Kapitel 12

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• ruby's pov

Ich weiß, das ich eigentlich einen Mate habe, aber bei Lucian fühle ich mich wohl. Außerdem ist es doch nichts schlechtes, wenn ich nur über Nacht bleibe. Schließlich ist es wirklich schon spät und Lucian hatte recht, dass es gefährlich ist alleine durch die Gegend zu laufen. Man könnte jederzeit von rudellosen Wölfen angegriffen werden...

Ich lag im Gästezimmer auf meinem Bett und starrte Löcher in die Decke. Ich dachte noch über die Ereignisse nach, die gerade geschehen sind. Lucian hat mir erklärt, dass er der Alpha dieses Rudels ist und mir dehalb eine Nacht Obdach gewährt. Zuerst war ich sehr erstaunt darüber, aber dann hatte ich bedankt und war in dieses Zimmer verschwunden. Ich wusste eigentlich nicht, ob es ein Gästezimmer war. Ich bin einfach hier reingelaufen, weil es die nächstbeste Tür gewesen war. Zudem war hier alles ordentlich aufgeräumt. In den Schrank hatte ich nicht geschaut, aber das hätte ich wohl tun sollen, ärgerte ich mich später.

Langsam driftete ich in den Schlaf, als ich plötzlich hörte, wie die Tür aufging. Ich dachte ich hätte es mir nur eingebildet, also drehte ich mich auf die andere Seite.
Doch dann spürte ich, wie sich die Matratze neben mir senkte und dann wieder hob. Das weiße Bettlaken raschelte und ich drehte mich um.
Geschockt riss ich die Augen auf, als ich sah, wer da neben mir lag.

Lucian schaute mir direkt in die Augen, als würde er nach meiner Seele suchen wollen.

Ich sprang aus dem Bett. ,,T-Tut mir l-leid! I-Ich wusste n-nicht, dass das d-dein Zimmer ist!", stammelte ich als Entschuldigung. Ich wollte schon gehen, als plötzlich eine große, warme Hamd mein Handgelenk umschloss.
,,Bitte bleib hier", hauchte Lucian.
Etwas widerwillig wurde ich zurück zum Bett gezogen und schlussendlich ließ ich mich neben ihm nieder.

,,Du bist nicht markiert", stellte der Alpha nach einer genaueren Musterung fest. Ich nickte: ,,Ja, aber ich habe meinen Mate bereits gefunden. Aber ich war noch nicht bereit für eine Markierung, außerdem kennen wir uns noch nicht so gut."
Er nickte nur und blieb stumm.
Nach einer Weile brach er aber das unangenehme Schweigen: ,,Warum liegst du dann neben mir?"
Ich wusste nicht recht, was ich darauf antworten sollte, also sagte ich einfach, dass ich mich bei ihm wohlfühlte und mir irgendwie warm ums Herz wird, wenn ich bei ihm bin.

Verblüfft sah er mich an: ,,Wirklich?" Zur Bestätigung nickte ich verunsichert. ,,Das ist gut", sagte er und beugte sich etwas über mich. Ich verstand nicht, was er meinte. ,,War-", wollte ich fragen, doch ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Körper und unterbrach mich.

Ich wollte schreien, doch kein Ton verließ meinen Mund. Ich wollte weinen, doch es gab keine Tränen in meinen Augen. Ich wollte weg, doch ich wurde festgehalten.

Nach einer unendlich scheinenden Zeit, verebbte der Schmerz und ich ließ mich keuchend auf das Kissen sinken. Meine linke Halsseite brannte und schmerzte höllisch. Meine Finger berührten ihn und ich zuckte zusammen. Auf meinem Finger war Blut und an meinem Hals war eine Bisswunde! Das konnte nur Lucian, dieses Arschloch gewesen sein! Er hatte mich brutal und gegen meinen Willen markiert!
Lupa jaulte vor Schmerz und Verzweiflung laut in meinem Kopf auf.
,,W-Warum h-hast d-du d-das ge-getan?!", stotterte ich verzweifelt.

Lucian sagte nichts und grinste nur. Dabei leckte er sich das Blut von den Lippen.

,,Ich habe meine Mate verloren und das Rudel braucht eine Luna. Du schienst perfekt zu sein", erklärte er. Erschrocken wich ich zurück. Dieses Schwein! Ich wollte gehen, doch die Tür und das Fenster waren abgeschlossen. ,,Unsere Seelen sind zu einer verschmolzen, Ruby! Du kannst nicht weglaufen!", rief er und ich konnte sein verschmitztes Grinsen förmlich spüren.

Weinend brach ich zusammen. Meinen Kopf hatte ich in meine Hände gelegt und die Beine angewinkelt.

Ich wurde von einem fremden Wolf brutal markiert. Ich würde zur nicht rechtmäßigen Luna eines fremden Rudels gemacht werden. Ich würde nie wieder meinen Bruder, Lucy, mein Rudel oder meinen Mate sehen. Ich hatte Jack verraten. Er wird mich hassen. Ich würde hier nicht lebendig rauskommen. Wieso bin ich überhaupt mitgekommen?! Jedem kleinen Welpen wird doch sofort beigebracht, nicht mit fremden Wölfen mitzugehen!

,,Oh Mondgöttin! Bitte verzeih' mir! Ich wollte das nicht! Es tut mir ja so schrecklich leid!", wimmerte ich leise.
Lucian, das Arschloch, schlief schon tief und fest. Er konnte mich nicht hören, seine Schnarcher übertönten jegliche Geräusche.

Frustriert weinte ich mich in einen traumlosen Schlaf und schlief auf dem harten Laminatboden ein.

Alpha TwinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt