2 - Niemals

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Es vergingen mehrere Tage, in denen ich verwirrt in der Gegend umhertrottete. Seine Blicke brannten auf meiner Haut, wann immer ich ihm unter die Augen trat und ich erschreckte mich schon regelrecht vor der Reaktion meines Körpers, wenn er in der Nähe ist.

Mein Herz hatte schon immer einen Sprung gemacht, wenn ich an ihn gedacht habe, weil ich ihn schon seit fast zwei Jahren nun still und heimlich anhimmelte - nie aber hätte ich gedacht, dass ich ihm einmal auffallen würde.

Gordan Hill fiel man nicht einfach mal so auf, das haben bereits schon viele an dieser Schule gemerkt, denen er kalt eine Abfuhr erteilt hatte.

Obwohl er so einen hohen Status an der Schule genoss, ein unverzichtbarer Teil der Footballmannschaft und unverschämt heiß aussah, kümmerten ihn die meisten von den vielen Verehrerin einen Scheissdreck. Dazu kam, dass es für ihn typisch war, dass er das machte wo er will, wann er will und wie er es will.

Ich fand nur schwer Leute zum Vergleich, die so einen starken Charakter, wie er ihn hatte, besaßen.

Er ließ sich nichts einreden, sagte seine Meinung direkt und gab eine Bandbreite von Wissen preis, was sich andere nur als Unterrichtsbeitrag erträumen konnten. Dieser Typ war unfassbar schlau und heimste sich, wenn nicht schon mit der respektverlangenden Ausstrahlung, mit seinem Wissen eine Menge an Anerkennung ein.

Es gab eine Menge Beeindruckendes über ihn zu erzählen... allerdings besaß Gordan auch eine Menge an negativen Eigenschaften.

Unter anderem seine arrogante Art, seine vielen kriminellen Machenschaften und der Fakt, dass er Mädchen so ziemlich unter der Gürtellinie behandelte, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Schlimme daran war, dass er sich Mädchen herauspickte, die ihm gefallen und wenn sie ihm zu langweilig wurden, benutzte er sie wie Handtücher, die er, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach wegwarf.

Und ihm wurde sehr schnell langweilig.

Auch ich hatte das schonmal aus nächster Nähe erleben dürfen, das war auf einer Party vor ungefähr einem Monat und dieses abservierte Mädchen ist niemand anderes als meine beste Freundin Carly gewesen, die ihn seit dem zutiefst hasste.

Alleine aus dem Grund hatte ich mich noch mehr von ihm ferngehalten oder ihn gemieden, doch das war mir alles lieber, als dass er vor meiner Nase hemmungslos mit Carly flirtete.

Jedoch meinte sie zu mir, er hätte sie nie geküsst, was ich schon immer komisch fand, da er doch ein so großes offentsichtliches Interesse an ihr besaß. Auf der Party hatte er sie nur mit einem angewiderten Ausdruck von sich weggestoßen, ich hatte seinen Gesichtsausdruck wie damals vor ein paar Wochen noch genau vor Augen.

Es ist so eine riesige Blamage für Carly gwesen, ich hatte sie noch nie so verletzt erlebt.

Trotzdem hielte diese Geschichte und auch noch andere mit zahlreichen gebrochenen Herzen die anderen nicht davon ab, ihm weiter hinterherzusabbern, ob nun offentsichtlich oder verschwiegen im Geheimen.

Leider musste ich mich zu den Geheimen einordnen. So sehr mich sein mieser Charakter ankotzte... ich bewunderte leider Menschen mit so einen Selbstbewusstsein und dieser Stärke, die er mit sich herumtrug.

Aber das würde ich niemals zugeben.

Niemals.

Mit Gordan hatte ich noch nie viel am Hut, außer ein paar knappe und kalte Worte, die wir gewechselt haben, wenn es mal darum ging, ob er mir meine Wasserflasche herüberreichen oder ob ich ihm ein Blatt Papier abgeben konnte.

Es ist schon immer komisch und... angespannt zwischen uns gewesen und ich hatte auch schon mitbekommen, dass er mich an der einen oder anderen Stelle länger betrachtet oder abgecheckt hatte... aber das hatte ich mehr als nebensächliches Wahrnehmen von ihm eingestuft, nicht als richtiges Auffallen.

Und es war noch nie so intensiv wie beim letzten Blickwechsel gewesen.

Noch nie.

Obwohl es mir insgeheim Angst bescherrte, ob ich nun die nächste auf seiner Liste war, die er sich ausgesucht hatte, fühlte es sich einerseits nicht schlecht an.

Und doch war es das, schlecht.

Schlecht und naiv.

Er konnte mir genauso zum Verhängnis werden wie er zum Verhängnis für die anderen Mädchen wurde.

Das musste ich mir unbedingt immer wieder ins Gedächtnis rufen, doch mein Verstand versagte erfolgreich, als mir der Weg zur Bibliothek  von zwei breiten Schultern versperrt wurde.

BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt