SAMU
Samu wachte auf und drehte sich um. Sein Blick fiel auf die andere Seite des Bettes, doch sie war leer. Er tastete über die ganze Hälfte des Bettes, doch auch irgendwo unter der Decke lag Anna nicht. Augenblicklich war er nervös. Er erinnerte sich an den vorangegangenen Abend und die vielen, vielen Tränen, die sie zusammen vergossen hatten. Warum war sie nicht da? Samu fuhr sich verzweifelt durch seinen blonden Lockenkopf und angelte sein T-Shirt vom Boden auf. Leise stapfte er zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Er schlich in Richtung Wohnzimmer und sein Blick fiel auf das leere Weinglas, das noch auf dem Couchtisch stand. Anna lag friedlich unter der Wolldecke auf dem Sofa. Er trat näher an sie heran und sah, dass ihr Gesicht noch nass war. Sie musste die ganze Nacht geweint haben. „Fuck", fluchte er leise vor sich hin. Er hob vorsichtig die Decke an und legte sich zu ihr, obwohl das Sofa für sie beide eigentlich viel zu klein war. Doch er schlang die Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie roch so gut. Er liebte ihren Geruch, ihre weiche Haut, ihre Haare, einfach alles. Er wollte sie nicht verlieren und er verstand nicht, warum sie ihn im Bett allein gelassen hatte. Hatte er sie weggestoßen?
Anna fing an, sich zu bewegen. „Anna? Hey....ich bin's"...Sie drehte sich zu ihm herum und er sah, dass sie schon wieder Tränen in den Augen hatte. „Hey, kleine Lady, wo warst du nur? Ich hab dich vermisst", flüsterte er sanft und wischte mit dem Daumen ihre Tränen von den Wangen. Anna schaute ihn an, sekundenlang.... „Ich wusste nicht, ob ich bei dir sein sollte, ob du mich da haben wolltest. Du warst so traurig und ich bin an allem Schuld, Samu."
Anna schloss ihre Augen und vergrub ihr Gesicht unter der Decke. Samu schob die Decke sanft zurück und nahm sie fest in den Arm. „Nein, mein Schatz, du bist nicht schuld, du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich bin so froh, dass wir zusammen sind und dass ich hier bei dir sein kann und weißt du was? Ich möchte, dass du meine Familie kennenlernst." Ein Lächeln breitete sich bei dem Gedanken auf seinem Gesicht aus. Anna glaubte, sich gerade verhört zu haben, was er sagte. Langsam rutschte sie ein Stück höher und öffnete ihre Augen. Sie sah in Samu's Gesicht und seine meerwasserblauen Augen leuchteten, wie die eines Kindes, das gerade einen Streich ausheckt. Anna schaute ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst, Samu?" „Aber ja, warum nicht? Meine Mum kennst du ja schon, aber ich möchte, dass du den Rest auch kennen lernst. Meine Schwester Sanna, ihren Mann und meine beiden süßen Nichten, Fanni und Kaisa und natürlich Santtu, meinen Bruder. Du bist ein Teil von mir und ich finde, es ist an der Zeit." Anna atmete tief durch. Sie überlegte hin und her und wusste nicht, ob sie bereit dafür war. Sie kannten sich nichtmal ein Jahr und in dieser Zeit war so unglaublich viel passiert.
„Ich ...ich weiß nicht, was ich sagen soll, Samu, ich mein, ich meine, ich freue mich, ehrlich, aber..." Weiter kam sie nicht. Samu legte ihr seinen Zeigefinger sanft auf die Lippen, damit sie nicht weitersprach und näherte sich ihren Lippen ganz langsam. Sanft verschloss er sie mit einem liebevollen Kuss, zog sie mit seinen starken Armen noch näher an sich heran und ließ sie für den Rest des Tages nicht mehr los.
April in Helsinki, kurz vor Samus Geburtstag
Samu
Als sie mit dem Flieger landeten, war Anna mulmig im Bauch zumute und es kribbelte am ganzen Körper. Nervös rutschte sie auf dem Sitz hin- und her, als der Flieger zum Landeanflug ansetzte. „Hey kleine Lady, alles ok?" Samu schaute sie besorgt an.
„Ja, es ist nur", Anna stockte, weil sie nicht so recht wusste, wie sie es ausdrücken sollte. „Es ist komisch, wieder herzukommen, hier, wo quasi alles angefangen hat, weißt du?" Sie schaute ihn unsicher an, weil sie immer noch nicht glaubte, dass er ihr wirklich alles verziehen hatte und wirklich noch mit ihr zusammen sein wollte. Samu zog sie zu sich und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. „Es ist alles gut, Anna, wir haben so viel zusammen durchgestanden. Ich liebe dich und lasse dich nicht mehr los, ich verspreche, dass ich für dich da bin und du musst mir versprechen, dass du mir alles sagst, wenn dich etwas bedrückt." „Ich verspreche es", flüsterte sie und schaute ihm tief in die Augen.
Als sie gelandet waren und ihr Gepäck vom Band geholt hatten, stiegen sie in eines der Taxis, die am Flughafen standen und fuhren zu Samu's Wochenendhaus am See. Dort angekommen, bezahlte Samu den Fahrer und wollte gerade die beiden Koffer aus dem Kofferraum heben, doch Anna kam ihm zuvor. „Du spinnst wohl, du hattest einen schlimmen Unfall. Du wirst diese Koffer nicht ins Haus befördern", sagte sie streng und hievte beide Gepäckstücke aus dem Kofferraum. Der Taxifahrer schlug den Deckel zu, stieg in sein Taxi und fuhr davon. „Darf ich wenigstens die Tür aufschließen, kleine Lady?", schmollte Samu. „Ok", sagte Anna gnädig. Samu verdrehte die Augen und ging zur Haustür. Anna rollte die Koffer hinterher und trat ein. Sie zog ihre Jacke aus, trat ins Wohnzimmer und blieb einen Augenblick stehen. Es war so lang her, seit sie das letzte Mal hier war. Bei ihrer Abreise waren sie glücklich gewesen und hatten sich versprochen, dass sie das alles zusammen durchstehen würden. Keiner von ihnen beiden konnte ahnen, was passieren sollte und was in den letzten Monaten geschehen war. Als Anna so darüber nachdachte, wurden ihre Augen schon wieder feucht. Sie wischte die aufkommenden Tränen schnell weg, bevor Samu es sah und brachte die Koffer nach oben.
Samu ging derweil in die Küche, schenkte zwei Gläser Wein ein und zündete den Kamin an. Obwohl es bereits April war, war es immer noch recht frisch und er wollte es für Anna gemütlich und warm machen. Er schnappte sich seine Gitarre, setzte sich mit seinem Wein vor den Kamin und fing an zu spielen. Seine Hand schmerzte noch und er verzog das Gesicht, doch er zwang sich, weiterzumachen.
Mä kuulen eteisestä askeleet,
Sä viereen kaadut, tilaa siihen teet.
Et sano sanaakaan,
Tuijotat mun niskaa vaan,
Samalla kun mä, leikin nukkuvaa.
Liian usein kaipaan niitä hetkiä,
Et saisin yksin nukahtaa ja herätä.
Ei tarvis jännittää,
Ja sisintänsä selvittää,
Kun ei sitä ymmärrä... itsekään....
(Hiljaisuus, Lyrics by irina)
ANNA
Ich kam die Treppe herunter und hörte Samu dieses traurige Lied singen. Mir jagte ein kalter Schauer über den Rücken. Ich sah, wie er noch immer das Gesicht schmerzvoll verzog, als er die Akkorde griff. Mein Herz zog sich zusammen. Das war meine Schuld. Hätte ich die Tabletten nicht genommen, wäre es nicht zu diesem Unfall gekommen. Als ich ihm so zuhörte, hatte ich Angst, dass er alles, was passiert war mit uns doch nicht überwunden hatte und das da immer noch was zwischen uns stand. Ich setzte mich auf eine Treppenstufe und hörte zu, ich wollte ihn nicht stören. Meine Augen wurden nass, ich konnte es nicht verhindern, dass mir die Tränen die Wangen herunterliefen. Es war gleichzeitig so schön, ihn endlich wieder singen zu hören und Gitarre spielen zu sehen und auch so schlimm. Wenn er sang, kamen seine tiefsten Gefühle zum Vorschein und er klang so traurig. Ich wollte ihn nicht mehr unglücklich sehen. Ich wollte, dass er endlich wieder glücklich war, aber mit mir an seiner Seite schien er das nicht sein zu können. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände und weinte leise vor mich hin, weil ich nicht wollte, dass er etwas merkte.
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...save me once again... (Anna & Samu Teil 1)
RomanceDiese Geschichte nimmt an den Wattys2021 teil in der Kategorie Fanfiction. Wer sie mag, lässt gern ein Sternchen da. Vielleicht hilft es ja. Vielen Dank im Voraus für Eure Unterstützung. :))) Eure Sunriserfinnlove ___________ Anna ist in einer gewal...