„Nein", schrie Silvana gellend auf und stolperte halb laufend, halb krabbelnd auf Loki zu. Sie beugte sich über ihn und sah in seine blauen Augen, die ihr nun leer und ausdruckslos entgegenstarrten. In diesem Moment vergaß sie alles um sich herum. Tränen schossen ihr in die Augen und rannen in Strömen an ihren Wangen hinab, bis sie schließlich auf Lokis blau angelaufenes Gesicht tropften.
Silvana wippte vor und zurück, und wusste in ihrer Verzweiflung und ihrem unbändigen Schmerz nicht, wo sich oben und unten befand. Eine unkontrollierbare Welle des Schmerzes nach der anderen rollte über sie hinweg. Jede einzelne davon schien sie ein Stück weit dem Tode näher zu bringen. Mit Lokis Tod hatte sie nun alles verloren.
„Es musste sein", stellte Thanos hinter ihr fest, doch sie hörte ihn nicht. Alles was sie wahrnahm, war der Schmerz, die Trauer und die Verzweiflung, die sie mit jedem ihrer Atemzüge mehr und mehr innerlich zerrissen.
Sie streichelte behutsam über Lokis Gesicht, das inzwischen nass von ihren Tränen war. Jeden Moment hoffte sie, dass die grauenvolle Leere aus seinen Augen verschwand, dass er blinzelte und sie wieder ansah. Doch dies geschah nicht.
Dann fasste sie sich mit beiden Händen an den Kopf, raufte ihre Haare und schrie gellend auf. Ihre Kehle brannte, doch der Schmerz musste raus, ansonsten wäre sie vermutlich explodiert. Als ihr die Luft ausging und ihr Schrei verklang, sog sie rasselnd Luft ein und schrie erneut auf. Dieses Mal brannte ihre Kehle noch mehr als zuvor, doch das war ihr egal. Ein drittes Mal schrie sie, doch ihre Stimme war leiser geworden und klang rau und schrill.
In diesem Zustand war ihr nicht aufgefallen, dass sich hinter ihr etwas bewegt hatte, und den Eindringlingen wohl ebenfalls nicht. Plötzlich sauste Mjölnir über sie hinweg und streckte jedes der Wesen nieder, die all die Leute in diesem Thronsaal abgeschlachtet hatten. Thanos fuhr herum, und er sah Thor vor sich stehen, der sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte.
„Silvana, lauf! Bring dich in Sicherheit", brüllte er und brachte sie damit dazu aufzusehen, doch sie dachte nicht daran fortzulaufen.
Mjölnir war inzwischen wieder in Thors Hand zurückgekehrt und er beschwor Blitze herauf, während er auf Thanos zulief. Silvana rappelte sich auf und umfasste den Dolch, den Loki ihr gegeben hatte. Ihr Blick verfinsterte sich und sie konzentrierte sich auf Thanos. All der Schmerz in ihrem Herzen, schien ihr Kraft zu verleihen.
Dieser war gerade in einen Kampf mit Thor verstrickt. Ein ums andere Mal, schaffte er es seinen Hammer abzuwehren. Der Donnergott war in schlechter Verfassung und kam deshalb kaum gegen den Titan an. Silvana umfasste den Dolch noch fester, und rannte nun ebenfalls auf Thanos zu.
Mit einem wütenden Schrei attackierte sie ihn mit dem Dolch, konnte ihm jedoch nur eine Schnittwunde am Arm zufügen. Doch dadurch ließ sie sich nicht entmutigen. Sie wollte Rache, sie würde erst aufhören, wenn der Titan tot war. Immer wieder stach sie nach Thanos, fügte ihm kleine Schnittwunden zu, die ihn jedoch kaum behinderten. Doch immerhin konnte sie ihn damit ablenken, sodass Thor ihn zwei Mal mit Mjölnir traf.
Als er ihn gerade wieder attackierte, wich Thanos aus und verpasste Thor einen Faustschlag, der ihn bis ans andere Ende des Thronsaals beförderte. Silvana jedoch gab nicht auf, reagierte sofort und nutzte den kurzen Moment, als Thanos noch abgelenkt war und zufrieden sah, dass Thor sich nun nicht mehr bewegte. Mit einem lauten Brüllen jagte sie Thanos den Dolch in den Hals. Dieser hob daraufhin die Hand, stieß sie fort und zog den Dolch aus seinem Hals.
„Das allein wird nicht reichen, um mich zu töten", meinte er dann, während das Blut in einem dünnen Rinnsal an seinem Hals hinabfloss.
Silvanas Augen weiteten sich. Ihre Waffe war nun fort und sie hatte nichts mehr um sich zu verteidigen. Er kam einen Schritt auf sie zu und packte sie dann an der Kehle, wie er es bei Loki getan hatte. Bei dem Gedanken daran verflog die Wut und die Verzweiflung breitete sich erneut in ihr aus. Tränen stiegen ihr in die Augen. Er hob sie hoch und sie konnte nicht mehr atmen.
„Nun wird dich dasselbe Schicksal ereilen, wie schon das deines Liebhabers. Dich und seinen Spross in deinem Leib", meinte er und lächelte bösartig.
Silvana strampelte, versuchte den Griff von Thanos Hand zu lockern, doch es war unmöglich. Stattdessen schien er immer fester zuzudrücken. Doch plötzlich erstarb sein Lächeln. Es erstarb in dem Moment, als die Schneide eines Dolchs zwischen seinen Augen hervorbrach.
Sein Griff lockerte sich und Silvana fiel zu Boden. Sie keuchte und hustete, versuchte wieder Luft in ihre Lungen zu bekommen, doch diese gelangte kaum durch ihre zugepresste Kehle. Angestrengt und panisch sog sie Luft in ihre Lungen und gab dabei röchelnde Geräusche von sich.
Thanos vor ihr war auf die Knie gesunken. Mit einiger Genugtuung sah Silvana, wie sich Leere in seinem Blick ausbreitete. Dann kippte er nach vorne und wäre auf Silvana gelandet, wenn sie nicht fortgekrochen wäre. Als sie ihren Blick wieder hob, stand Loki vor ihr. Sein Atem ging schwer, doch sein Gesicht hatte wieder seine alte Farbe angenommen. Er spuckte in Thanos Richtung aus.
Dann wanderte sein Blick zu Silvana, die ihn irritiert anstarrte. Sie war der festen Überzeugung, dass sie aufgrund des Sauerstoffmangels und des tobenden Schmerzes in ihrem Herzen halluzinierte. Auch der Schmerz ihres gebrochenen Oberarms machte sich nun stechend bemerkbar. Doch dann ging Loki in die Knie und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Besorgt musterte er sie. Als er sie berührte, wusste sie, dass sie sich das nicht einbildete. Er war es tatsächlich, doch wie war das möglich?
„Ist alles in Ordnung? Geht es dir gut?", fragte er und sah sie eindringlich an.
Silvana sah ihn immer noch an, als wäre er ein Traum. Ein wunderschöner, glücklicher Traum. Sie konnte es einfach nicht fassen. Sie hob ihre Hand zu seinem Gesicht und streichelte seine Wange. Diese Berührung machte es nur noch realer, er war wirklich hier. Sie konnte ihn anfassen, ihn hören, sehen und riechen. Er war am Leben. Doch wieso? Wie war das möglich?
„Wie ist das möglich? Wieso bist du noch am Leben? Ich habe gehört wie dir Thanos das Genick gebrochen hat", stammelte sie, während erneut Tränen über ihr Gesicht strömten.
Auf Lokis Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Er küsste sie auf die Stirn und sah sie anschließend wieder mit diesem liebevollen Blick an, unter dem sie immer das Gefühl hatte zu schmelzen, wie Schnee in der Frühlingssonne.
„Du hast mich zurückgeholt, Silvana", sagte er dann.
Silvana legte irritiert die Stirn in Falten. Sie wusste nicht wovon er redete, sie hatte nichts gemacht, wie hätte sie ihn zurückholen sollen? Zumal sie dazu auch nicht die Macht hatte. Sie hatte keine magischen Fähigkeiten, erst Recht nicht solche. Loki schien ihre Gedanken zu erraten und küsste sie erneut.
„Ich wusste, dass es Nachwirkungen haben würde, dass du im Brunnen in Iduns Land deine Unsterblichkeit erlangt hast. Ich wusste nur noch nicht, welche das sein würden. Zumindest bis vor wenigen Minuten wusste ich es nicht", meinte er und lächelte noch breiter.
Silvana hatte den Mund vor Erstaunen geöffnet, doch sie wusste nicht, was sie Loki antworten sollte. Sie konnte es einfach nicht glauben. Doch lange konnte sie nicht darüber nachdenken.
„Ist es wahr?", fragte Loki sie mit sanfter Stimme und legte seine Hand sanft auf ihren Bauch.
Silvana sah ihn immer noch weinend an und nickte dann. Loki umfasste ihr Gesicht erneut mit beiden Händen und küsste sie lang und leidenschaftlich. Erst in diesem Moment versiegten Silvanas Tränen.
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Ein schicksalhaftes Band - Loki
FanfictionSilvana ist eine junge New Yorkerin, die im Jahre 2012 den Angriff der Citauri miterlebt hat. Sie ahnt jedoch noch nicht, dass sie an diesem Tag in Dinge verstrickt wurde, die sie nie für möglich gehalten hätte. Es zeigt sich, dass ihr Schicksal eng...