Lucy
Es regte mich einfach nur noch auf. Dieses ganze Gelaber über diesen dämlichen Typen. Sie konnte erzählen was sie wollte, ich glaube ihr auf jeden Fall nicht mehr. Dafür war einfach viel zu viel passiert und ich wusste, dass alles einfach nur gelogen war. Nur warum glaubten ihr die meisten anderen? Warum sahen sie denn nicht, dass das alles nur Fake war? Dass sie ein einziger Fake war und uns allen nur etwas vorspielte?
Lange genug hatte ich mir ihre Geschichten mit angehört. Heute war endlich Schluss damit, obwohl der Tag doch so schön angefangen hatte, war meine Laune jetzt im Keller.
Meine Oma war endlich aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem sie sich ihren Arm zwei Mal gebrochen hatte, der Englisch Test, für den ich die ganze weitere Woche hätte lernen müssen, war verschoben wurden und die letzten Stunden Unterricht waren heute ausgefallen. Eigentlich ein perfekter Tag den ich mit meinen Freundinnen nach der Schule hatte genießen wollen. Zuerst war auch alles gut. Wir waren zusammen in die Stadt gegangen und waren durch ein paar Läden geschlendert.Dann hatten wir uns dazu entschieden ein leckeres Eis zu essen, auch wenn schon lange Herbst war und es langsam kalt wurde. Doch dann musste Thea mal wieder von ihren Typen und vor allem von Ben anfangen zu reden. Nach neuesten Stand wollte er sich unbedingt mit ihr treffen, doch sie war sich nicht sicher, ob sie das auch wollte. Immer wieder hatte sie wiederholt, sie sei sich nicht sicher, ob er nicht doch ein Fuck Boy wäre und sie wollte ja auf gar keinen Fall verletzt werden.
Instinktiv seufzte ich genervt. Sie wollte damit doch nur wieder die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Nur allen vorzeigen ich bin Thea, das gutaussehende Mädchen mit dem jeder Junge zusammen sein will und die besser als alle anderen ist.
Ich hatte zwar schon lange Zeit bemerkt, dass die immer die beste sein wollte und aus jeder Kleinigkeit ein Drama machte, aber in letzter Zeit war es immer schlimmer geworden. Und heute war ich an einem Punkt angekommen an dem mich entschlossen hatte, dieses Spiel nicht mehr mitzuspielen und hatte mich kurzer Hand dazu entschieden alleine zur Bushaltestelle in der Stadt zu laufen um nach Hause zu fahren. Auf jeden Fall war das besser, als hinter den anderen Mädchen hinterher zu trotten und Theas albernen Lügengeschichten weiter zu zuhören.
Ich bereute es, nicht gleich mit Anna nach Hause gefahren zu sein, sondern mich dazu entschieden zu haben, mit den anderen in der Stadt rum zu laufen. Im übrigen war Anna zur Zeit eine meiner besten Freundinnen und eine der wenigen, der genau wie mir aufgefallen war, wie unecht Thea geworden war. Außerdem war sie eine Person, der ich ausnahmslos vertraute und bei der ich wirklich ich sein konnte,denn das fiel mir wirklich schwer.
Die anderen bezeichneten das als schüchtern oder zurück haltend und ja, dass war ich, aber es steckte noch so viel mehr in mir, was ich nur denen zeigte, denen ich wirklich vertraute. Leider gab es da nicht viele Personen und sich immer anhören zu müssen, wie schüchtern man doch war und dass man mal etwas sagen sollte, war wirklich anstrengend. Aber am schlimmsten an dieser Sache ist es, dass man sehr schnell verletzt und klein gemacht werden konnte, weil sowieso alle denken, das schüchterne Mädchen würde sich sowieso nicht wären. Das nutzte auch Thea bei jeder Gelegenheit aus, um mich in irgendeiner Weise zu verletzen und schlecht dastehen zu lassen. Und da ich schon das Gefühl hatte, sie würde mich jede Sekunde wieder schlecht machen wollen und ich keine Lust darauf und ihrem Getue hatte, hatte ich mich alleine auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht.
Dort angekommen, war ich immer noch so in meinen Gedanken versunken, dass ich die Welt um mich herum nicht mehr wahr nahm.
> Schlechten Tag gehabt? <
Plötzlich riss mich eine raue aber sanfte Stimme aus meinen Gedanken und ein schwarz haariger Typ sah mich von der Seite an.
> Wie bitte? < erwiderte ich völlig perplex. Ich war viel zu irritiert, dass ich mich ein Junge ansprach, als das ich verstand, was ich gerade getan hatte.
> Ob du einen schlechten Tag
hattest?<
Meine Verwirrung war mir anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn nach einer kurzen Pause erklärte er weiter > Ich will dir ja auf gar keinen Fall zu nahe treten, aber du bist eben mit wütendem Gesichtsausdruck hier her gestapft hast deinen Rucksack auf diese Bank abgestellt und dabei mein Sportzeug von der Bank runter geschmissen. <
Erst jetzt bemerkte ich, dass auf der anderen Seite der Bank ein Sportbeutel mit den Sportsachen dieses Typen lagen.
> Oh, das tut mir wirklich leid! <
Schnell beugte ich mich über die Bank, sammelte die raus gefallenden Sportsachen ein, packte sie in den Sportbeutel und gab diesem Typen seine Sachen zurück.
> Kein Problem, wir haben doch alle mal einen schlechten Tag, oder? <
Mit einem mitfühlenden Lächeln nahm er seinen Sportbeutel an sich und ich setzte mich neben meinem Rucksack auf die Bank.
> Ja, nur eigentlich habe ich gar keinen schlechten Tag, ich bin mir sicher, dass es schlimmeres gibt
als... < Ich stockte. Was tat ich hier eigentlich? Sprach ich gerade wirklich mit einem wild fremden Jungen und wollte ihm gerade meine Probleme erklären?
> Du kannst ruhig weiter erzählen. Vielleicht lenkt mich deine Geschichte über deinen schlechten Tag ja von meinem schlechten Tag ab. <
Er zwinkerte mir zu und aus irgendeinem Grund musste ich zurück lächeln.
>Ach, ich bin übrigens Henry. <
Humorvoll hielt er mir seine Hand zur Begrüßung entgegen.
>Lucy. < stellte ich mich vor und schüttelte seine Hand.
>Also Lucy, dann erzähl mir mal von deinem schlechten Tag, der eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie ich vermutet hatte. <
Und warum auch immer fing ich wirklich an zu erzählen, vielleicht weil dieser Typ mir wirklich sympathisch vor kam, vielleicht weil ich wirklich das Gefühl hatte, er würde mir zuhören und vielleicht auch wegen seinen wunderschönen blauen Augen, die mich sofort in ihren Bann gezogen hatten.
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Zwischen Lüge und Wahrheit
RomanceLucy - das schüchterne Mädchen, das allen zeigen möchte, wer sie wirklich ist Henry - der coole, gutaussehendeTyp aus der Oberstufe, der Angst hat, jemanden an sich ran zu lassen Und doch haben sie eines gemeinsam : Eine Vergangenheit, die tiefe Sp...