"Ich habe schon immer gewusst das ich anders bin. Doch niemand wollte mir glauben. Erst als ich meinem Vater das Leben nahm. Doch da war es bereits zu spät. Das Gefühl, welches das Morden in mir auslöste, hatte mich bereits vollkommen eingefangen. Wahrscheinlich hätte ich weiter unschuldige Menschen ermordet, wenn ich 'Sie' nicht getroffen hätte."
Schweißgebadet erwachte der Junge mit schwarzen Haaren aus seinem Schlaf. Sein ganzer Körper zitterte.
"Ray... ist alles okay mit dir?" Der Junge sah auf. Im Mondlicht, welches durch das Fenster schien, waren in seinem schwarzen Haar lila Schimmer zu sehen. Neben ihm blickten große lila Augen ihn an.
"Violet... habe ich dich geweckt?" flüsterte er eine Gegenfrage. Das verschlafene Mädchen schüttelte den Kopf und legte ihre Hand auf seine Stirn.
"Du bist ja total kaltschweißig. Hast du schon wider diese Entzugserscheinungen?" Ertappt schüttelte er den Kopf.
"Ich schaffe das schon, versprochen." murmelte er. Ja, er wollte für Violet vom Morden weg kommen. Immerhin war sie an seiner Seite obwohl er fast ihre Familie getötet hatte. Wenn er ehrlich war, dann hatte er sie gar nicht verdient.
Das Mädchen mit den lila Augen und den schwarzen Haaren, welche von lila Strähnen durchsetzt war, umarmte ihn leicht. Weil sie so begeistert von seinen lila Schimmer im Haar war, hatte sie sich diese einfach färben lassen.
"Vielleicht sollten wir ein wenig an die frische Luft gehen." murmelte Violet. E war nicht zu überhören wie müde sie war. So schüttelte Ray den Kopf. Er wollte, das sie ihren Schlaf bekam. Sie sollte sich nicht mit seinen Problemen beschäftigen. Sie konnte nichts dafür, das er unter diesen Syntomen leiden musste. Drei Wochen... drei Wochen war es mittlerweile her, das er jemanden umgebracht hatte. Die Entzugserscheinungen hatte er nun seit fünf Tagen. Bis vorhin hatte er es eigentlich gut unter Kontrolle gehabt, doch jetzt übermannte es ihn. Dabei wollte Ray nicht mehr töten. Er wehrte sich mit aller Kraft dagegen. Es war, als würden zwei Naturgewalten in seinem Körper gegeneinander kämpfen.
"Ray hier." Der Schwarzhaarige spührte wie ihm eine warme Tasse in die Hand gedrückt wurde. Violet hatte ihm Tee gemacht .Dabei hatte er gar nicht gemerkt das sie aufgestanden war. War er so in Gedanken gewesen?
"Lass uns morgen in die Stadt gehen." Die Kleine kuschelte sich wieder in die Decke neben ihm.
"Violet..." Langsam sah er zu ihr.
"Du weißt was passieren wird." Wenn er in diesem Zustand unter Menschen ging, dann war die Wahrscheinlichkeit groß, das er jemanden umbrachte...
Sie legte nur ihre schmale Hand auf seine Wange.
"Ich weiß, aber ich kann dich nicht so leiden sehen." war ihre schlichte Antwort. Sie nahm es einfach so hin, als wäre es die normalste Sache der Welt. Die beiden kannten sich erst seit ungefähr drei Jahren und seit einem halben Jahr hatten sie sich offiziell dazu entschlossen ein Liebespaar zu sein. Immerhin war sie sein Licht. Aber er wusste, das er es eigentlich nicht verdient hatte. Immerhin war er Schuld an ihrem Leid. Schuld daran, das sie alles verloren hatte. Ihre Familie, ihr Zuhause, ihr normales Leben...
Dennoch blieb sie bedingungslos bei ihm und liebte ihn so wie er war.
Ray dachte an den Tag zurück, an dem er Violet das erste Mal sah. Es hatte sich so angefühlt, als ob er endlich eine Seele bekommen hätte...
"Bist du sicher, das dies das richtige Haus ist?" Ray sah sich das Gebäude unsicher an. Er konnte nicht glauben das hier eine reiche Familie wohnte.
"Selbst wenn nicht, ein bisschen was abgreifen können wir mit Sicherheit." sprach sein Kumpel und zuckte mit den Schultern. Der Schwarzhaarige seufzte. Er zweifelte schon lange an den Motiven seiner Freunde. Aber er hatte keine andere Wahl. Er war nur hier um dieses Gefühl loszuwerden, welches ihm überkam, wenn eine Zeit lang niemand durch seine Hand starb. Ziemlich makaber... Aber er konnte nichts dagegen tun. Also musste er sich etwas einfallen lassen. Deswegen war er mit dieser Gruppe unterwegs. Viele wollten irgendwelche Schätze abgreifen. Doch er musste sich nur ein Mordopfer aussuchen. Ihn interessierte weder Geld noch andere Dinge. Auch wenn er nicht stolz darauf war.
"Wollen wir dann jetzt oder hast du kalte Füße bekommen, Ray? Du bist doch sonst nicht so zögerlich." feixte einer der Jungs.
"Sonst... steigen wir auch in irgendwelche großen Häuser ein. Eine Villa zum Beispiel. Das ist eine ganz normale, kleine Wohnung." Ray passte das irgendwie nicht.
"Komm schon!" Jeremy, der Anführer der Gruppe, grinste. Der 16-jährige zuckte mit den Schultern. Gegen dieses Genie konnte Ray nicht ankommen. Dann wäre er selbst die nächste Leiche.
"Okay... los." murmelte er. Er folgte den anderen drei Jungs. Sie waren immer zu viert unterwegs. Einer war für den Einbruch zuständig. Einer für die Geldsuche. Jeremy und Ray dagegen machten die Drecksarbeit. Zeugenbeseitigung!
Die Tür zur Wohnung war relativ schnell geknackt. Anders als sonst mussten sie alle sehr leise vorgehen weil jeder hier Tür an Tür wohnte.
"Glaubst du, die schlafen schon?" wollte einer der Räuber wissen. Jeremy zuckte mit den Schultern. Ihm war das offensichtlich egal. Ray hatte schon immer das Gefühl gehabt, das Geld für den Anführer nur Nebensache war.
Leise stiegen sie alle in die Wohnung ein.
"Dann wollen wir mal." hörten sie den Anführer. Er gab sich nicht mal große Mühe besonders leise zu sein.
"Also Leute, hier wohnen zwei Leute. Ein Typ und seine Schwester. Ich suche den Kerl, Ray du kümmerst sich um das Mädchen, verstanden?" Der Angesprochene sah ihn nur an und nickte. So ging die Gruppe durch den Flur und teilte sich in verschiedene Räume auf. Jeremy verschwand geradeaus durch eine Tür. So wante sich der Schwarzhaarige nach rechts. Gerade als er die Klinke runterdrücken wollte, hörte er eine Stimme.
"Was willst du hier?"
"Eine alte Rechnung begleichen, sonst nichts." Es kam aus dem Zimmer geradeaus. Was das wohl zu bedeuten hatte.. 'eine alte Rechnung begleichen'?
"Ray!" Der Junge sah zu seinem Komplizen. Stimmt. Sie sollten weiter. Was Jeremy dort trieb, ging sie nichts an. Deswegen öffnete der 16-Jährige nun endlich die Tür und fand sich in einem typischen Mädchenzimmer wieder.
"Wer seit ihr und was wollt ihr?" Große, lila Augen blickten die beiden Jungs in der Tür an.
"Das muss die Schwester sein. Du weißt, was du zu tun hast." flüsterte der eine. Ray nickte und konnte dennoch seinen Blick von dem Mädchen nicht lösen. Es war schon seltsam. Normalerweise überkam ihn ein wohliges Kribbeln, wenn er jemanden töten wollte. Doch jetzt war da nichts. Keine Aufregung, keine makabere, innerliche Vorfreude.
"Worauf wartest du?" Der andere Junge starrte ihn an. Doch Ray bewegte sich keinen Zentimeter.
"Wie heißt du?" brachten sein Lippen heraus. Wenn er sie so ansah, dann war sie wahrscheinlich fast so alt wie er selbst.
"..." Der Blick des Mädchens klebte auf Rays Gesicht.
"...Violet.." Sie hatte ihm tatsächlich geantwortet.
"Hey Ray, du sollst hier keinen Smalltalk treiben sondern die Kleine umlegen." Ein schmerzlicher Rippenstoß kam von links. Wütend sah Ray zur Seite.
"U-umlegen...?" Die unsichere Stimme des Mädchens zitterte. Der Schwarzhaarige sah wieder zu ihr. Warum sträubte sich alles in seinem Körper dagegen, sie umzubringen? Sonst konnte sein Unterbewusstsein die Morde gar nicht abwarten.
"...Violet.." leise flüsterte er den Namen des Mädchens. In seinen Augen sah sie wie der unschuldigste Mensch der Welt aus.
"Hast du dich jetzt in die Kleine verschossen oder was? Komm mir jetzt nicht mit 'Liebe auf den ersten Blick' oder so einen Scheiß, okay?" zischte der Kerl an seiner Seite.
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Mord ist mein Schicksal
ActionAnnabell wusste schon immer das sie etwas anders war als die anderen Menschen in ihrer Umgebung. Schon als junges Mädchen war da etwas Seltsames. Ein kaum zu unterdrückender Drang zu töten.. Was klingt wie ein schlechter Beginn einer Horrorstory ist...