Mit einem Schluchzen zog ich die Klinge wieder über meinen Arm. Das Blut rann aus der Wunde, über meinen Arm und tropfte auf die Fliesen, wo es sofort von dem fließendem Wasser weggespühlt wurde. Das Wasser lief aus dem Duschkopf und spühlte meine Tränen weg, während ich in dem Spiegel, den irgendein Idiot in die Dusche geklebt hatte, in mein von Wasser und Tränen nasses Gesicht blickte. Warum war sie gegangen. Sie, die mir alles bedeutet hatte. Sie, die immer für mich da war. Warum? Immer wieder zog ich die Klinge über meinen Arm und schluchzte immer lauter auf. Eine Tür öffnete sich und kurz darauf war er da. Er nahm mich in den Arm und wischte meine Tränen mit seinem Daumen weg. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und murmelte ein leises "alles ist gut" in mein feuchtes Haar. Er nahm mir die Klinge aus der Hand und säuberte und verband meinen Arm. Er setzte sich mit mir auf das Sofa und hield mich einfach bis ich mich ausgeweint hatte und vor Erschöpfung meine Augen kaum noch offen halten konnte. Und kurz bevor sich meine Augen schlossen sah ich das Bild, was noch immer auf der Komode stand. Das Bild auf dem Er, sie und ich fröhlich in die Kamera lächelten. Das Bild auf dem noch alles gut war. Das Bild vor dem Unfall, welcher sie von uns genommen hatte. Das Bild welches nur wenige Tage vorher aufgenommen wurde.
Und in dem Moment als ich ihr lächelndes Gesicht sah, akzeptierte ich es. Den Tod meiner Schwester, die mir alles bedeutet hatte. Die einzigste Person, die mir von meiner leiblichen Familie geblieben war. Und so schlief ich, mit ihrem Gesicht vor Augen in seinen Armen, denen meiner nicht blutsverwandten, zweiten Familie ein.