Ich merkte erst als ich falle, das ich falle. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, obwohl es nur eine Sekunde dauerte.
Es war ein Loch ohne Boden, wie das Hasenloch bei Alice im Wunderland. Die Schrankwand neben mir, die in greifbarer Nähe war, sah so fern aus. Meine Hand spührte das Holz, als sie dagegen stieß, aber den Schmerz realisierte ich nicht. Es würde mich nicht wundern, wenn in diesem Moment ein weißer, sprechender Hase mit Taschenuhr an mir vorbei fallen würde.
Doch ich war nicht Alice. Ich bin und bleibe für immer ich. Deshalb endete das Fallen auch sp plötzlich wie es begonnen hatte. Meine Beine waren in sich zusammen gefaltet und unsanft spührte ich den Boden unter meinem Hintern. Dieser Aufprall war wie ein Weckruf und lies mich sogar den Schmerz in meinem Handgelenk spühren. Ich verstand den Schmerz im ersten Moment nicht. Ich verstand alles um mich herum. Ich saß auf dem Boden, weil meine Beine mich nicht mehr getragen hatten. Die Wände und Decke waren so weit weg, weil ich auf dem Boden saß und aufstehen konnte ich nicht, weil ich meine Beine in diesem Moment nicht bewegen konnte.
Aber den Schmerz, den verstand ich nicht...
Erst als ich eindringlich das hölzerne Regal neben mir begutachtete, mit der Überlegung mich daran hochzuziehen, verstand ich, woher der pochende Schmerz im Handgelenk stammen musste. Trotzdem zog ich mich hoch und taumelte wie eine Besoffene zu meiner Couch.
Von da an war das blaue Polster für eine lange Zeit mein bester Freund.
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, bei Alice im Wunderland zu bleiben. Aber dies ist nun mal meine ganz eigene Geschichte.
Eine Geschichte über ein Jahr, in welches die Zeit eingefroren zu sein schien...
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A year without Time ~ Als die Zeit für mich stehen blieb
De TodoWie beschreibt man es, wenn man plötzlich aus dem Leben gerissen wird und das Gefühl hat, die Zeit würde ohne einen weitergehen? Wie beschreibt man es, wenn die Menschen all die schönen Farben sehen und für einem selbst nur eine graue und trostlose...