29| the chase.

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[die jagd.]

Die kühle Abendluft brannte in meinen Lungen, während ich immer mehr Menschen aus meinem Weg stieß. Scheiße, scheiße, scheiße! Fest umklammerte ich meine P99, ich hatte noch genau 16 Schüsse, ehe ich nachladen musste und somit schutzlos meinen Feinden ausgeliefert war.

Ich bog erneut ab und hatte endgültig meinen Orientierungssinn verloren. Wo - verdammt – war ich?

Wir müssen einen Plan schmieden!, stellte mein Teufel fest, verschränkte sachlich seine Arme vor der Brust.

Und uns dafür zusammen tun, meldete sich der Himmelsbote zu Wort.

Reifen quietschten hinter mir, gefolgt von einzelnen Schüssen. Mein Herz hämmerte, arbeitete auf Hochtouren in meiner Brust. Das Blut raste in meinen Ohren, überspielte die Geräusche aus meinem Umfeld.

»Bieg rechts ab, dir folgt ein schwarzer Geländewagen.«

»Nett, dass du dich auch mal meldest.«, brachte ich außer Atem hervor und bog sogleich rechts ab.

»Ich versuche gleichzeitig deine Sicherheit wieder herzustellen und das auf den offnen Straßen von London. Hast du eine Ahnung, wie schwer das ist?«

»Wer von uns beiden ist besser im inneren Dienst? Du, also versuch, den Schaden zu minimieren. Ich glaub an dich.«

»Glauben bringt uns hier nicht weiter.«

Erneut ertönten Schüsse diesmal näher als davor. Flink drehte ich mich als Antwort um und feuerte drei Schüsse ab. Ein schwarz gekleideter Mann ging zu Boden, die anderen an seiner Seite folgten mir weiterhin.

Ich nahm die nächste Abzweigung, fand mich in einer engen Gasse wieder – schutzlos. Zügig mit klopfendem Herz drehte ich mich um, feuerte die restlichen 13 Schüsse ab und hoffte, inständig, Treffer erzielt zu haben; mir blieb keine Zeit, es zu überprüfen.

Die enge Gasse spuckte mich an einer viel befahrenden Straße aus. Einen Moment nahm ich mir Zeit, mich umzusehen, – meine Orientierung wiederzufinden.

Mit laut quietschend Reifen kam ein schwarzer Geländewagen vor mir zum Stehen. Scharf zog ich die Luft ein, als ich gradewegs in den Lauf eines Maschinengewehrs blickte. Das war's! Das war mein Ende.

Ich hörte das Nachladen des Gewehrs, dann den ohrenbetörenden Schuss. Kein Schmerz, kein Licht, kein gar nichts folgten.

»Darling, mach kein Scheiß und steig ein!«, sagte eine Stimme und packte mich unsanft am Oberarm.

Erschrocken riss ich meine Augen auf und blickte gradewegs in ein sehr vertrautes Augenpaar. Mein Mund klappte auf und ich erstarrte. »Jayden? W-was machst du hier?«

»Wo nach sieht's denn aus? Dein Leben retten. Steig ein! Ich will nicht deine Leiche transportieren müssen.«

»Charmant.«, erwiderte ich blinzelnd und knallte die Beifahrertür zu.

Der Geländewagen raste mitsamt durch drehenden Reifen los. Konzentriert hielt Jayden das Lenkrad und lenkte geschickt durch den vollen Abendverkehr.

»Jayden?«, setzte ich leise an und wurde durch ein unangenehmes Knacken unterbrochen.

»Genau .... Agentin Swan ist in unmittelbarer Nähe von Jayden Bourne. Sie befinden sich in einem schwarzen Wagen ganz in der Nähe der Themse. Maya halte ihn im Blick! Heute ist ein unglücklicher Glückstag für dich und das MI9. Gleich zwei mit einer Klappe.« Jayden riss mir unsanft den Stöpsel aus den Ohren und durchtrennte die Verbindung zu meinem Bruder.

»War ja klar, dass die dich verkabeln. Gib mir den Rest! Über das Gesagte deines Bruders reden wir später, Darling.« Seine Stimme war kälter, als ich es in Erinnerung hatte, und diese Tatsache jagte mir einen Pfeil in die Brust.

»Du hättest nicht zurückkommen sollen.«, entgegnete ich und prägte mir sein Profil ein.

»Du redest wirres Zeug. Schnall dich an!«

»Würdest du bitte aufhören, mit Anweisungen umher zu werfen?«, warf ich ein, schnallte mich dennoch an.

»Nein.«

»Warum? Ich hab sogar bitte gesagt!«, sagte ich aufgebracht und hielt mich sogleich an der Mittelkonsole fest.

Ruckartig wendete Jayden und durch die plötzliche Wucht knallte ich beinah mit ihm zusammen. Ein erschrockener Laut entwich mir, derweil ich mindestens fünf schwarz gekleideten Gestalten auf der anderen Straßenseite identifizieren konnte.

»Was hast du getan, das halb London dich jagt?«, fragte Jayden, legte den Rückwärtsgang ein und düste los.

»Ihren Boss umgebracht.«, antwortete ich sachlich und blickte in die Läufe mehrere Maschinengewehre.

Da ich erahnen konnte, was Jaydens nächste Handlung sein wurde, krallte ich mich an den Angstgriff, um den nachfolgenden Widerstand standzuhalten. Geschickt wendete er das Fahrzeug mit der Rockford Wende und raste vorwärts von den schwarzen Typen weg.

»Kopf runter!«

»Bitte was?«, entfuhr es mir verstimmt, ehe Jayden mich am Hinterkopf packte und mein Gesicht Bekanntschaft mit meinem Oberschenkel machte.

»Mach doch einfach manchmal das, was ich dir sage.«, brummte er und ließ meinen Hinterkopf los. »Wir sind da.«

Sie und ErWo Geschichten leben. Entdecke jetzt