14. Dezember oder Weihnachtsbesuche (Teil 2)

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Ich sitze verschlafen im Auto, auf dem Beifahrersitz. Das Frühstück war sehr köstlich und der Besuch bei Freddies Eltern ein voller Erfolg. Nun fahren wir circa 3 Stunden nach King's Lynn. Die Straßen, Häuser und Landschaften ziehen an uns vorbei. Brian fährt und summt das Lied im Radio mit.
"Ich muss Mal!", schreit Roger. Brian zuckt zusammen und wäre beinahe in das Auto vor ihm gefahren.
"ROGER! Ich habe dir schon mal gesagt, dass du mich nicht erschrecken sollst und das erst Recht nicht, beim Autofahren!", brüllt Brian zurück.
"Wir sind gerade mal 35 Minuten unterwegs. Du willst mir nicht wirklich sagen, dass du aufs Klo musst." John sieht Roger misstrauisch an.
"Wenn ich es doch sage!" Freddie seuftzt und sinkt tiefer in den Sitz.
"In 200 Metern gibt es die nächste Tankstelle, da kannst du gehen", informiert Brian Roger.
Nachdem Roger seine Blase entleert hat, geht es weiter. Ich bin so müde, dass ich fast die ganze Fahrt über schlafe.
Ich werde nur durch ein lautes Klopfen geweckt.
"Muss das denn sein...?" Ich drehe mich zu Brian und schaue aus dem Fenster. Wir stehen auf einem Parkplatz. Vor dem Fenster stehen zwei Polizisten. Brian kurbelt die Scheibe nach unten.
"Schönen guten Tag. Allgemeine Fahrzeugkontrolle. Führerschein und Fahrzeugpapiere, bitte", ertönte eine tiefe Stimme.
"Die sind im Kofferraum", sagt Brian. "Sie wissen schon, dass die eigentlich nach vorne gehören..." Der Polizist schaut Brian tadelnd an.
"Sie wissen schon, dass sie Menschen nicht einfach so wecken können. Das ist sehr unhöflich", kommt es von Freddie, welcher hinter mir sitzt. Der Polizist reißt seine Augen auf und weiß gar nicht, was er sagen soll. Ich muss mir mein Lachen schmerzlich verkneifen. Auch die andern haben mit sich zu kämpfen.
Nachdem Brain den Polizisten die Papiere gezeigt hat, dürfen wir weiter fahren. Nach wenigen Minuten ertönt die Stimme der Navigation: "Sie haben Ihr Ziel erreicht."
Rogers Eltern stehen bereits an der Tür und begrüßen uns. Roger überreicht ihnen die Geschenke und seine Schwester Clare freut sich riesig darüber.
Nach dem köstlichen Rinderbraten mit Klößen, zum Mittagessen, spielen wir alle Monopoly.
"Tja Freddie, das ist meine Straße. Ich habe drei Häuser und ein Hotel, das macht dann £650", liest John von seiner Grundstückskarte ab.
"So viel, Darling? Das habe ich nicht", beschwert sich Freddie.
"Das liegt vielleicht daran, dass du unbedingt die teuerste Straße, das Standesamt und das Wasserwerk und alle Bahnhöfe haben wolltest", erklärt Brain.
"Das ist aber auch alles sehr wichtig. Heiraten bedeutet Sicherheit, Wasser braucht man zum Überleben, ein Haus braucht man auch und da ist es nicht schlecht, wenn es auch luxuriös ist und eine gute Nahverkehrsanbindung ist auch immer von Vorteil", argumentiert Freddie.
"Schön Fred, du musst jetzt aber trotzdem zahlen", lässt Brian nicht locker.
"Ich könnte dir einen Kredit gewähren", sage ich zu Freddie. Dieser stimmt zu und ich nehme von der Bank das benötigte Geld.
Irgendwann fragt Roger dann: "Ist überhaupt noch ein Grundstück übrig?" Wir schauen auf den Spielplan.
"Tatsächlich nicht. Das bedeutet, dass wir jetzt den Gewinner ermitteln können", antwortet Rogers Mutter Winifred. Wir zählen unser Geld und die erspielten Straßen.
"Herzlichen Glückwunsch, Brian! Du hast gewonnen!", verkündet Clare den Gewinner.
Nachdem Brain sich seinen Siegerpreis abgeholt hat, es ist ein Korb mit Süßigkeiten und selbstgemachter Schokolade, geht es weiter zu Johns Eltern. Brian tippt die Adresse ins Navi ein und schon ertönt die metallische Stimme.

❄︎ ❄︎ ❄︎

"Kommt rein", Johns Mutter holt uns schnell nach drinnen. Vor wenigen Minuten hat es angefangen zu Stürmen. Ein richtiger Schneesturm ist ausgebrochen. Die Schneeflocken wirbeln durch die Luft und wehen an die Fenster. Im Haus ist es schön warm und ruhig.
"Setzt euch hin. Ich hole euch ein paar dicke Decken. Deine Schwester kommt auch gleich John", sagt Johns Mutter und holt ein paar Decken.
"Ach, bei deiner Mum ist es immer schön." Roger lehnt sich auf der Couch zurück. John boxt Roger in den Bauch. Dieser krümmt sich kurz und schnappt sich dann ein Kissen von dem Sofa und feuert es auf John. Der fällt von der Couch, hält sich aber dabei an Freddie fest und zieht ihn nach unten. Mit einem lauten Poltern sitzen sie vor der Couch und starren Roger wütend an. Er kann von Glück reden, dass Lilian in diesem Moment wiederkommt, sonst hätte es brenzlig für ihn werden können. Johns Mama gibt uns die Decken und John und Freddie setzen sich wieder auf die Couch, als es an der Tür klingelt. Johns steht wieder auf und öffnet die Tür.
"Julie!" Lautstark begrüßt John seine Schwester, dann kommt er mit ihr zurück ins Wohnzimmer.
"Darf ich vorstellen, das ist meine Schwester Julie und das meine Mum Lilian. Das sind die Jungs und das ist Jess, eine sehr gute Freundin." Wir umarmen uns alle kurz. Anscheinend kennen die Jungs Johns Familie auch noch nicht. Wir unterhalten uns aber super. Wir reden über den Job und unsere Freizeit, über das Geschehen in London... Einfach über alles. Wir wollen gerade Fernsehen, da gibt es lautes Donnern und ein leises Zischen. "Verdammt, der Strom ist weg!", hören wir John fluchen. Wir schauen uns ratlos an. Dann kommt mir eine Idee. "Wir können es uns trotzdem gemütlich machen. Habt ihr Kerzen?" Lilian nickt und ich hole mit ihr zusammen viele Kerzen, stellen sie im Raum auf und zünden sie an. Es ist unglaublich gemütlich.
"Und jetzt?", fragt Roger neugierig, als wir wieder auf der Couch sitzen.
"Wie wär's, wenn wir eine Geschichte erzählen, alle zusammen. Einer fängt an und hört dann im Satz auf und dann muss der nächste weitererzählen", schlägt Julie vor und die Idee ist genial.
"Gut wer fängt an?", möchte Brian wissen.
"Der, der fragt", antworte ich ihm. "Gut, dann fange ich mal an..." Brian überlegt kurz, dann sagt er: "Es war einmal ein Drummer..."
"Was? Wieso ziehst du mich da mit rein?", fragt Roger empört.
"Ich meine doch nicht dich, nur irgendeinen Drummer", redet Brian sich raus. John ist der Nächste.
"Der Drummer war ziemlich untalentiert."
"Was?!" Roger reißt die Augen auf. "Rog, du bist dran, mach was draus", weißt Freddie ihn darauf hin.
"Er war untalentiert, aber extrem gutaussehenden." Stolz richtet Roger sich auf. Wir erzählen weiter und weiter. Es macht richtig viel Spaß. Am Ende lautet die Geschichte so:

Es war einmal ein Drummer. Er war ziemlich untalentiert, aber extrem gutaussehenden. Leider war er auch nicht besonders schlau, Darling. Er war öfters mit seinen Freunden unterwegs. Zusammen haben sie immer viel Spaß. Einmal sind sie in ein Einkaufscenter eingebrochen und haben Süßigkeiten mitgenommen. An einem anderen Tag haben sie in einem Möbelhaus, in der Wohnzimmer-Abteilung eine riesige Kissenschlacht veranstaltet. Leider wurden sie von der Polizei geschnappt. Ab da saßen sie im Gefängnis. Aber auch dort hatten die Freunde Spaß. Sie bastelten sich Musikinstrumente und begannen zu spielen und zu singen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann musizieren sie noch heute.

Auch als wir schon im Bett liegen müssen wir noch über unsere Geschichte lachen. Es ist schon richtig spät und wir müssen morgen früh raus, aber trotzdem schaffen wir es nicht, sofort einzuschlafen. Und so reden wir noch lange über unsere gemeinsamen Erlebnisse.

Weihnachten mit Queen  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt