Blizzard

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Wir hatten grade mal ein Viertel der Strecke nach Fort Benning zurückgelegt, als es heftig zu schneien begann. Obwohl wir immer und jederzeit damit gerechnet hatten erwischte und der Blizzard unvorbereitet, wir waren immer Richtung Süden unterwegs gewesen und hatten frühsten in einer Woche mit Schnee im südlichen Georgia gerechnet.

Der Wind schnitt mir eisig ins Gesicht und die Flocken die dicht an dicht von Himmel fielen raubten mir größtenteils die Sicht. „Wir müssen was finden", rief ich zu Daryl hinüber der gut einen halben Meter von mir entfernt ging. Wir konnten auf keinen Fall riskieren noch eine Nacht in den Autos zu verbringen das wäre unser aller Tot. Meine Zähne klapperten immer wieder aufeinander und so gern ich es gestoppt hätte, die Kälte ließ es nicht zu. „DA!", Daryl schrie über das tosen des Windes hinweg und zeigte auf den Schemenhaften Umriss eines Gebäudes. Ich nickte ihm zu und folgte ihm den Bogen vor mir erhoben.

Je näher wir kamen umso größer wurde das Gebäude. Mit einer Hand wischte ich den Schnee von einem Schild, direkt auf Augenhöhe Greenville Lagerhalle war darauf zu lesen. Ich konnte nicht anders ich musste Daryl anlächeln, mit etwas Glück fanden wir darin genug um uns alle warm zu halten bis sich das Wetter änderte. „Lass uns die anderen holen."

Endlich, uns allen kam es wie eine Ewigkeit her vor, hatten wir mal Glück. In der Greenville Lagerhalle schien von A bis Z alles gelagert zu werden. Augenscheinlich ein Umschlagpunkt für einige große Speditionen. Wir hatten mit letzter Kraft jeden Winkel der großen Halle unter die Lupe genommen, konnten aber keinen ungebetenen Gast finden. Die Paletten auf denen unter anderem Möbel gelagert waren dienten hervorragend als Feuerholz. Im Kreis hatten wir uns um die wärmende Stelle gesammelt. Ich saß in einem nagelneuen Ohrensessel und hatte eine dicke Wolldecke um meine Beine gewickelt und das erste Mal seit einer längeren Zeit waren meine Füße wieder warm.
Es war still geworden am Feuer, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während der Wind um die Lagerhalle pfiff und die Geräusche der toten Welt komplett verschluckte.

In diesem stillen Moment wurde mir klar, wie viel wir hinter uns gelassen hatten, was wir alles verloren hatten, doch bei all diesem Schmerz, bei all dem Leid hatten wir auch was dazu gewonnen, wir waren in den letzten Wochen wie eine Familie zusammengewachsen. Ich starrte weiter auf das knisternde Feuer und meine Augen wurden immer schwerer, bis sie schließlich ganz zufielen.

Ich wurde davon wach das mir Licht ins Gesicht schien. Ich blinzelte ein paarmal bis ich feststellte das die Sonne durch die Oberlichter der Halle hineinfiel. Alle schliefen noch um das erloschene Feuer herum, nur Daryl fehlte. Ich sprang von meinem Sessel auf und lief über den Betonboden Richtung Tür. Daryl stand im Türrahmen und blickte nach draußen. Ich trat neben ihm, die Sonne tauchte die verschneite Welt in ein Glitzermeer. „Frohe Weihnachten", ich schubste ihn an. Er sah mich fragen ab „wenn mein Kalender stimmt", ich lächelte und wir beide sahen wieder auf den Glitzernden Schnee, der jeden Ast und jeden Strauch bedeckte. „Wunderschön", hauchte ich „Ja, nur leider von kurzer Dauer", Daryl zeigte auf zwei Beißer die durch den hohen Schnee direkt auf uns zu torkelten. Kurz trafen sich unsere Blicke, bevor wir beide unsere Messer zogen, aus der Glitzer Märchenwelt erwachten und wieder der Realität ins Auge blickten.

The Walking Dead - No Place is HomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt