Under the Christmas Tree 🎄❄

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Alles ist gefroren. Es ist schon dunkel und überall sieht man Lichter in den Fenstern. Leise und sanft fallen die Schneeflocken zur Erde nieder. Es ist kalt und ich ziehe mir meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Langsam laufe ich die Straße entlang und beobachte das Glitzern des Schnees im Laternenlicht. Von ein paar Straßen weiter hört man schon die Musik des Weihnachtsmarkts. Eigentlich mag ich Weihnachtsmärkte gar nicht mal so sehr weil ich der Meinung bin, dass der Großteil der Leute nur zum Essen und Saufen kommen. Ich entschließe mich dennoch hinzugehen. Dann kann ich vielleicht gucken ob ich noch ein paar Weihnachtsgeschenke finde. Ich biege um die Straßenecke und vor mir liegt der Weihnachtsmarkt. Es riecht nach Crepés, gebrannten Maronen und Glühwein. Ich mische mich unter die Leute und schaue mich etwas um und beobachte die Menschen, wie sie lachen und fröhlich sind. Ich beschließe mir eine heiße Schokolade und eine Waffel zu kaufen und suche mir einen Platz. Vorsichtig dränge ich mich durch die Menge um ja nichts zu verschütten, murmle Entschuldigungen wenn ich jemanden anremple und komme etwas an den Rand des  Weihnachtsmarktes. Hier ist es etwas ruhiger. Vor mir ragt der Riesen Weihnachtsbaum in den Himmel. Er ist schön geschmückt. Mein Blick wandert vom Stern ganz oben zum Fuß des Baumes. Dort sitzt ein Mädchen und spielt Gitarre. Sie ist konzentriert auf ihre Gitarre, und singt leise dazu. Auf ihrer Mütze und ihren langen gewellten Haaren hängen ein paar Schneeflocken. Ein paar Menschen stehen um sie herum und hören ihr zu, summen mit oder werfen etwas Geld in die Tasse die vor ihr auf dem Boden steht. Ich muss unwillkürlich schmunzeln, als ich das Lied erkenne und ertappe mich dabei wie ich selbst mitsumme. Ich suche mir einen Sitzplatz etwas weiter weg, aber so dass ich sie hören und sehen kann. Verträumt starre ich in die Gegend und auf den Schnee, lausche ihrer Stimme und esse etwas von meiner Waffel, bis mein Blick wieder an ihr hängen bleibt. Ich beobachte sie genau, wie sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht, wie ihre Finger auf den Seiten der Gitarre entlang fahren und wie sie jedem der ihr was spendet dankend zu nickt. Als das Stück zu ende ist schaut sie auf. Sie hat ein wunderschönes Gesicht. Die Leute klatschen. Sie lächelt, was mich auch zu einem Schmunzeln bringt. Als ich dann irgendwann fertig mit essen und trinken bin höre ich ihr noch eine Weile zu, und überlege ob ich ihr auch etwas spenden sollte, aber ich traue mich nicht. Also mache ich mich auf den Heimweg. Ich summe Weihnachtslieder vor mich hin. Das Lächeln weicht mir nicht aus dem Gesicht. Ich freute mich über die tanzenden Schneeflocken und war glücklich.
Die nächste Woche ging ich jeden Tag auf den Weihnachtsmarkt um ihr zu zuhören. Ich traute mich nicht ihr zu nähern. Ich dachte mir genau aus was ich sagen wollte, aber mehr als ein paar Schritte schaffte ich nicht. Immer wenn ihr Blick in meine Richtung fiel sah ich schnell weg. Ihre warme sanfte Stimme verfolgte mich den ganzen Tag und ihr wunderschönes Gesicht ging mir nicht aus dem Kopf. Ich stellte mir vor wie es wäre wenn ich der Grund ihres Lächelns wäre. Für den nächsten Tag überlegte ich mir genau, wie ich es machen wollte. Ich würde sie ansprechen und sagen, dass sie wunderschön spiele und singe, ich würde ihr etwas spenden... und wenn das alles nichts würde, würde ich einen Geldschein mit einem Zettel in die Tasse fallen lassen, worauf ich genau das schreiben würde. Soll ich sie zu einer Waffel einladen? Vielleicht will sie das ja gar nicht... Oder ich kaufe ihr eine Schokolade... wir würden uns zum Weihnachtsbaum setzen und uns unterhalten. Ich würde ihre Stimme hören, ihr Lächeln sehen, ich würde etwas über sie erfahren. Ich würde ihr sagen wie wunderhübsch sie aussähe und wie toll sie sang und wie sehr ich sie mochte, wie schön das wäre... In Wahrheit ist die Sache nur ein bisschen anders... ich würde kein Wort rausbringen, über meine eigenen Füße stolpern und mich zum Deppen der kompletten Menschheit machen. Ich kann sowas einfach nicht. Wahrscheinlich bin ich zu unfähig für so etwas... Sie würde wahrscheinlich eh nein sagen, ist wahrscheinlich besser so. So jemand wie ich hätte sie wahrscheinlich gar nicht erst verdient... *seufz*
Am nächsten Tag ging ich wieder auf den Weihnachtsmarkt. Ich hatte Geld und den Zettel dabei und setzte mich an die gleiche Stelle wie immer und beobachtete sie. Ich war etwas nervös. Immer wenn ich dachte 'jetzt gehe ich hin' verschob ich es 'nach dem nächsten Stück'nahm ich mir vor. Irgendwann rang ich mich durch. Es waren gerade nicht so viele Leute in der Nähe. Gerade als ich aufstehen wollte kam ein anderer Typ. Er ging auf sie zu umarmte sie und küsste sie auf die Wange. Ich erstarrte mit dem Zettel in der Hand. Sie umarmte ihn auch, küsste ihn auch auf die Wange und unterhielt sich angeregt mit ihm. Sie lächelte. Er nahm ihre Gitarre, und half ihr beim Zusammenpacken. Ich sah ihnen zu wie sie zusammen gingen. Das wäre er gewesen... mein perfekter Moment. Ich drängte durch die Menge, soweit wie möglich weg. Ich war so ein Idiot. Natürlich hatte so eine wie sie schon jemanden. Ich war so ein Idiot. Blind war ich gewesen. Es hätte ja auch nicht anders kommen können. Ich war wütend, auf den Typen, der Zeit mit ihr verbringen konnte. -Sie gehörte mir! Ach was rede ich schon wieder für ein Scheiß. Ich kannte sie ja noch nicht mal. Ging das überhaupt jemanden zu lieben, den man noch nicht mal richtig kannte!? Und wenn sie einen schlechten Charakter hatte?- das war unmöglich... ich hatte sie lange genug beobachtet, jedes Detail. Am meisten wütend war ich allerdings auf mich selbst, ich war zu feige, hab mich nicht getraut. Natürlich konnte das nichts werden. Naiv war ich. Ich lief in den verschneiten Park. Ich wollte nicht mehr. Die Lust auf Weihnachten war mir vergangen. Traurig und wütend starrte ich in den Schnee.
Dann hörte ich Schritte. Ich hielt meinen Kopf gesenkt. Ich wollte mit niemandem reden. "Hey" sagte die Person. Diese Stimme kannte ich ganz genau. Ich sah sofort auf. Sie war es. "Du bist doch der Junge vom Weihnachtsmarkt oder?" Meine Gedanken schlugen Purzelbäume und waren ein einziges Wirwarr. Ich brauchte ein bisschen um sie zu verstehen. "Wieso" fragte ich. "Ich hab dich gesehen" antwortete sie, "Du hast was verloren" , sie hielt den Zettel hoch mit dem Geld. Oh Scheiße...den hab ich vergessen... ich stotterte... Sie grinste kurz und gab ihn mir. "Hast du ihn gelesen?" Sie zuckte mit den Schultern und schmunzelte. "Willst du das nicht lieber persönlich fragen?" Sie lächelte und ich unwillkürlich auch, wurde aber wieder ernst. "War der typ dein Freund?", rutschte mir meine Frage der Fragen raus. Scheiße... ich konnte einfach nicht die Klappe halten...peinlich... Sie begann zu lachen, und ich verstand den Witz nicht. Als ich sie fragend ansah antwortete sie: "Das war mein Bruder". Mein Herz machte ein Salto. "Oke..." ich atmete tief durch. "Kann ich dich zu einer Schokolade oder Waffel einladen?" Meine Stimme war leicht brüchig aber es war nicht gestottert. Sie nickte, "wenn du mir sagst wer du bist?" Mein Herz machte ein doppeltes Salto. "Klar".

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Ja Leute ich bin eig kein Justin Bieber Fan aber hier passt es :)
Merry Christmas to you all und Frohe Weihnachten 🎄❄

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