lächelte ihn leicht an. Er erwiderte mein Lächeln, plötzlich zog er seine Hand dann weg und räusperte sich. „Und jetzt los, Nerdy. Wir müssen die Aufgaben bearbeiten." „Nenn mich nicht so!" „Okay, Nerdy", sagte er grinsend. Ungewollt musste ich lächeln. Ich las mir die Aufgaben noch mal durch.

„Hazel, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Hoffentlich findest du deinen Seelenverwandten jetzt schneller." Ich lächele meinen Lehrer an. „Dankeschön und ja hoffentlich." Atlas starrte mich an. „Bezüglich deiner Frage von vorhin. Ist da irgendwas, das dich bedrückt?", besorgt sah er mich an. „Nein, alles ist gut", sagte ich kopfschüttelnd. „Ich, äh, hab nur Angst, dass mir so etwas passieren könnte." Er lachte. „Hazel, wir haben alle so unsere Ängste und Zweifel. Aber ich bin mir sicher, dass die großen Mächte jemand ganz besonderes für dich gewählt haben und dieser jemand kann sich sehr glücklich schätzen, jemanden wie dich zu haben." Ich lächelte ihn an und bedankte mich. Jemand Besonderes? Dass ich nicht lache. „Wenn es dich aber sehr interessiert kannst du dich auch schon selber darüber informieren. Ich habe schon an ein paar bestimmte Bücher gedacht", teilte er mir mit und listete einige Bücher auf. Ich bedankte mich wieder und er ging weiter durch die Klasse. „Na dann haben wir schon einen ersten Anhaltspunkt." Ja, vielleicht fanden wir etwas nützliches.



Hello, ein weiterer Teil! Ich hoffe es gefällt euch.
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Miray

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