22. Türchen

635 47 0
                                    

HARRY

22.12. :

In meinem eigenen Bett aufzuwachen, noch dazu mit Louis, fand ich einfach fantastisch. UND ich hatte ein Doppelbett, was den Vorteil hatte, dass es gemütlicher war als das Einzelbett im Wohnheimzimmer, aber der Nachteil war, dass Louis so verdammt weit weg von mir lag. Ich legte mich halb auf ihn, meine Wange auf seine Brust, und schlang meinen Arm um seinen Bauch.

Fünf Minuten später bewegte er sich und ich drehte mein Gesicht zu seinem. Louis öffnete seine Augen und grinste mich breit an. Wortlos. Er brauchte nichts zu mir zu sagen. Ich verstand ihn auch so. Die emotionale und sexuelle Anziehung zwischen Louis und mir war einfach unglaublich. Ich wusste, was er wollte, und umgekehrt. Ich legte mich ganz auf ihn und drückte meine Lippen auf seine, drang mit meiner Zunge in seinen Mund ein und er atmete zittrig einmal tief durch. Dann krallte ich meine Hand in seine Haare, und als ich seinen Kopf zurück in seinen Nacken zog, hielt er mit seinen Zähnen meine Unterlippe fest und ich stöhnte auf. Louis schlang seine Beine um meinen Hintern und gab meine Unterlippe wieder frei. "Ich bin verrückt nach dir", flüsterte er mir zu und ich küsste hingebungsvoll seinen gesamten Hals, inklusive Beissen, Lecken und Saugen. "Und ich nach dir", sagte ich, als ich damit fertig war und drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund. Dann klopfte es plötzlich und er lachte verhalten. "Das Frühstück ist in einer halben Stunde fertig!", rief meine Mum und ich setzte mich neben Louis. "Okay, Mum!". "Ich muss duschen", sagte Louis und stand auf. "Klar, du weißt ja, wo alles ist". "Ja". "Ich werde meiner Mum mit dem Frühstück helfen". "Oh ja, sie wird sich darüber freuen, und ich komme dann nach". "Alles klar".

Als ich die Küche betrat, rührte Mum gerade den Pfannkuchenteig um und ich stellte mich neben sie. "Kann ich dir helfen?", fragte ich sie und sie drückte mir die Rührschüssel in die Hand. "Danke, mein Schatz". "Kein Problem".

Für fünf Minuten schwiegen Mum und ich, während ich mich um die Pancakes kümmerte und sie Rühreier zubereitete.

"Mum, es tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war. Zu Gemma und dir, einfach zu jedem. Ich werde mich übermorgen auch noch bei Gemma dafür entschuldigen, wenn sie kommt". Mum drehte ihr Gesicht zu mir und bekam nasse Augen. Dann stellte sie sich direkt vor mich und legte ihre Handflächen auf meine Wangen. "Und mir tut das mit der Millitärakademie leid". "Das muss es nicht, es war genau das Richtige für mich". "Ja?". "Ja, Mum, du hattest völlig recht damit".

Ich war von der Millitärakademie direkt zum College gefahren, also war ich noch gar nicht dazu gekommen, mit Mum so richtig darüber zu reden. Was genau zu meinem neuen Verhalten geführt hatte, würde ich ihr allerdings nicht erzählen, denn sie musste das mit der Fast-Vergewaltigung nicht wissen.

"Weißt du, ich war einfach so verzweifelt. Ich wusste nicht, was ich tun sollte", sagte sie, und es brach mir das Herz, dass ich sie so sehr zur Verzweiflung getrieben hatte, denn das hatte sie definitiv nicht verdient. "Es tut mir leid". "Du bist mein Sohn. Ich kenne dich, also wusste ich immer, dass du ein guter Mensch bist und auch wieder werden würdest. Und Gemma auch. Du musst dich bei ihr für gar nichts entschuldigen. Du bist ihr kleiner Bruder und sie liebt dich. Wir beide lieben dich". Ich umarmte Mum ganz fest und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich liebe dich auch, Mum".

Nach dem Frühstück gingen Louis und ich in den Vorgarten, um einen Schneemann zu bauen, wie zwei Kleinkinder. Aber das war mir egal, denn es machte mir riesigen Spaß und ich fing sogar eine Schneeballschlacht mit Louis an.

"Attackeeeee!", rief ich und warf einen Schneeball nach Louis, dem er aber geschickt auswich. Im nächsten Augenblick war mein Gesicht eiskalt und nass, und Louis lachte lauthals. "Sorry, ich wollte nicht dein Gesicht treffen". Ich wischte mir mit meinem Schal das Gesicht ab. Dann rannte ich auf Louis zu und in ihn hinein. Da er nicht damit gerechnet hatte, fiel er mit seinem Rücken in den weichen Schnee und ich landete auf ihm. "Harry!". Ich krallte meine Hände links und rechts in sein Becken, kitzelte ihn und jetzt bekam er den Lachkrampf seines Lebens und wand sich unter mir. "Au...au...aufhören! Bi...bitte! Ha...harry!", rief er lachend und schnaufend. Ich löste mich von Louis und stand auf, nahm seine Hand in meine und zog ihn in eine stehende Position.

"DUUUUU!", schrie er - und eine Sekunde später war die Situation plötzlich umgekehrt und ich lag im Schnee, und Louis auf mir. Aber ich ließ es gar nicht erst soweit kommen, mich von ihm auskitzeln zu lassen. Blitzschnell schlang ich meine Arme um seinen Hals und drückte meinen Mund auf seinen.

LOUIS

Meine Finger waren eiskalt und wenn wir noch länger im Schnee herumbalgten, dann würde ich sicher krank werden, deshalb stand ich auf und half dann Harry auf die Beine.

„Komm, wir wärmen uns mit einer Tasse Kakao auf!“, schlug Harry vor und wir gingen wieder nach drinnen. Ich war bis auf die Unterhose nass und fröstelte. „Ich zieh mir schnell was Trockenes an.“, sagte ich zu Harry und küsste ihn auf den Mundwinkel.

Am späteren Nachmittag gingen wir mit Anne auf den Weihnachtsmarkt. Das kam mir ganz gelegen, denn ich wollte unbedingt noch ein kleines Geschenk für sie und Harry kaufen. Aber dazu musste ich die beiden loswerden. „Habt ihr was dagegen, wenn ich mir da vorne kurz einen Stand ansehe?“, fragte ich Harry und seine Mum. „Wir können doch zusammen hingehen.“, schlug Harry vor und ich sah ihn an und deutete dann mit meinen Augen auf Anne. Gottseidank verstand er, was ich von ihm wollte und lenkte Anne ab.

Ich ließ die beiden alleine und ging zu einem Stand mit wunderschönen Holzschnitzereien. Sofort sah ich jede Menge kleine Figuren, die mir gefielen. Kunstvoll waren kleine Glassteine in das polierte Holz eingearbeitet und das Licht brach sich in deren Facetten. Dann fiel mein Blick auf einen Teelichthalter aus Speckstein. Aus einer Scheibe Speckstein war ein Schmetterling ausgefräst und eine Achatscheibe aufgeklebt worden. Dahinter war die Kerze positioniert und ihr Schein leuchtete durch den Achat. Meiner Meinung nach passte das perfekt zu Anne und ich kaufte das schöne Stück.

Bei Harry war die Sache weit kniffliger. Es sollte nicht kitschig sein und auch nicht zu lustig… Fieberhaft überlegend streifte ich umher und landete dann an einer Bude, wo man T-Shirts oder Kappen besticken lassen konnte. Ich blätterte ein wenig durch den Beispielkatalog und fand einen Schriftzug, der mir gefiel. Dazu wählte ich ein simples, schwarzes T-Shirt und ließ dann *Worlds Best Harry* und einen Smiley aufsticken. Dann kehrte ich noch einmal an den Stand mit den Holzfiguren zurück und kaufte einen knienden Engel, der eine Glaskugel in den Händen hielt. Ich ließ beides an einem Packtisch einpacken und ging dann zum Treffpunkt.

Anne, mit einer kleinen Tüte bewaffnet, war schon dort und wärmte sich ihre Finger an einer dampfenden Tasse Punsch.

„Wie ich sehe, warst du erfolgreich.“, sagte sie und ich nickte. Ich holte mir ebenfalls eine Tasse Punsch und zündete mir dann eine Zigarette an.

„Willst du denn Weihnachten gar nicht mit deiner Familie verbringen?“, fragte sie mich. „Weihnachten ist ein komisches Thema, vor allem dieses Jahr.“, antwortete ich und trank vorsichtig einen Schluck. „Warum?“ „Meine Mum ist vor ein paar Jahren Anfang Dezember gestorben und dieses Jahr im März ist noch meine kleine Schwester verstorben und ich kann mir einfach das Fest nicht ohne die beiden vorstellen. Ohne Mum war es schon schwierig aber jetzt auch noch ohne Fizzy? Ich traue mich gar nicht so richtig, nach Hause zu fahren.“ „Oh Mann, das tut mir echt Leid. Hast du denn viele Geschwister?“ „Einen kleinen Bruder und vier kleinere Schwestern.“, grinste ich und Anne erwiderte mein Lächeln.

„Und dein Geburtstag fällt auch auf Weihnachten?“ „Ja, ich bin ein kleines Christkind, hat meine Mum immer gesagt.“ „Ich freue mich, dass du diesen Tag mit uns verbringst. Ich habe dich schon in mein Herz geschlossen, aber falls du meinem Baby wehtust, dann…“, den letzten Teil des Satzes ließ sie unvollendet, weil Harry zu uns stiess.

Auch er hatte eine Einkaufstüte bei sich und holte sich auch eine Tasse Punsch.

Wir ließen den Tag gemütlich ausklingen und gingen dann wieder nach Hause zurück.

Treat People With Kindness  - AdventkalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt