Kapitel 9

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Er behauptet, er sei den ganzen Abend mit der Gruppe von Jugendlichen, mit denen ich ihn am Tag zuvor gesehen hatte, zusammen gewesen.

Ruby unterbricht ihn, da uns allen aufgefallen ist, dass James extreme Schwierigkeiten hat zu sprechen und nur so vor sich hin nuschelt. Sie fragt, was mit seiner Stimme los sei. Daraufhin meint er nur, sie solle abwarten, denn es sei im Laufe des Abends passiert und sie würde es noch früh genug erfahren.

JAMES POV; Flashback

Wir sitzen hinter einer Buschgruppe auf dem Boden. Es ist zwar kalt, aber da die Meisten von uns unter Drogenkonsum stehen, fühlen wir es nicht richtig. Vor circa zehn Minuten hat Grace bei uns vorbei gesehen. Dennoch ist sie schnell wieder verschwunden.
Gegenüber von mir sitzt ein Mädchen mit weiß gefärbten Haaren. Mein Blick bleibt auf ihr haften, da mir auffällt, dass sie graue Haut hat. Offensichtlich ist sie sehr stark abhängig. Sie bemerkt meinen Blick und schenkt mir ein Lächeln. Ich erwidere es und zwinkere ihr zu. Die Gruppe unterhält sich über dies und das...sie tauschen Drogen, Neues, Wissenswertes und alles aus, womit man handeln kann. Ich beteilige mich nicht an den Gesprächen oder den Tauschgeschäften sondern ziehe nur an dem Joint, der gerade die Runde macht.
Nach einer Weile steht ein kleiner Junge, genannt Mellow, auf. Ich kenne ihn nur flüchtig und habe nicht das Verlangen ihm hinterher zu gehen, als er sich langsam entfernt. Ein paar Andere stehen jedoch auf und laufen hinterher. Das Mädchen, dass mich vorhin angelächelt hat, rutscht zu mir her. Die Gruppe von Jungendlichen hat sich fast komplett aufgelöst und schließlich sind nur noch das unbekannte Mädchen und ich da.
Sie durchbricht das unangenehme Schweigen, indem sie mich einfach nach meinem Namen fragt. Nachdem wir uns bekannt gemacht haben, stehe ich auf und hebe ihr dann meine Hand hin. Sie ergreift diese und ich ziehe sie hoch. Sie wiegt nicht viel. Wir schlendern durch einen Stückchen Wald und gelangen auf eine einsame Gasse. Sie sieht mich fragend an, aber ich weiß auch nicht wo wir hier gelandet sind. Uns ist es egal, da man als Straßenkind sowieso nichts zu verlieren hat. Außer das eigene Leben und ein paar wenige Freunde vielleicht.
Dennoch schaut sie sich die ganze Zeit hysterisch um. Ich frage sie, ob etwas ist, aber sie antwortet mir nicht.
Sie verlangsamt ihren Gang und plötzlich höre ich ein Kreischen! Ich drehe mich um und sehe gerade noch, wie zwei maskierte Männer das Mädchen auf die Ladefläche eines alten Lastwagens packen.
Ich renne hastend zum Lastwagen und versuche noch aufzuspringen oder sie herunter zu ziehen, doch ich habe keine Chance mehr...

Ich spüre eine kräftige Hand auf meiner Schulter, die mich zu Boden reißt und mein Gesicht auf den Asphalt drückt...

Minorro-unsere Kindheit auf der Straße...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt