30| the truth.

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[die wahrheit.]

»Zum letzten Mal, Jayden! Hier oben bekommst du keine Antwort.«

»Darling.«, sagte er leise und umfasste mein Handgelenk.

»Nein!«, entfuhr es mir gefrustet und verschränkte meine Arme vor der Brust.

»Darling, sag es mir jetzt!«

Ermüdet von dem ganzen Tag schloss ich meine Augen. »Jayden, bitte! Ich ...«, setzte ich an, brach ab und schlug meine Augen auf.

Die hellen fast blassen grünen Augen beobachteten mich genaustens, ehe sie sanfter, liebevoller wurde.

»Wir reden, wenn wir gelandet sind. Komm!« Er stand von seinem Platz auf und reichte mir seine warme Hand.

Jayden führte mich in einen angrenzenden Raum, in dem sich ein schmales Bett befand. »Du bist erledigt, das sehe ich dir an. Leg dich, bis wir in Seattle sind, hin.«, antwortet er auf meinen fragenden Blick.

»Danke und ... stopp! Du siehst mindestens genau so erledigt aus, wie ich mich fühle, also ...« Ich klopfte auf das Bett neben mich und legte mich an den Rand.

Nach einem kurzen Zögern legte sich Jayden neben mich. Er sah übermüdet aus. Tiefe, dunkle Augenringe zierten sein Gesicht. Seine Haare waren verwuschelt und der Dreitagebart stand ihm.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Wange, strich mit meinen Fingern über die kurzen Bartstoppeln. »Hast du die letzten Monate nicht geschlafen?«

»Selten.«, erwiderte er leise, brach unseren Blickkontakt ab.

»Brummbär.«, sagte ich ebenso tonlos, zu entsetzt war ich darüber, dass seine Aussage stimmen musste.

Ohne weiter die entstandene Stille zu unterbrechen, legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schloss meine Augen.

***

Von einem Rütteln wachte ich langsam auf. Noch rechtzeitig bekam ich mit, dass das Auto, in dem ich mich befand, an der Ausfahrt nach Seattle vorbei fuhr. Umgehend setzte ich mich aufrecht hin und suchte nach einer bekannten Person in meiner Nähe. Jayden saß neben mir auf der Fahrerseite und hatte seinen Blick konzentriert auf der Straße, die vor uns lag, gehaftet. Im Rückspiegel erkannte ich einen spitzbübischen, grinsenden Sam und einen grimmig aussehenden jungen Mann.

»Du hast die Ausfahrt nach Seattle verpasst.«, merkte ich und klopfte an die Scheibe.

»Oh, Schneewittchen ist wach. Es gibt Probleme, um, die ich mich kümmern muss.«, erwiderte Jayden und fuhrt die kommende Ausfahrt von der Autobahn.

»Dornröschen schläft lange und muss leider auf den Kuss der wahren Liebe warten, ehe sie wieder aufwachen darf.«, klärte ich alle Anwesenden über Jaydens Fehler auf.

Aber mal im Ernst, wer kam den damals auf den Schwachsinn mit dem Kuss der wahren Liebe? An welchen Maßstäben wurde der Kuss gemessen?

Hoffnungslose kotz Romantiker, mischte sich prompt mein Dämon ein.

Leute! Es ist romantisch und süß, meldete sich mein himmlisches Wesen zu Wort.

Manchmal frage ich mich, wer deine Weltansicht so falsch geprägt hat, fügte Satan mit einem verständnislosen Blick zu der hellen Erscheinung hinzu.

»Aha«, meinte Sam belustig vom Rücksitz.

Die restliche Fahrt verlief stumm. Das Auto stoppte auf einem kleinen Platz und der Kies knirschte unter dem Gewicht des Fahrzeugs. Jayden, Sam und der mürrisch aussehende Typ sprangen in der Sekunde, in der der Wagen zum Stillstand kam, ins Freie und öffnete den Kofferraum. Nachdem ich den Zündschlüssel gezogen hatte, schlüpfte auch ins Freie und streckte meinen knacksenden Körper.

Sie und ErWo Geschichten leben. Entdecke jetzt