TEN - Ich hätte da eine Idee - ✔️

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Aria POV

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„Beweg deinen Arsch mal da weg."

Irritiert schaue ich zu Nicola, der mich mit Leichtigkeit von der Theke schiebt, und sich dann selbst draufsetzt. „Sag mal, geht's noch?", frage ich ungläubig, und starre den Italiener an. Dieser würdigt mich keines Blickes und nickt nur. „Alles bestens, danke der Nachfrage."

Ich verdrehe nur die Augen, und setze mich dann auf die kleine Kochinsel in der Mitte der Küche. Raffa und Alexa schütteln beide nur schmunzelnd die Köpfe, ehe sie sich wieder über den Laptop beugen. Anscheinend haben die Jungs eine Spur für irgendwas gefunden, aber ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, für was. Schließlich werden Geiseln ja möglichst nicht in Geschäfte eingeweiht.

Gelangweilt starre ich aus dem Fenster und beobachte die verschiedenen Schneeflocken dabei, wie sie langsam, fast wie Federn, zu Boden schweben. Wenn ich mich nicht irre ist heute der zweite Advent, was bedeutet, dass ich seit gestern eine Woche hier bin. Und ich fühle mich immer noch gleich scheisse wie am ersten Tag.

„Wieso darf ich nicht hoch?", frage ich etwas gelangweilt, und schaue zu Nicola. Dieser sieht immer noch nicht von seinem Handy auf und seufzt nur etwas genervt. „Weil wir alle hier sind. Sollten wir angegriffen werden, ist es für dich und für uns eher ein Vorteil, wenn du bei uns bist." Ich ziehe verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Werden wir denn angegriffen?" Nicola zuckt nur unbeteiligt mit den Schultern, und sonst sagt keiner mehr was dazu.

Okay...?

Ich zucke also ebenfalls mit den Schultern und begnüge mich damit, Nicola zu mustern. Seine schwarzen Haare fallen ihm etwas in die Stirn, und hin und wieder pustet er sich eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Augenbrauen sind leicht zusammengezogen, während seine blaugrünen Augen konzentriert auf sein Handy starren. Seine Unterlippe hat er etwas zwischen seine Zähne geschoben, was nochmal zeigt, dass er ziemlich konzentriert sein muss. Mein Blick wandert von Nicolas Gesicht zu seinen Armen, von denen einer bis auf die Hand tätowiert ist.

Aber es sieht nicht so scheisse aus, wie bei den meisten Menschen – Nicola steht es sogar recht gut. Die schwarze Tinte macht sich auf seiner gebräunten Haut gut, ehrlich gesagt sogar besser, als dass ich zugeben möchte. Ich frage mich automatisch, ob die Tattoos wohl eine Bedeutung haben, und schaue auf mein eigenes, welches sich fast schüchtern auf der Innenseite meines Handgelenks versteckt. Es ist nur ein kleines Tattoo, welches nicht länger als dreissig Minuten gedauert hat, aber es bedeutet mir viel.

Ich habe mir Liams Sternzeichen als Sternbild tätowieren lassen, während er das gleiche mit meinem Sternzeichen gemacht hat. Der Unterschied: bei ihm fällt es bei seinen anderen Tattoos kaum auf, bei mir jedoch sticht die schwarze Tinte dank meiner blassen Haut extrem hervor. Es sticht etwa genauso sehr hervor, wie meine beiden Piercings am Ohr, welche ich mir vor etwa einem Jahr habe stechen lassen. Ein Helix und ein Conch.

Liam hat sich wie ein kleines Kind darüber gefreut, dass ich mir beide habe stechen lassen, doch meine Mutter war etwas weniger erfreut. Sie hat meinen Vater für sein Einverständnis damit bestraft, dass sie einen Tag vor dem Fernseher hing, und er somit kein Football schauen konnte. Für meinen Vater, der diesen Sport wirklich liebt, war das die härteste Strafe, die man ihm hätte geben können. Trotzdem hat er mich knapp ein halbes Jahr später auch noch zum Tätowierer begleitet.

Manchmal frage ich mich, ob mein Vater lebensmüde sein könnte.

Ich mustere Nicola weiter, und lasse meinen Blick über sein Outfit gleiten. Dabei stelle ich fest, dass ich seinen Pulli immer noch bei mir habe. Ups.

Nicola - ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt