Kapitel 41

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Mitten in der Nacht wache ich auf, weil meine Kehle so trocken ist und ich was trinken muss. Als das getan ist, bemerke ich erst jetzt, dass Kenny nicht mehr neben mir liegt. Ich denke mir erst nichts dabei, vielleicht ist er nur auf der Toilette doch Minuten vergehen. Nach 15 Minuten stehe ich auf und suche nach ihm. Auf der Toilette ist niemand. In der Küche ebenfalls nicht, vielleicht hätte er ja hunger. Verwirrt tapse ich zur Tür, wo die Schuhe stehen. Kennys Paar ist weg. Ist er einfach so gegangen? Frage ich mich. Ich überlege lange und kann mir gut vorstellen, dass Kenny Nachhause gegangen ist. Beim Abendbrot war er schon so zappelig wegen seinem Vater und wollte auch wieder gehen, hätte ich ihn nicht aufgehalten.

Ich tapse die ersten Stufen der Treppe wieder hoch und will mich wieder hinlegen. Doch ich bleibe auf der Treppe stehen. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. Schnell tapse ich in mein Zimmer und ziehe eine Jogginghose über meine kurze Schlafhose und ziehe mir eine luftige Strickjacke rüber. Dann gehe ich wieder leise runter und ziehe mir meine Schuhe an. Als ich draußen bin erschreckt mich ein kühler Wind. So kühl war es schon lange nicht mehr im Sommer. Meine Strickjacke ziehe ich mir enger an und gehe meinen Weg. Ich suche dabei instinktiv nach Kenny. Auch wenn ich keinen genauen Plan habe, was ich eigentlich mache, bin ich ziemlich entschlossen.

Bei Kennys Haus sehe ich, dass das Licht an ist. Wie ein Einbrecher schleiche ich näher ran und blicke durch das Fenster. Mr Mccormick liegt stockbesoffen auf der nun dreckigen Couch. Bierflaschen liegen überall herum, wie auch Glassplitter. Die Wände wurde demoliert und das Haus sieht wieder wie eine Bruchbude für Obdachlos aus, es macht mich traurig. Kenny und Karen haben sich so über das neue Heim gefreut – es gab ihnen Hoffnung. Und kaum ist der Vater wieder da, sieht alles wieder wie vorher aus. Ich gehe vom Fenster weg und blicke nach oben, wo kein Licht brennt. Ich frage mich ob Kenny in seinem Zimmer liegt. Nur für einen Check würde ich nicht ins Haus einbrechen. Widerwillig gehe ich vom Anwesen weg.

Mein komisches Gefühl bleibt bestehen. Ich nehme einen anderen Weg und versuche meinen Kopf frei zu bekommen. Ständig Gedanken um seine Freunde zumachen, kann einem ziemlich fertig machen. Besonders da mir das mit Craig noch ziemlich in den Knochen liegt – aber ich kann nichts machen außer abzuwarten. Und dann gibt es noch dieses Gefühlschaos. Kenny sagte mir, dass er mich mehr mag als ein Freund und mehr liebt als eine Cousine. Wäre mein Trauma mit Damien nicht, würde meine Antwort vielleicht leichter sein, ob ich auch was für ihn fühle. Aber ich bin so verwirrt und wir hätten eine toxische Beziehung. Dann ist da auch noch Kenny, für den ich gerade alleine, mitten in der Nacht durch die Stadt gehe. In ihn sehe ich etwas, was ich nicht gut beschreiben kann. Ich fühle mich so wohl bei ihm. Craig und Kenny sind völlig Unterschiede Menschen. Craig ist wie die dunkle, mystische Nacht, während Kenny der helle, lebendige Tag ist. Wenn ich ehrlich bin, will ich mich gar nicht entscheiden. Egal für wen ich mich entscheide, die Bindung zum anderen wird anders sein und es kann die Freundschaft zerstören.

An einer Gasse vorbei höre ich Gestöhne, wobei ich belustigt meine Brauen hebe und weiter gehe. Doch ich bleibe abrupt stehen als ich das hustende Geräusch vernehme. Ein Mann meckert und tritt fluchend aus der Gasse, während er sein Gürtel zu macht. Dann kommt noch jemand raus und ich erstarre. Es ist Kenny der sich gerade irgendwas von seinem Mund wegwischt. Er wirkt völlig vernebelt. Er trägt die kurze Hose mit der er ins Bett ging und seinen viel zu großen orangenen Pullover. Die Kapuze über seinen Kopf. Er hustet wieder und spuckt auf die Straße.

„Kenny!" rufe ich besorgt und laufe die letzten zwei Meter zu ihm um ihn zu stützen. Er aber sackt auf die Knie, ein bisschen auf sein Erbrochenes und hustet schwer weiter. Ich streichel ihm am Rücken und frage ihn, was er hier macht aber ich bekomme keine Antwort. Sein Kopf schwankt immer wieder von der einen Seite zur anderen. Er hat mich nicht mal wirklich wahrgenommen. Ich lege meine Hände an seinen Wangen und drehe ihn zu mir, damit ich ihn ansehen kann. Ich sehe in glasige, leblose Augen, seine Pupillen sind wieder so groß, dass man seine schönen blauen Augen nicht mehr sehen kann.

Die Seele ist billig │ South Park FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt