Hailey
Fassungslos und mit zittrigen Beinen stehe ich in einer fremden Dusche. Das hat sie gerade nicht getan oder? Wut steigt in mir auf. Wahnsinnige Wut. Was erlaubt sich dieses Miststück eigentlich? Ich bin nicht eins ihrer Spielzeuge. Vor allem was ist das für eine asoziale Aktion mich NASS zu machen, mich dann zu KÜSSEN, weil sie vom Anblick GEIL wird und mich dann beinah Frau-zu-entjungfern, nur um dann ABZUHAUEN und sich mit "Oh sorry, ich vergaß du bist ja hetero..." zu entschuldigen. Was genau hat dieses primitive Stück nicht daran verstanden das ich auch Mädchen interessant finde. Hätte ich es selbst aussprechen müssen, statt zuzustimmen? Hätte ich es ihr auf einem Zettel schreiben müssen? Hätte ich es Walddorfschulen mäßig TANZEN müssen? Und so jemand studiert Jura?
Geistes abwesend stelle ich das Wasser ab und trete aus der Dusche. Was hab ich getan? Ich habe Finn verlassen, weil er mir nach Jahren einmal fremd gegangen ist, doch ich selbst betrüge meinen neuen Freund nach Stunden...mit meiner sogenannten Stiefschwester. Ich fass es nicht ich bin so ein ARGHH. Stop...eigentlich sind wir noch gar nicht zusammen. Eigentlich habe ich gesagt, dass ich es mir noch überlegen will, also habe ich noch nicht zugestimmt, auch wenn ich gerade vor Jo und ihrer Grams etwas anderes behauptet habe. Während ich beschließe meine Beziehung nicht auf Lügen aufzubauen und ihm später die Wahrheit zu sagen tritt Regina in das Bad und sieht mich kopfschüttelnd an. Allerdings schaut sie nicht wütend, enttäuscht oder kalt wie ihr Enkelkind. Nein Regina schaut mich voller Mitgefühl an. Ich will was sagen. versuchen mich zu erklären, versuchen die Situation zu erklären, doch sie kommt mir zuvor. "Du brauchst nichts zu sagen Liebes. Ich hab's durchschaut Hailey. Komm her." sagt sie mitfühlend und hält mir ein Handtuch auf. Ich gehe einen Schritt auf sie zu und sie wickelt dieses um mich nur um mich danach zu umarmen und mich warm zu rubbeln. Aus einem mir nicht ersichtlichen Grund fühle ich mich in ihrer Umarmung sicher, geborgen und verstanden. Ich habe eine Sekunde das Gefühl, als würde mich meine Mutter umarmen so wohl fühle ich mich. Gleichzeitig macht es mir jedoch auch Angst. "So geht das nicht. Ich werd dir was trockenes zum Anziehen besorgen." sagt sie und dreht sich Richtung Tür. "Regina?" halte ich sie auf. "Ja Liebes?" fragt sie und dreht sich wieder zu mir. "Warum bist du so lieb zu mir?" frage ich sie beinah verständnislos. "Ich meine warum jagst du mich nicht aus deinem Haus? Warum tust du so als wäre es okay was du gerade erfahren hast?" ergänze ich während mir eine stille Träne die Wange herunter rollt. Einen Moment schweigt sie, scheint nach den richtigen Worten zu suchen. "Weil ich mich in dir wieder sehe. Mein früheres Ich. Du brauchst jemanden der für dich da ist und ich habe das Gefühl, dass ich das sein sollte.... und weil ich etwas in dir sehe, was auch Jo sieht." Bei dem letzten Satz schaut sie mir wieder in die Augen, verschwindet dann jedoch in aus dem Bad. Wie meint sie das? Was sieht Jo bitte in mir? Nichts mehr als ein Bauerntrampel um sie mal zu zitieren.
Verwirrt entledige ich mich meiner nassen Kleidung, trockne mich ab und rolle mich dann in das sehr weiche Handtuch. "Da bin ich wieder, hier sind ein paar von Jo's Sachen. Sie wird sie schon nicht vermissen," sagt sie zwinkernd und verlässt dann wieder den Raum. Nachdem ich mich angezogen habe und mich verabschiedet habe steige ich in mein HBIC Auto und fahre heim. Dort angekommen schießt die alt bekannte Wut wieder durch meine Adern und ich halte direkt Ausschau nach meinem Stiefmonster doch als ich plötzlich in ein mir unbekanntes Gesicht blicke ist die Wut wie verflogen und ich schreie vor Schreck. Ein Einbrecher! Ohne wirklich nachzudenken, oder zu fragen wer die unbekannte Person ist schnappe ich mir den Baseballschläger neben der Tür und will ihn gerade auf der Kopf der Unbekannten donnern, als mich jemand von hinten zurück hält. Es ist Jo und nun ist wieder meine Wut da, also beginne ich jetzt auf sie einzuschlagen, doch sie ist mir überlegen und drückt mich auf das Sofa. "Lass mich, ich werde die Einbrecherin vertreiben!" schreie ich hysterisch. Ich frage mich selbst ob ich damit die fremde Person in unserem Apartment meine oder Jo in meinen Gedanken in denen sie ständig kreist. Mein Gegenüber beginnt laut zu lachen was meine Wut nur noch mehr steigert.
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Leave my heart out of this
Fiction généraleJo Harding - eine junge Frau aus Atlanta, einer Großstadt, die offensichtlich alles hat, Erfolg, Großeltern die sie vergöttern und eine Mutter, die sie liebt und unterstützt. Sie hat Freunde an der Uni, hat ihr Grundstudium erfolgreich abgeschlossen...