Das Kochbuch

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Das Kochbuch

Meine Freundin interessierte sich gerade sehr fürs kochen. Sie kochte und backte mit mir; mit ihren Freundinnen und manchmal auch alleine.

Nun hatte ich die Idee so kurz vor Weihnachten ihr ein Kochbuch zu schenken. Bei der Suche nach einem passenden Geschenk, ging ich auch in ein Antiquitätengeschäft hinein um mir Inspirationen zu holen. Wie hatten eigentlich die Leute früher gekocht?

Ich selber kochte überhaupt nicht nach Rezept, aber die Inspirationen fand ich einfach toll.

Natürlich schenkte ich niemanden ein Kochbuch der keins wollte. Nicht das ein Kochbuch als Kritik aufgefasst werden sollte! In diesem Antiquitätengeschäft fand ich es schließlich. Im ‚Hatchards' dem ältesten Buchladen in London und für mich auch der schönste Buchladen in London.

Seit 1797 und seither war der Laden einer der besten Buchläden in Großbritannien.

Diese Buchhandlung war nur was für Leseratten und Bücherwürmer. Aber für mich persönlich stellte der Laden schon mehr eine Sehenswürdigkeit dar, als bloß einen klassischen Buchladen.

Hatchards befand sich in der Picadilly. Die Straße die direkt vom Picadilly Circus abging. Das klassische Hatchards Grün mit einem geschwungenen Schriftzug über der Eingangstür.

Als ich damals das erste Mal hier daran vorbeigegangen war, da kannte ich ehrlich gesagt diesen Laden noch gar nicht. Aber ich bin dann trotzdem reingegangen, eben weil so viele Menschen hier Interesse zeigten.

Beim betreten des Ladens fiel es mir sofort auf. Eine Welt die ich nicht kannte... der ganze Laden war sehr verwinkelt und urgemütlich. Überall standen kleine Sessel und Sofas und da hielt ich es plötzlich in meinen Händen. Das unglaublichste Buch das ich je besitzen sollte.

Ich ahnte es nicht das dieses Buch mein Leben verändern würde. Während ich es in den Händen hielt hörte ich in meinem Kopf einen Zischlaut. So ähnlich wie das Zischen einer Schlange... „Öffne das Buch! Öffne es...!" Es war mit einem alten abgegriffenen Ledereinband umhüllt. Es verriet dass das Buch bereits in vielen Händen gelegen haben musste und in vielen Regalen gestanden hatte.

Doch es befanden sich nur unbeschriebene Seiten darin. Zwischen dem Papier fand ich einen handgeschriebenen Notizzettel: „Zeig mir, ich der im Schaltjahr geboren bin! APARECIUM!"

Der Buchdeckel zierte ein kunstvolles Ornament, das in das Leder eingeprägt war: „Hogwarts"

Eine Freimaurer Gilde? Geheimbund? Angeblich wollten sie den Papst umbringen, die Weltherrschaft an sich reißen und waren für die Französische Revolution verantwortlich - und das sind nur einige Beispiele für die vermeintlichen dunklen Machenschaften. Im 18. Jahrhundert gab es ausgehend von England, einen regelrechten Boom der Geheimbünde. Die Freimaurer waren ursprünglich Bauherren und Architekten, die sich zunächst in Pubs trafen um ständeübergreifend zu diskutieren.

Aber diese Stimme in meinem Kopf... „Öffne das Buch!" Zudem war ein Streifen mit Samt eingefasst, der in einer geraden Linie von der oberen zur unteren Buchkante verlief.

Ich streifte mit meiner Hand den Samtstreifen und sprach aus Neugier den Satz der auf dem Notizzettel stand, (da ich tatsächlich in einem Schaltjahr geboren war.) „Zeig mir, ich der im Schaltjahr geboren bin! APARECIUM!"

Das Buch erwachte zum Leben! Buchstaben erschienen, Buchstaben bewegten sich. 3- D Bilder erschienen mir undsprachen mit mir. Was war hier los? Hatte ich jetzt komplett den Verstand verloren?

Ich las weiter: „ Zaubertrank! Diese speziellen Wirkungen verschiedener Zaubertränke entstehen nur, wenn alle Bestandteile in der vorgeschriebenen Art und Weise hinzugegeben werden und zusammen wirken. Fehlt irgendeine Zutat oder wird diese überdosiert, so verändert sich die Farbe, Geruch oder die Konsistenz des Gebräus.

Gelegentlich sprüht es auch Funken oder explodiert. Wird so ein Zaubertrank tatsächlich jemanden verabreicht, so kann es zu schweren Vergiftungen kommen. Alle Zaubertränke sind allein aufgrund ihrer Inhaltstoffe und ihrer Zubereitungsart magisch wirksam, ohne zusätzlich mit Zaubern belegt werden zu müssen.

Plötzlich erschien eine Fotografie mit bewegenden Bildern; eine Art Lebewesen welches mir zuzwinkerte und ansprach. „ Es gibt genug Augenzeugenberichte. Nur weil du so engstirnig bist, dass man dir alles vor die Nase halten muss..." Ich klappte das Buch ganz schnell zu, kaufte es und ging so schnell ich konnte nach Hause.

Stammten die Einträge tatsächlich von einem Magier aus einer längst vergangenen Zeit? Was war damit gemeint mit dem was mir ein Kobold aus dem Buch erzählte? Das diese Welt die ich kannte, eine Illusion sein könnte? Das war doch völlig irrational, oder?

Ich starte das Buch auf dem Tisch von der Couch an. Ich war neugierig, ziemlich sogar. Auf einmal glitt das Buch vom Tisch und schwebte in meine Hände.

Das Buch hatte keinen Schutzumschlag. Die Schrift war auf den Buchdeckel geprägt, was auf dem Leineneinband sehr edel wirkte. Auf der Rückseite befand sich ein ebenfalls rotes ‚H' geprägt und umrankt von seltsamen, runenartigen Schnörkeln. Die Gestaltung des Buches war insgesamt geschmackvoll, wenn auch nicht sonderlich opulent.

Etwas beinahe Aufdringliches ging von dem Buch aus. Ein Eindruck den ich an nichts konkretem festmachen konnte. Es war einfach so.

Ich suchte nach einem Impressum, fand aber keins. Das Buch begann nach einer leeren Seite mit dem ersten Kapitel. Kanariencremeschnitten!

Zutaten: Drei Fliegenfürze ..... ich wusste nicht mal das Fliegen furzen konnten... der Effekt sollte Eine Minute lang jemanden in einen Kanarienvogel verwandeln.

Und der Zauberlehrling begann sein Werk!

Das war ein explosives Thema. Zumal in Zeiten wie diesen, wo der Gesundheitswahn umging. Zeiten in denen jeder Bürger beim Gang in den Supermarkt sein eigenes Labor mitschleppen sollte um zu checken, wie viel Teufelswerk, wie viel Pestizide, Farbstoffe, Zucker, Kalorien sich darin befanden. Vielleicht war das Buch die phänomenale Möglichkeit reich zu werden? im Kopf, im Busen (bei den alten Griechen das Zentrum des Gefühls), im Bauch, überall. Und Drogen waren ein überwältigendes Genussmittel um der Intensität nachzuhelfen. Dass sie verboten waren, erzählte uns etwas von der Scheinheiligkeit mit der wir lebten.

Wie viele Bücher konnte man über die Magie schreiben? Ich ahnte es nicht einmal. Aber ich wusste dass ich jeden beneidete dem Zauber und Abrakadabra begegneten. Einfach weil dieser Erdteil mich daran erinnerte, wie unverschämt kurz das Leben war und wie verdammt wenig Zeit einem blieb es zu erhaschen.

Das Ergebnis waren nun Kekse aus diesem Buch. Der eigentliche Zauber fand nicht auf den Seiten von Büchern statt, sondern in dem Moment wo du ihn zum Leben erwecken konntest und anfingst etwas zu tun. Also lasst uns Zaubern! Testobjekt: Die Suppenküche im Zentrum von London.


Das KochbuchWhere stories live. Discover now