Und So Traf Uns Der Weltuntergang

Video

"Hallo, auserwählte Lebensform, die irgendwie auf mein Video gestoßen ist... oh Gott, das hört sich total bescheuert an. Ich fang' noch mal an-
Ähem.
Heute ist der 06.01.2033 und der Weltuntergang steht bevor. Wortwörtlich. Nein, ich mache keine Witze, der einzige Witz an der Sache ist: Der Weltuntergang steht eigentlich schon seit 13 verdammten Jahren bevor.
Ich würde ja wirklich gerne behaupten, ich wäre froh bei keiner Nuklear-explosion vernichtet oder von keinem Zombie gefressen worden zu sein, aber wir sitzen hier, in einem kleinen Haus, in einem abgeschotteten Dorf in Island.
Keine Hobbys, keine Freunde, kein W-Lan, keine Zukunft und das schlimmste: Kein Fernseher, also keine Nachrichten und somit kein Kontakt mit der Außenwelt.
Wie sehr ich mir nur wünsche, ich wäre nicht meine eigene Hauptperson..."

"Emiliaaa, Mama sagt, Essen ist gleich fertig. Oh, cool! Du nimmst ein Video auf! Ich will mitmachen!"

"Shhht, Theo, die Nachwelt muss meinen Namen nicht wissen. Und nein du darfst nicht mitmachen. Du zerstörst gerade alles. Verschwinde."

"Nachwelt?"

"Ja. Das soll eigentlich n' Informationsfilm für hobbylose Zukunftsmenschen werden. Die sowieso nicht existieren werden. Also, zukünftige Menschen, meine ich. Ist jetzt auch egal geh raus oder ich erzähle Ma, dass Phil und du mal bestimmte Heftchen von Pa geklaut habt."

"DAS IST VOLL DIE ERPRESSUNG, MANN! ICH HASSE DICH. DU KANNST HIER MEINENTWEGEN VERHUNGERN. ICH GEH' JETZT."

"Na, dann sind wir uns ja einig. Halleluja.
So, und jetzt endlich wieder zu meinem Lieblingsthema, dem Weltuntergang:
Alles fing mit den Brandneuen schlechten Nachrichten im Jahr 2020 an - und nein, es ging dabei nicht über den 3. Weltkrieg. Ich war da zwar erst 2 Jahre alt, aber meine Eltern haben schon so oft davon erzählt, ich war quasi dabei... ja, gut, ich war dabei, ich kann mich nur nicht daran erinnern.
Jedenfalls berichteten Mediziner über eine weltweite, bisher unerforschte Virus-infektion, sogar durch kleinste Verletzungen oder Schnittwunden ins Blut gelangend, dann das Gehirn und Nervensysthem befallend.
Der Großteil der Population war der Krankheit bei unvorsichtigem Kontakt mit der Außenwelt ausgesetzt. Einige waren komplett Immun gegen die Krankheit, leider aber nur circa 2% der Menschheit.
Infizierte hatten maximal 1 Jahr.
Schon beim ersten Ausbruch von U.V.I. wurde die Psyche stark belastet. Die einen hatten Tics oder Angst- und Panikstörungen, andere Essstörungen oder Schizophrenie. Körperlich leideten die infizierten unter beispielsweise Haarausfall oder starken Hautproblemen. Tode durch unerklärliches Organversagen, hohes Fieber sowie Selbstmord waren üblich.
Die ersten 5 Jahre waren schwer, aber auch ziemlich eintönig. Weltweit waren die Zahlen von Opfern so hoch wie noch nie. Einrichtungen für U.V.I. waren überfüllt, die Menschen auf den Straßen waren misstrauisch und grimmig, alle hatten sich in ihrem eigenen kleinen Bunker verschanzt, auch bei uns in Deutschland - Notstand.
Alle hatten Angst vor dem Virus, aber egal ob infiziert oder gesund, man hatte sowieso nur noch vor sich hin gelebt.
Dann, auch wenn es eine Weile gedauert hat, bekamen auch wir im Norden Wind von einem 'Wundermittel'. Es sollte gegen die Krankheit Impfen und sie zurückdrängen, wenn nicht sogar bekämpfen.
Weil jeder förmlich nach Hilfe schrie, kauften auch so gut wie alle die Lüge dieses Wundermittels - oder wie ich es gerne nenne: Die tickende Zeitbombe.
Nach 3 Jahren zeigte es auch seine wahren Nachwirkungen: Das Virus brach wieder aus, die Ansteckungsgefahr war extrem hoch und die psychischen und körperlichen Schäden massiv.
Erkrankte wurden völlig wirr im Kopf, gleichzeitig waren sie auch agressiv und... verwildert.
Es führte zu einer richtigen Epidemie, fast überall auf dem Planeten.
Meine Eltern, Theo und ich, sind, soweit ich weiß, zwar immun, es senkte damals aber nicht die Chancen mit in die Katastrophe hineingezogen zu werden.
Island war die einzige Option für uns. Das Virus ist hier glücklicherweise nicht ausgebrochen und da wir keine Bedrohung darstellten und mein Vater angeboten hatte, als Arzt zu arbeiten, durften wir als einer der Ausnahmefälle einreisen. Und jetzt sind wir hier. Auf Island. In einem Dorf ohne internetverbindung.
Da wir keinen Fernnseher haben, haben wir auch keine Ahnung was da draußen in der Welt passiert. Null Kontakt zur Außenwelt, seit 3 Jahren.
Wahrscheinlich werde ich dieses Video auch irgendwann löschen oder die Kamera verbrennen, nachdem ich mich durch mein sinnloses Leben gequält habe und merke, wie schwachsinnig dieses Video ist.
Und jetzt muss ich das hier beenden. Dosenfutter und selbstgezüchtetes Gemüse erwartet mich, juhu."