Ich drückte ihn ganz fest und streichelte über seine Rücken. Mir schien, als würde er bei jeder Berührung noch mehr weinen müssen. Er konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Ich fühlte mich hilflos und wusste nicht mehr, was ich noch tun sollte. „Samu, Samu, hey,....ich bin hier, alles wird wieder gut, du wirst wieder Gitarre spielen können." Ich löste mich ein Stück von ihm und hob seinen Kopf an, damit er mir in die Augen sehen konnte. Seine wunderschönen und sonst so strahlend blauen Augen waren rot vom Weinen. Noch nie zuvor hatte ich ihn so verzweifelt gesehen. Sein ganzer Lebenstraum schien in diesem Moment zu zerplatzen. Unermüdlich flossen immer neue Tränen über seinen Wangen und tropften herunter. „Samu bitte", schluchzte ich, „ich weiß nicht, was ich tun soll, wie kann ich dir helfen?" Wieder riss er mich an sich, vergrub sein Gesicht an meiner Schulter und weinte weiter. Ich hatte das Gefühl, dass wir Stunden so hier im Flur hockten und miteinander weinten. Alle Anspannung und Traurigkeit flossen einfach so aus uns heraus, aber trotzdem war ich einerseits auch froh. Wir waren zusammen traurig und nicht allein. Wir gaben uns gegenseitig Halt und liefen nicht vor den Gefühlen des anderen davon. „Ich liebe dich so sehr, Samu. Ich bin da, ich werde dich nicht allein lassen, egal, was passiert. Bitte, mein Schatz, nicht mehr weinen...wir schaffen das." Tatsächlich schien es mir, als ob sein Schluchzen allmählich ein wenig leiser würde und seine Atmung sich ein wenig beruhigte. Wieder hob ich seinen Kopf, damit ich ihn ansehen konnte. Sanft strich ich ihm die Tränen von den Wangen und küsste darüber. Seine hübschen Augen waren so rot. Jegliches Strahlen schien er verloren zu haben. Er wirkte kraft- und mutlos. Samu schloss die Augen und schluchzte noch ein letztes Mal auf, dann lehnte er sich an die Wand und war einfach nur ruhig. „Ich bin müde, Anna, ich bin so müde, ich kann einfach nicht mehr", krächzte er. Ich wusste nicht, wie er das genau meinte. Ich war mir unsicher und hatte das Gefühl, dass er die ganzen letzten Monate meinte, alles, was uns betraf, was seitdem geschehen war und ich verstand ihn nur allzu gut.
Langsam erhob ich mich und streckte ihm die Hand hin. Samu stand kraftlos auf und starrte mich mit leeren Augen an. Ich hatte Angst in dem Moment, ich hatte solch eine Angst, dass er mich verlassen würde, weil ihm, seitdem er mich kennengelernt und aus meiner Ehehölle befreit hatte, nicht viel Gutes widerfahren war. Wir hatten viele leidenschaftliche und auch schöne Momente, aber ich hatte ihn ausgelaugt. Er war immer für mich da und ich hatte ihn weggestoßen. Jetzt musste ich stark sein und ich durfte nicht den Mut verlieren, wenn wir es zusammen schaffen wollten. Langsam zog Samu sich an mir hoch und wir gingen ins Schlafzimmer. Er zog seine Hose und Shirt aus und kroch schließlich, nur mit seiner Boxershort ins Bett. Er kroch unter die Decke, als könnte sie ihm Schutz vor dem Rest der Welt bieten. Samu zog sich die Decke bis zur Nasenspitze hoch und schlief auf der Stelle, zusammengerollt wie ein kleines Baby, ein. Ich ging leise aus dem Schlafzimmer und zog die Tür hinter mir zu. Ich war wie betäubt. Irgendwo zwischen Angst, Sorge und Liebe schlich ich ins Wohnzimmer, stellte mich ans Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Ich ging in die Küche, schenkte mir ein Glas Wein ein, in der Hoffnung, es würde mich etwas müde machen. Ich stellte mich wieder ans Fenster und starrte einfach raus. Ich hatte die Zeit vergessen. Ohne, dass ich es merkte, liefen mir wieder die Tränen hinunter. Ich weiß wirklich nicht, wie spät es war. Ich legte mich aufs Sofa und zog mir die Wolldecke über den Körper. Ich fror, von außen und von innen, nichts konnte mich wärmen. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein.
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...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)
RomanceDiese Geschichte nimmt an den Wattys2021 teil in der Kategorie Fanfiction. Wer sie mag, lässt gern ein Sternchen da. Vielleicht hilft es ja. Vielen Dank im Voraus für Eure Unterstützung. :))) Eure Sunriserfinnlove ___________ Anna ist in einer gewal...