Das Angebot

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Missmutig starrte ich auf denTeller mit einem harten Stück Brot, und ein bisschen Käse, der aber verdächtig schimmelig aussah. Mein Rücken tat weh. Der Fußboden war nicht unbedingt angenehm gewesen, vor allem nicht, wenn man seinen Arm nicht bewegen konnte, weil das Handgelenk an die Heizung gekettet war. Victor stand gegenüber an der Kaffeemaschine und starrte mich an.
"Shaaaadow... jemand Zuhause?", er fuchtelte vor meinem Gesicht herum. Ich sah genervt nach oben. Er musterte mich und drehte sich um, um seine Toasts fertig zu schmieren. Dann setzte sich der glatzköpfige Mann.
"Wieso hast du eigentlich nicht vor, zum Joker zurückzugehen ? Das frag ich mich...", fragte er neugierig.
Ich zuckte mit den Schultern. Hatte wirklich keine Lust mich zu unterhalten. Er hörte allerdings nicht auf zu fragen. Schließlich verdrehte ich die Augen.
"Wir haben uns halt aus den Augen verloren.", sagte ich leise.
"Warum lügst du mich an ?" Meinte er vorwurfsvoll.
"Ach keine Ahnung... was soll ich sagen, er hat eine Neue.", erklärte ich kurzerhand.
Er runzelte die Stirn.
"Bei so einem attraktiven Mädchen...", schmunzelte er.
Ich kniff die Augen zusammen. Ich war schon erwachsen. Warum verstand das niemand ?
"Hätten wir dich nicht gefunden... was hättest du getan ?", bohrte er.
Ich überlegte kurz. "Naja. Mich allein durchgeschlagen. Das ist eins der Dinge, die ich gut kann."
Er legte den Kopf schief und schüttelte ihn leicht.
"Also... Shadow...was möchtest du heute gern tun ?"
Ich war verwirrt von dieser Frage.
Es ging ja wohl nicht um mich. Ich war gefangen, und vermutlich hatte er schon genaue Pläne.
"Jetzt schau nicht so skeptisch. Ich frage dich nicht noch einmal.", sprach der Mann vor mir.
Schließlich sagte ich, dass ich gern eine Dusche nehmen würde.
Das ist vermutlich nichts, was man sich wünschen würde, wenn man einen "Wunsch" frei hat. Aber genau das kam mir als erstes in den Sinn.
Victor schaute kurz erstaunt, doch dann machte er sich auf den Weg in das vermeintliche Bad.
"Einen Moment.", kam es von ihm aus dem Bad.
Er schien irgendwas aufzuräumen, dann hörte ich Wasser an die Duschwand plätschern.
Victor rief, ich könne kommen. Wie ein anständiger Gentlemen ließ er mich allein, und schloss die Tür.
Blitzschnell hüpfte ich unter die Dusche. Das warme Wasser ließ mich die Anstrengung und Sorgen einen Moment vergessen, und ich fühlte mich deutlich wohler.

Als ich fertig war, lag ein Oberteil von Victor bereit. Eigentlich tat ich sowas nicht, aber in die alten Klamotten wollte ich nicht. Also zog ich es kurzerhand über. Besser war es wohl, den Mann nicht irgendwie wütend zu machen. Das kannte ich vom Joker gut genug.
Er stand in der Küche und war dabei, zwei Brötchen einzupacken. Als er mich erblickte, warf er mir wortlos eine schwarze Hose zu. Ich zog sie an und stopfte das übergroße T-shirt kurzerhand hinein. Die Hose saß etwas zu locker, doch mit einem Gürtel ging es. Victor gab mir auch eine neue Jacke, es war eine Windjacke in grau. Ich war nicht wählerisch. Als ich gerade aus der Tür treten wollte, wurde ich zurückgezogen, und er zog mir die Kapuze ins Gesicht, mit den trockenen Worten:"Es regnet."

Vor dem Haus parkte ein schwarzer SUV und ein zwielichtiger Typ saß am Steuer. Er winkte mir, einzusteigen, und ich tat es widerwillig, als ich von Victor geschoben wurde.
Ein paar Straßen später fand ich mich vor Penguins Haus wieder, und wir stiegen aus. Der schwarzhaarige Mann erwartete uns bereits an der Haustür.

"Willkommen zurück, meine Freunde!" Er deutete uns, einzutreten.
Etwas später befanden wir uns in einem Wohnzimmer und Victor Zsasz ließ sich auf einem schwarzen Sofa nieder. In einem Sessel links von mir saß ein Mann, der mir bekannt vorkam. Er hatte braune Haare, bräunliche Augen, zumindest nahm ich das von Weitem wahr, und einen Anzug an. Er musterte mich, sagte jedoch nichts.
Penguin humpelte an mir vorbei und deutete auf ihn
"Kommissar Gordon...ich denke, du wirst ihn kennen.", stellte er vor.
Ja, ich kannte ihn entfernt, aber warum war bei uns jemand von der Polizei? Er räusperte sich, und begann mit mir zu sprechen.

"Paula Janson, wie schön, Sie zu sehen. Und unerwartet...", er lachte leicht," aber sehr gut. Ich habe gehört, was passiert sein soll. Ein Glück, dass Sie leben. Aber kommen wir zum Geschäftlichen...", fing er an.

Das klang nicht gut. Ich war kein Freund von Geschäften mit dem GCPD.

"Wie ich hörte, haben Sie keinen Kontakt zum Joker aufgenommen ?"
Ich nickte zustimmend.
"Nun, ich möchte Sie um etwas bitten."
Ich hob skeptisch die Augenbrauen, bevor ich anfing, mit ihm zu sprechen.

"Was springt für mich dabei heraus ?"

Dachte er, ich würde ihm einfach so helfen ?

"Ein unabhängiges Leben. Fern von Gotham, ohne Haftstrafe, ein Haus, neue Identität...", fing Gordon an, zu erläutern.

Ich winkte mit der Hand. So schlimm konnte sein Wunsch schließlich nicht sein. Und ein neues Leben ? Liebend gerne. Vielleicht kam ich dann endlich von diesem hier weg... von meiner Vergangenheit weg. In eine glänzende Zukunft. Vielleicht konnte ich wirklich neu anfangen.

"In Ordnung.", grinste ich.

Victor sah mich ernst an.
"Bist du dir wirklich sicher ? Du könntest auch einen Job bei mir bekommen...", überlegte er.

"Victor, so sehr ich dieses Angebot schätze, ich will nichts anderes, als raus hier. Seien wir ehrlich. Ich bin allein, und ich kann nirgendwo hin.", seufzte ich.
Der kahlköpfige Mann zuckte betroffen mit den Schultern.
Ich mochte ihn. Das hatte ich soeben beschlossen.

"Nun, dann zu dem Deal.", kam Gordon zur Sache.
"Bitte werde nicht böse. Wir müssen jemanden ganz dringend fassen. Und dafür brauchen wir deine Hilfe. Nur dir vertraut er wirklich. Nur dich hat er geliebt..."

Es stieg heiß in meinen Kopf.

"Sie wollen, dass ich zum Joker gehe ?", hakte ich ernüchtert nach. Er wollte Informationen. Genau das, was Bruce Wayne auch wollte. Doch der hatte es nie bekommen. Allerdings wurde ich hier auch nicht durch Folter gezwungen.

Er sah mich schuldbewusst an.

"Verstehen Sie, wie wichtig das ist. Er darf kein Unheil mehr anrichten. Und seine Morde sind grausam die er vollbringt. Ich weiß, Sie waren seine rechte Hand. Aber nun brauche ich Sie auf meiner Seite ! Bitte helfen Sie uns. Dem GCPD. Den Bürgern von Gotham!", beendete er seine Bitte.

Ich überlegte. Dann nickte ich langsam. Wenn das der Preis war, den ich zahlen musste, um frei zu sein, dann tat ich es. Ich hatte am Ende keine Wahl. Wie betäubt unterschrieb ich das Papier, was auf dem Tisch lag.

Soeben war ich einen großen Schritt zurück Richtung Abgrund gegangen.

Und ich wusste nicht, was ich hier eigentlich tat.

Weil ich dich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt