Jo
Ich fahre mit Beth zu mir, auf Eltern habe ich nun wirklich keinen Bock. Während der Fahrt sind wir beide schweigsam. Ich frage mich wo der Kotzbrocken gerade war, der klebt doch sonst immer an Haileys Hintern. Zu Hause angekommen, begeben wir uns erst mal auf die Couch, mir ist es gerade nicht wirklich nach Sex. Als Hailey später kommt und kocht, bin ich im ersten Moment versucht, mich bei ihr zu bedanken, kann mich aber noch gerade so zurück halten. Sonst kocht nur meine Mutter für mich. Vielleicht sollte ich es doch mal langsam lernen, zumal ich jetzt ja bald in mein eigenes Apartment ziehe. Ich kann es wirklich kaum erwarten hier raus zu kommen und Hailey nicht mehr jeden Tag sehen zu müssen.
Auf jeden Fall stelle ich mich erst mal fürchterlich an, um sie zu ärgern indem ich erst mal alles genau inspiziere. Mein Spruch scheint ein Treffer zu sein und innerlich beglückwünsche ich mich, sie mal wieder verärgert zu haben. Endlich habe ich Ruhe vor der kleinen Nervensäge, die gefühlt 24/7 um mich herum ist. Ich habe das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können weil sie mir den ganzen Sauerstoff weg atmet. Nach dem Essen, das übrigens fantastisch geschmeckt hat, aber das würde ich Hailey niemals sagen, räume ich das Geschirr weg und ziehe Beth mit in mein Zimmer. Sie sieht ziemlich geknickt aus aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen, vielleicht wird sie nach dem Sex wieder etwas lockerer. In meinem Zimmer angekommen drücke ich sie gleich auf mein Bett und wir entkleiden uns gegenseitig schnell. Als wir gerade mitten in der Action sind, fliegt die Tür auf und Hailey steht dort mit weit aufgerissenen Augen. Hat sie noch nie Sex gehabt? Ich dachte sie ist keine Jungfrau mehr. Ich vermute eher, dass sie nicht weiß dass es außer dem 1 Minute rein und raus, fertig ...erster! Noch viel mehr gibt. Kein Wunder dass sie mit dem Kotzbrocken zusammen ist, der hat bestimmt nen winzigen. Nachdem sie noch einen Spruch gedrückt hat, ist sie auch schon wieder verschwunden. Moment mal, hat sie gesagt, sie hat einen Job? Innerlich jubele ich auf, dann ist sie wenigstens beschäftigt und nicht immer dauernd um mich herum. Beth starrt einen Moment auf die nun wieder geschlossene Tür und ich schüttle meinen Kopf "was hat die denn heute gefrühstückt?". Beth zuckt nur mit den Schultern, an ihrem ratlosen Gesicht erkenne ich, dass sie auch keine Ahnung hat. Ich schiebe sie von mir runter, mir ist die Lust vergangen. So langsam entwickelt sich die Kleine zu einem absoluten cock-block. Mittlerweile bin ich schon dermaßen untervögelt dass mein kompletter Körper nur noch aus Spannung zu bestehen scheint. Wenn das so weiter geht werde ich irgendwann in naher Zukunft explodieren und dann möchte ich noch nicht mal selbst in meiner Nähe sein. Wir ziehen uns wieder an und ich hoffe, dass sie geht. Ich will einfach nur gerade alleine sein. Beth ist zum Glück unkompliziert wie immer und verabschiedet sich schnell.
Ich starte Netflix, bin aber nicht wirklich bei der Sache, da meine Gedanken ganz wo anders sind. Ich hole mir ein Bier aus dem Kühlschrank und denke darüber nach, wie lange ich diesen unerträglichen Zustand noch aushalte. Zum ersten Mal denke ich wirklich über den Tod von Marina nach, sie war noch viel zu jung. Das ist mal wieder einer der Momente, wo ich froh bin, dass man keine Gedanken lesen kann. Jo Harding und Mitleid mit dem Schicksal eines anderen ist absolut unvorstellbar. Die Flasche ist schnell leer und ich hole mir noch eine. Diese leere ich auch, während ich auf den Bildschirm starre und immer noch nichts vom Geschehen mit bekomme. Wann war eigentlich das letzte Mal, dass ich wirklich mal so lange zuhause war? Ich kann mich auf jeden Fall nicht dran erinnern aber in letzter Zeit scheint das immer mehr Standard zu werden. Draußen ist es schon dunkel und ich gehe in die Küche weil ich Hunger habe. Ein Blick in den Kühlschrank sagt mir, dass ich vermutlich was bestellen werde, da ich nicht kochen kann. Ich rufe bei einem Lieferdienst an, bestelle für zwei weil Hailey später bestimmt auch noch Hunger hat, wenn sie denn wirklich arbeiten war und setze mich an den Küchentisch. Mitten in meine Gedanken hinein höre ich ein Geräusch und im nächsten Moment werde ich gegrüßt, was ich erwidere, schließlich hat mich meine Mutter gut erzogen, auch wenn ich das nicht immer raushängen lasse. Nachdem Hailey und ich geklärt haben, dass das nicht passiert ist, verzieht sie sich sofort auf ihr Zimmer und ich sitze weiter in der Küche und starre die Wand an. Irgendwo muss doch was los sein, also rufe ich kurzentschlossen Jeremy an, aber der druckst nur rum, dass er was vor hat. Verwirrt lege ich auf, er hat sich irgendwie seltsam verhalten was mich noch nachdenklicher macht. Was ist mit ihm los, er verhält sich sonst nicht so. Wenn ich genau drüber nachdenke, hat er sich in letzter Zeit ein wenig zurück gezogen. Ich nehme mir vor, mal mit ihm darüber zu reden, vielleicht hat er ja ein Problem. Auf jeden Fall sollte ich für ihn da sein, da er mein Freund ist, eigentlich mein bester Freund. Ich verziehe angewidert mein Gesicht. Wenn ich so weiter mache, kann ich mich für die Mutter Theresa Gedächtnis Medaille bewerben, falls es so was gibt.
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Leave my heart out of this
Ficção GeralJo Harding - eine junge Frau aus Atlanta, einer Großstadt, die offensichtlich alles hat, Erfolg, Großeltern die sie vergöttern und eine Mutter, die sie liebt und unterstützt. Sie hat Freunde an der Uni, hat ihr Grundstudium erfolgreich abgeschlossen...