Kapitel 115

2.2K 57 2
                                    

Nachdem ich noch kurz auf Toilette war folgte ich Jule in den Hörsaal. Auf der Treppe rempelte mich jemand an. Beim Hochsehen stellte ich fest, dass es Elena war. „Schlampe", zischte sie und ging weiter. Ich schluckte einmal und musste meine Tränen zurück halten. Ich dachte nach dem Abi hätten sich genau diese kleinen Sticheleien erledigt... und jetzt? Jetzt fängt wieder alles von vorne an. Ich setzte mich leise zu Jule und starrte auf meine Hände. „Isa, ist alles gut?", fragte sie leise. Ich schüttelte einfach nur den Kopf. „Was ist denn los?", flüsterte sie. „Elena, eine ehemalige Mitschülerin von mir fängt schon wieder an mir das Leben zur Hölle zu machen. Nach dem Abi dachte ich, ich hätte es geschafft, aber dann hat sie mitbekommen, dass ich halt bei Wincent arbeite. Es gab ein paar unschöne Anrufe und sie hat behauptet, dass ich mich hochgevögelt hätte. Naja, ich hab sie dann blockiert und dann war Ruhe, bis heute...", erzählte ich einfach alles. „Oh Shit... Ich bin da, okay?", sagte sie und strich mir über den Arm. In dem Moment kam der Dozent rein und es ging weiter. Tatsächlich war Elena die nächste, die ihren Vortrag halten musste und es war echt lächerlich. Sie stellte sich da, als hätte sie den besten Job von allen ergattert, obwohl sie eigentlich in einer kleinen Agentur arbeitet, die kurz vor der Insolvenz steht und sie nur als billige Arbeitskraft braucht. Auch unser Dozent war nicht sonderlich begeistert. Der restliche Tag war auch noch mit Vorträgen gefüllt und ich muss sagen, dass da echt einige interessante Sachen dabei waren. Trotzdem war ich froh, als wir endlich nach Hause durften. Ich tauschte noch mit Jule die Nummern aus und machte mich dann endlich auf den Heimweg. Zu Hause rief ich erstmal Wincent an und erzählte ihm von allem, von meinem Vortrag, von Jule und natürlich auch von Elena. Bei diesem Thema merkte ich, dass sich Wincent unwillkürlich anspannte. Er versuchte mich trotzdem zu beruhigen und redete mir gut zu. „Übrigens sind wir heute richtig gut durchgekommen, deswegen kann ich dich morgen, wenn du willst, direkt von der Uni abholen.", sagte er vorsichtig. „Gerne, aber nicht direkt von der Uni. Ich schick dir nachher mal ne Haltestelle, wo ich eh in den Bus umsteigen muss.", sagte ich. „Okay, dann so. Schickst du mir dann auch die Zeit? Ich muss jetzt noch in ein Meeting." „Mach ich. Ich freu mich auf morgen."

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, machte ich mir einfach einen entspannten Nachmittag und ging dann relativ früh ins Bett, da mir klar war, dass das morgen mit Wincent nichts wird.

Die Stunden, die ich in der Uni sitzen musste, vergingen quälend langsam und zwischendurch schweiften meine Gedanken immer wieder zu Wincent ab. Ich hatte mein Handy auf dem kleinen Klapptisch vor mir liegen und schaute immer wieder auf die Uhr, was Jule echt schmunzeln ließ. „Isa, pass auf, dass du gleich nicht auch noch anfängst zu sabbern.", lachte sie. „Man, ich hab ihn halt fast zwei Wochen nicht gesehen.", sagte ich, während ich kaum ruhig auf meinem Stuhl sitzen konnte. „Wen?", fragte Jule. „Meinen Freund.", sagte ich nur und sah schon wieder auf die Uhr. „Zeig mal", sagte Jule und nahm mein Handy. „Das ist doch...", flüsterte sie, als sie das Bild sah. Ich deutet ihr an den Satz nicht zu beenden. „Ja ist es, aber du weißt nichts okay?", sagte ich und war mittlerweile endlich wieder in der Realität angekommen. „So ein Geheimnis?", fragte sie. „Geht, also mein Name soll halt in dem Zusammenhang erstmal nicht fallen.", sagte ich. Sie nickte wissend und wir versuchten uns wieder auf die Vorträge zu konzentrieren.

Ich war so froh, als wir endlich gehen durften. Ich stürmte schon fast aus dem Gebäude und Jule folgte mir. „Wo ist denn jetzt dein Lover?", grinste sie. „Ich lass mich doch nicht direkt von der Uni abholen, ich bin doch nicht lebensmüde.", lachte ich. Wir verabschiedeten uns und ich stieg in die Bahn. Dort wurde ich echt schon wieder hibbelig und fühlte mich bisschen, wie ein kleiner verknallter Teenager. Wobei, vielleicht bin ich das ja auch... Als endlich die Haltestelle angesagt wurde, an der ich raus musste, packte ich meine Kopfhörer ein und steig dann aus. Ich sah Wincents Auto schon von weitem und beschleunigte meine Schritte. Als er mich entdeckte stieg er aus und ein paar Sekunden später lag ich ihm in den Armen. Ich atmete einmal tief seinen Duft ein und löste mich dann leicht, um ihm einen Kuss zu geben. Wincent wollte sich aus dem Kuss kaum lösen, doch ich drückte ihn vorsichtig weg. „Das sollten wir lieber zu Hause machen.", grinste ich und ging auf die Beifahrerseite. Auch Wincent hatte ein schelmisches Lächeln auf dem Gesicht und startete den Motor. „Dann müssen wir aber schnell zu Hause sein.", sagte er. „Fahr vernünftig.", sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Während der Fahrt versuchten wir uns mit etwas Smalltalk abzulenken, aber ich mied das Thema Uni erstmal, da ich darüber lieber mit Wincent in Ruhe sprechen wollte. Als wir in unsere Straße einbogen, legte ich meine Hand auf Wincents Oberschenkel und strich vorsichtig darüber. Natürlich wanderte sie ausversehen etwas zu hoch, weswegen Wincent scharf Luft einzog. „Und jetzt sag mir bitte, dass deine Mutter nicht zu Hause ist.", sagte er, während er das Auto auf dem Hof abstellte. „Ne, sie ist bis 20 Uhr oder so weg.", sagte ich und stieg aus. Ich kramte in meiner Handtasche nach meinem Schlüssel und Schloss die Tür auf. Wincent hatte in der Zeit noch seinen Rucksack auf dem Auto geholt und stand nun dicht hinter mir. Wir betraten das Haus und ich schloss die Tür hinter uns ab und ab dem Moment gab es kein Halten mehr. 

Fehler oder Schicksal //Wincent Weiß FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt