HARRY
In dieser Nacht träumte ich schlecht - und als ich aufwachte, fühlte ich mich, als ob ich keine einzige Sekunde geschlafen hätte. Ich setzte mich auf und sah, dass Louis auch gerade aufwachte. "hey" sagte er und gähnte herzhaft. "hey". Ich strich mir mit meiner Hand durch die Haare und atmete einmal tief durch. "Du siehst todmüde aus", stellte Louis fest, stand auf und kam zu mir. "Das bin ich auch", sagte ich und er setzte sich neben mich. Ich lehnte mich an ihn und legte meine Wange auf seine Schulter. "Hast du schlecht geschlafen?". "Jep". "Warum denn?". "Ich habe geträumt, dass ich wieder zum Arschloch geworden bin". "Und hast du das vor?". "Natürlich nicht". "Dann ist doch alles in Ordnung, oder?", fragte Louis mich und wortlos hob ich meinen Kopf hoch und blickte ihn ungläubig an. Dass er mir plötzlich einfach vertraute, warf mich innerlich um. Es war genau das, was ich wollte, aber jetzt hatte ich das Gefühl, dass ich ihn sowieso wieder nur enttäuschen würde. Konnte ich wirklich dauerhaft ein guter Mensch bleiben? Ich würde es definitiv versuchen.
"Ich gehe jetzt zum Coffeeshop", sagte Louis dann und stand auf, so dass ich fast umfiel. Aber nur fast. "Okay". Er zog sich seine Winterjacke an - und dann war er auch schon weg. Ich nahm mein Telefon in die Hand und sah einen verpassten Anruf von meiner Mum, also rief ich sie zurück.
*Hallo Harry*. "Hey Mum". *Und? Studierst du brav?*. "Jep". *Wann findet deine letzte Vorlesung für dieses Jahr statt?*. "Der letzte Tag ist der 20.". *Und dann kommst du nachhause?*. "Klar, wo soll ich denn sonst hin?", fragte ich sie - und eine Sekunde später tat es mir auch schon wieder leid. "Ich feiere gerne Weihnachten mit dir", fügte ich noch hinzu. *Das freut mich*. "Mum, es tut mir leid, dass ich so scheiße zu dir war", sagte ich, und für zehn Sekunden war sie sprachlos. Dann hörte ich sie zittrig einmal tief durchatmen. Weinte sie etwa? ... *Danke, mein Schatz*. "Weißt du, ich reiße mich jetzt echt zusammen und versuche, ein guter Mensch zu sein. Kennst du Louis Tomlinson?". *Nein, sorry*. "Er war mit mir auf der Highschool und ich war - Überraschung! - total scheiße zu ihm. Jetzt ist er mein Mitbewohner, und er hat mir verziehen. Und ich glaube sogar, dass ich dabei bin, mich in ihn zu verlieben", teilte ich meiner Mum mit - und jetzt, da ich es laut ausgesprochen hatte, realisierte ich es erst.
Fuck.
Es stimmte.
Ich verliebte mich in Louis.
*Verlieben?*, fragte Mum mich, und da fiel mir ein, dass sie ja noch gar nicht wusste, dass ich schwul war, also räusperte ich mich peinlich berührt. "Ja, ich ... sorry, ich wollte es dir persönlich sagen, aber ... ja, ich bin schwul". *Oh mein Gott, Harry! Das ist doch gut! Ich bin so froh darüber, dass du endlich zu dir selbst gefunden hast, mein Schatz, das ist großartig!*, rief sie begeistert und ich lachte verhalten. "Findest du?". *Ja, natürlich! Ich möchte, dass du genau der bist, der du sein willst*. "Okay, aber ich weiß nicht, ob er dasselbe für mich empfindet". *Natürlich tut er das, wer kann DIR schon widerstehen? Niemand*, stellte sie fest und jetzt musste ich lauthals lachen. Ich war so beschissen mit meiner Mum umgegangen, und trotzdem liebte sie mich noch bedingungslos, nannte mich Schatz, akzeptierte, dass ich schwul war und machte mir auch noch ein Kompliment ...
"Danke Mum, ich liebe dich", sagte ich und dachte gleichzeitig darüber nach, wann ich ihr das zum letzten Mal gesagt hatte. Ich erinnerte mich nicht daran. *Ich dich auch, mein Schatz*, schluchze sie. "Nicht weinen, Mum, alles ist gut". *Ja, das ist es jetzt endlich*.
Louis kam mit zwei Coffee-To-Go-Bechern herein und stellte einen auf meinen Nachttisch. "Mum, Louis ist da, ich rufe dich morgen wieder an". *Kein Problem, und einen lieben Gruß an den zukünftigen Schwiegersohn*, flötete sie und ich verdrehte amüsiert meine Augen. "Mum...", sagte ich warnend und sie lachte. *Bye, Harry*. "Bye".
LOUIS
Ich hörte Harrys Mum nur *Schwiegersohn* sagen und spürte, wie meine Ohren rot wurden und dann mein Gesicht.
„Öhm… meine Mum…“, versuchte Harry zu erklären, aber ich musste grinsen. „Warum grinst du so?“, fragte Harry mich leicht entnervt. „So halt…“, antwortete ich und trank einen Schluck Kaffee, aber dieser war so heiß, dass ich mir die Zunge verbrannte. „Oi oi! Fooking shit!“, fluchte ich und stellte den Becher härter als beabsichtigt ab. Dabei sprang der Deckel ab und die heiße Flüssigkeit schwappte auf meine Hand. „Holy Fook! Fooking shit!“, rief ich und Harry lachte. „Du wiederholst dich.“, wies er mich hin und ich warf ihm einen tödlichen Blick zu.
Ich entsorgte meinen Kaffeebecher und beseitigte die Sauerei auf meinem Nachttisch. „Meine Mum hat nur gescherzt, sie weiß auch erst seit heute, dass ich schwul bin.“, erklärte er mir und ich sah ihn skeptisch an. „Sie weiß es erst seit heute?“ „Ja, wir hatten bisher nicht so den Draht zueinander.“ „Schade, auf das Verhältnis zu deiner Mum solltest du gut Acht geben, du weisst nie, wie lange du sie noch hast. Ich dachte auch, ich hätte noch Ewigkeiten mit meiner Mum und auf einmal war sie weg.“ „Was hatte sie denn?“, fragte er mich. „Leukämie.“, antwortete ich und hoffte, dass er nicht weiter nachfragte, denn eigentlich wollte ich nicht drüber reden.
„Du hast ihr sicher immer erzählt, wie wir dich behandelt haben, oder?“, fragte er stattdessen und ich verdrehte die Augen. „Natürlich, sie war meine beste Freundin.“ „Ich schäme mich. Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen.“ „Jeder baut mal Scheiß. Du hast jetzt die Chance alles besser zu machen.“, sagte ich nachdenklich. „Das mache ich auch, das werde ich noch allen beweisen. Und wenn mir wer nicht glaubt, dann kann er mich mal. Für mich zählt nur was du denkst.“ „Und deine Mum?“ „Ja, bei ihr interessiert es mich auch.“ „Und Liam? Und Niall? Und Zayn?“, fragte ich grinsend nach und Harry rief: „Jetzt überstrapazierst du es aber!“
Er nahm seinen Kaffeebecher und trank einen Schluck. „Verdammte Scheiße, warum ist das Zeug noch immer so heiß?“, fragte er mich und streckte seine Zunge heraus. „Warum streckst du deine Zunge heraus?“ „Dahit hie abgühlt.“, antwortete er mit herausgestreckter Zunge und ich hatte Mühe ihn zu verstehen. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und hielt mir den Bauch vor Lachen.
Harry warf sein Kissen nach mir und ich schoß es sofort zurück und binnen weniger Minuten entfachte eine Kissenschlacht.
Bis ich, schwer atmend und schwitzend, um Gnade flehte. „Ich muss duschen.“, sagte ich zu Harry. „Ich auch.“, grinste er und ich stand auf und stemmte die Hände in die Hüften. „Du traust dich nie mit mir zu duschen!“, forderte ich ihn heraus und Harry stand ebenfalls auf und zog sein Pyjamaoberteil aus. „Bück dich um die Seife, Tomlinson!“, grinste er und zog seine Hose nach unten. „Trägst du eigentlich auch hin und wieder mal Unterwäsche?“, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf, wobei auch sein Penis hin und her schwang. Ich konnte nicht anders und musste lachen.
„Schön langsam glaube ich, dass du ihn lieber magst als mich.“, sagte Harry und deutete an sich nach unten. „Er hat mich nie gemobbt.“, antwortete ich frech. „Unter der Dusche wird er dann deinen Arsch mobben.“, stellte Harry fest und ich zog mich ebenfalls aus. „So? Wird er das?“, fragte ich ihn herausfordernd und ging dann ins Bad. Harry folgte mir auf dem Fuß und gab mir einen Klaps auf den Hintern.
Der Tag verlief genauso wie er begonnen hatte, nämlich gut. Aber es trieb mich zur Verzweiflung, dass ich mich auf nichts und niemanden konzentrieren konnte, weil mich ein gewisser Harry Styles und sein unverschämter Penis beschäftigten.
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Treat People With Kindness - Adventkalender
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