148. Kapitel geschundenes Herz

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Wieder einmal versuche ich meine schweren Lider zu öffnen und bin sofort verwirrt. Eben war es doch noch hell, nun sehe ich in die untergehende Sonne. Da ich durch die offenen Vorhänge und Balkontür ein bezauberndes Panorama erblicken kann. Diese Aussicht ist so wunderschön, mein geschundenes Herz erfreut sich daran und das Engelchen zieht das Teufelchen an der Hand aus ihrem gemeinsamen Loch, um sich diesen Anblick in einer innigen Umarmung genauer zu gönnen, was mich zu einem kleinen Schmunzeln veranlasst und ich diese Szenerie noch ein Weilchen im Stillen beobachte. Jedoch lässt mich eine Bewegung im Raum dann doch aufschrecken und ich drehe mich abrupt in diese Richtung. Die Bewegung rührt von dem großen Blonden her, der anscheinend gerade aus dem Bad kommt. Er schaut mich mit einem zerknirscht entschuldigenden Blick an und kommt leise in meine Richtung. Ganz vorsichtig und auf jede meiner Regungen achtend hockt er sich schlussendlich vor meine Bettseite und guckt mich einfach nur weiter abwartend an. Ich ihn allerdings auch, weiß gerade nicht so wirklich mit der Situation umzugehen und meine zwei inneren Fraggels genießen immer noch den Ausblick auf dem Balkon. Können mir deshalb gerade nicht wirklich helfen. Na danke auch für nix, wozu schlepp ich die eigentlich mit mir rum, obwohl ich ihnen diesen schönen und innigen Moment schon gönne. "Möchtest du etwas trinken oder vielleicht essen pieni prinsessa?" werde ich leise von der Seite gefragt. Möchte ich? und wenn ja, was von beidem oder sogar beides? drehe ich überlegend meinen Kopf in die Richtung des Fragenden ohne ihn dabei direkt anzusehen. Schüttel ihn aber dann verneinend, da ich weder Hunger noch Durst habe. Ich setze mich auf und auch an die Bettkante, wobei mir doch leicht schummrig ist. Wieso eigentlich, ich hab doch nur hier rumgelegen, aber anscheinend fand genau das mein Kreislauf nicht so lustig und meckert nun über zu viel Bewegung. Allerdings möchte meine Blase doch dringend in Richtung Toilette getragen werden und so stelle ich mich vor das Bett und warte kurz ab, ob diese Aktion diesmal besser und ohne erneutes Umfallen klappt. "Ach Lumikki, du musst was essen oder zumindest trinken" seufzt Blondie und steht seinerseits auf, immer bereit mich sofort wieder aufzufangen. "Nein, ich muss ins Bad und sonst nix" bringe ich mit fester und überzeugt sicherer Stimme hervor, was mich selbst wahrscheinlich am meisten überrascht. Charming lässt seinen Kopf samt Schultern hängen und öffnet für mich die Badtür, um sie nach meinem Eintreten in selbiges hinter mir von außen wieder zu schließen. Dies jedoch nicht ohne leise noch anzumerken, "wenn was ist ruf mich bitte, ja?" Ich verrichte meine Notdurft und stehe vorm Waschbecken um mir die Hände zu waschen. Beim Blick in den Spiegel erschrecke ich mich dann doch sehr. Es ist diesmal kein Panda, der mich da beobachtet, nein, da schaut ein kleines verschrecktes Gespenstlein raus und weiß wohl auch nicht so recht, was nun kommen wird. Ich bewege mich langsam und auf jeden Schritt bedacht zur Tür und dann auch vorsichtig aus dem Bad heraus. Unser beider Unsicherheit und man könnte es fast schon Angst vor dem jeweils anderen nennen, ist im Raum fast greifbar und lässt eine komische Atmosphäre herrschen. Blondie saß wohl auf seiner Betthälfte, springt aber sofort von selbigem auf, um dann wie ein begossener Pudel in der Suite zu stehen. Er wirkt mit seinen in den Hosentaschen vergrabenen Händen, den durchgestreckten Armen und diesem unsicheren Blick von unten auf mich schauend wie ein kleiner verschämter Junge und weiß wohl selbst nicht genau, was und wie. 

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