Aman nen

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Taliel verstummte wieder. Hinter ihr tauchte Tom auf. Er legte ihr die alte Hand auf die Schulter. Ich blickte einen Augenblick in die Runde. Meine Freunde schwiegen, und haben ihr alle zu gehört. Die plötzliche Stille schien drückend, denn das Feuer war hinuntergebrannt und der Regen hatte aufgehört. "Ich nahm den Ring mit, doch ohne ihn zu berühren, denn ich wusste nicht, welche Macht auf ihn liegt. Dann bin ich aus Mordor hin ausgewandert, weg von diesem Ort des Grauens, immer weiter Richtung Westen, durch die Forte von Rohan, und ins Auenland. Kurz vor Bree, das in den Jahren meiner Abwesenheit stark gewachsen ist, kam mir die Idee, einen aufzusuchen, bei den ich noch Rat finden würde. Über den Brandywein ging ich nach Bockland und betrat den alten Wald." Da traf es mich wie einen Schlag, und ich riss mein Blick von der Elbin los, und starrte den Mann hinter ihr an. Dieser erwiderte meinen Blick, ließ sich aber nichts anmerken. Noch immer ihn anstarrend hörte ich Taliel weiter zu. Doch sie hatte eine kurze Pause gemacht, in der sie mich anstarrte. "Du weißt was jetzt kommt, nicht war?" Fragte sie und ich sah sie an. "Du bist die einzige hier die neben den Film auch das Buch gelesen hat, zumindest das erste, und ich spreche dir Recht. Tom stammte auch aus der Zeit, Tom Bombadil, der den Wald bewachte, zusammen mit seiner Frau Goldbeere." Sie sah den Mann hinter sich an, der nickte. "Frodo, Sam, Merry und Pippin habe ich geholfen, als sie sich im Wald verirrt haben." Sagte er. Ich stand mit einem Mal auf. "Das ist nicht möglich! Du kannst nimmer der Tom Bombadil sein, wie er im Buch beschrieben wird! Tom Bombadil war immer gut gelaunt, hat gesungen und getanzt, und die Pflanzen und Tiere des Waldes behandelt, wie seine Kinder! Tom Bombadil ist kein so langweiliger Typ wie du es bist!" Mein Gehirn war so verwirrt, dass ich selbst nicht merkte was ich gesagt habe. Tom sah mich traurig an war aber ruhig als er Sprach. "Die Menschen von Bree sind immer weiter ins Auenland eingedrungen. Die Hobbits konnten sich wenig wehren, und mit der Zeit verschwanden sie aus ihrer Heimat. Einige wurden von den Menschen getötet, von den anderen wissen wir nichts. Auch in unseren Wald kamen sie. Sie schlugen die Bäume nieder, um aus dem Holz Häuser zu Bauen." Er seufzte. "Ach, Goldbeere!" Klagte er und schloss die Augen, und leise, fast wie für sich selbst ließ er uns teilhaben, an dem Leid, welches er erfahren hatte: "Goldbeere wurde schwächer, je mehr Bäume abgeholzt wurden. Ich sprach mit den Menschen, und bat sie aufzuhören dem Wald zu schädigen, aber sie hörten nicht auf mich. Ich brachte Goldbeere fort von dem Ort, wo wir gelebt hatten, und hoffte, das sie sich erholen würde, aber es kam nur noch schlimmer..." jetzt Blickte er zu Boden und seine Stimme war so leise, dass wir uns anstrengen mussten um ihn zu verstehen. "Die Menschen aus dem Osten versiegten den Fluss, und schütten die Quelle zu. Und die Tochter des Flusses, meine schöne Herrin, starb, in meinen Armen." Seine Stimme erstickte, und er schüttelte den Kopf.

Eine Weile lang herrschte wieder Schweigen. Nur allzu gut kannte ich die Kapitel des Buches, wo Frodo, Sam, Merry und Pippin in den Alten Wald gingen, und ein paar Tage lang bei Tom Bombadil lebten-ich habe es erst vor zwei Wochen gelesen. Ich habe mir Tom immer als kleinen, gut gelaunten und Naturliebenden Mann vorgestellt.

"O schlank wie der Weidenzweig!
O klarer als die Quelle!
O Schilfrohr am Wassersaum!
O Tochter des Flusses!
O Frühling und Sommerzeit und danach wieder Frühling!
O Wind auf dem Wasserfall und Lachen des Laubes!"

Tom blickte mich an. Für mich selbst habe ich das Gedicht wiederholt, dass Frodo aufgesagt hatte, als er Goldbeere das erste mal gesehen hat, doch anscheinend habe ich lauter gesprochen als ich dachte. "Woher... Woher kennst du dieses Gedicht?" Fragte er, und seine Augen leuchteten. Ich sah ihn an und spürte wie mir das Blut ins Gesicht stieg. "Ähm.. also, das stand so im Buch..." stammelte ich. Tom sah mich mit einer Spur Freude und Trauer an. "Frodo hat Goldbeere dieses Gedicht vorgetragen. Sie hat es mir am Abend nach unserem ersten Treffen mit den Halblingen erzählt." Er musterte mich. "Es ist ein unspektakuläres Gedicht, wenn man von allen anderen Gedichten in dem Buch ausgeht. Warum hast du dir gerade es gemerkt?" Fragte er. Meine Freunde und Taliel blickten zwischen mir und Tom hin und her. "Ich... ich weiss nicht. Ich kann mir Gedichte einfach gut merken. Fast jedes Gedicht das ich lese behalte ich im Kopf. Ich weiß nicht wieso." Sagte ich. Neben mir fing Emma an zu gähnen, und mir viel auf, wie spät es eigentlich war. Tom lächelte, stupste Taliel an, und die beiden tauschten Blicke aus, die der jeweils andere verstand. Lisa sah mich fragend an, und Vale und Caro saßen die Köpfe aneinander gelegt vor dem heruntergebrannten Feuer, und schienen fast zu schlafen. Taliel stand auf. "Genug der Geschichten Erzählung! Ihr seid müde, wie ich sehe, und ihr habt jetzt schon genügend Stoff worüber ihr nachdenken müsst. Es wäre das beste, wenn ihr jetzt erstmal schlaft, und morgen können wir dann weiterereden. " wie auf Kommando fingen alle an zu gähnen und standen auf. "Dagegen hätte ich nichts." Sagte Vale und Hanne nickte. "Geht mir genau so!" "Dito!" Sagte auch Lisa und Taliel nickte. "Kommt!" Sie ging um den Tisch herum, und auf eine Tür an einer kurzen Seite des Raumes zu. "Es ist nicht wirklich wie in einem guten Hotel, aber für heute Nacht muss es reichen." Der Raum war dunkel, und nur durch die Tür strömte jetzt Licht hinein.

Saurons Vermächtnis (PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt