True Colors

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Ich beobachtete Jimin schon eine ganze Weile. Ich meine, ja er war ständig um mich herum, wir wohnten schließlich alle zusammen, etwas, was sich auch nach all den Jahren nie geändert hatte, obwohl wir inzwischen jeder unsere eigenen Immobilien gekauft hatten.


Uns allen war aufgefallen das Jimin ruhiger war als sonst. Wer ihn nur oberflächlich kannte, hätte dies nie bemerkt, doch wir alle konnten es sehen.

Es war nicht so, als wenn er krank gewesen wäre, oder zu wenig gegessen hätte... dies alles kannten wir schon, hatten es gemeinsam hinter uns gebracht.


Er war voller Energie, gab alles im Studio oder beim Training, er lachte auch... und dennoch, etwas war da, was wir nicht so recht zuordnen konnten. Es waren winzige Momente, wie ein Blick, eine Geste, die ihn verrieten, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.


Wir alle fragten ihn, ob es ihm gut ginge, ob alles in Ordnung sei und natürlich, wie sollte es anders sein, bestätigte er dies. Als wenn es so einfach wäre.


Ich nahm mir vor ihn allein nochmals in Ruhe darauf anzusprechen, an einem freien Tag, wenn wir nicht im Stress steckten. Er hatte sich mir schon oft anvertraut und hörte auf meine Ratschläge. Ich war vielleicht nicht der geselligste Mensch auf diesem Planeten, doch Jimin und die anderen liebte ich sehr und wenn es ihnen nicht gut ging, ging mir das gewaltig gegen den Strich.

Der Jüngere war sehr selbstkritisch und unsicher, was unseren Beruf anging und was ihn selbst anging. Und manchmal nahm das überhand. Was völlig unnötig war, doch wer war ich schon, darüber zu urteilen. Ich gab einfach mein Bestes, ihm bewusst zu machen was für ein wunderschöner, großartiger Mensch er war, dass jeder Fehler machte und niemand perfekt war.


Obwohl er das für mich war.


Also folgte ich ihm eines Tages, als er unsere Villa verließ, ich wollte ihn eigentlich fragen, ob ich ihn begleiten durfte, wohin auch immer er wollte, doch irgendwie hatte es etwas Beruhigendes für mich, ihm einfach unbemerkt zu folgen und zu beobachten. Vielleicht konnte ich so etwas darüber erfahren, was mit ihm los war. Vielleicht konnte ich das Problem lösen, ohne ihn auszufragen. Denn ich wollte ihn nicht dazu drängen, mit mir zureden. Ich hatte gehofft er würde dies von allein tun, doch diesmal hielt er sich sehr lange zurück und mich verließ so langsam die Geduld.


Er lachte zwar mit uns, doch es war kein 100% ehrliches Lachen, etwas war da, und es machte mich wahnsinnig, zu wissen, dass ich ihm nicht helfen konnte.


Ich folgte Jimin also mit einem gewissen Abstand und wir liefen durch die Straßen, es war bereits dunkel und wir beide waren gut getarnt in dicken Jacken, Mützen und Mundschutz, die wenigsten würden uns so erkennen. Dem Winter sei Dank.


Jimin lief an einigen Schaufenstern der Einkaufsstraße vorbei, schaute sich hier und da um.

Vielleicht wollte er einfach etwas allein sein, dachte ich mir. Mir fiel nichts Ungewöhnliches auf und so langsam fühlte ich mich wie ein Stalker. Vielleicht sollte ich mich zu erkennen geben. Doch in dem Moment blieb Jimin vor einem kleinen Geschäft stehen, starrte gebannt in das Schaufenster. Dann betrat er zögernd das Geschäft.

An sich nichts Ungewöhnliches. Ich wurde jedoch neugierig, als ich mir den Inhalt des Schaufensters ansah. Dort hingen wunderschöne Kleider in allen Farben. Sie glitzerten im Licht der Straßenlaternen. Ich schaute durch das Fensterglas in den Laden und sah, wie Jimin auf eines der Kleider zeigte, woraufhin sich die Verkäuferin direkt auf den Weg machte, es zu holen.

True Colors ➛ YOONMIN OneshotWo Geschichten leben. Entdecke jetzt