Ginny sah mich von oben herab an. Als ich ihre irren Augen sah, war ich plötzlich hellwach und auf den Beinen.
„Nimm das Buch und kommuniziere mit ihm", sagte sie und sah dabei an die Wand hinter mir. Ich begann unkontrolliert zu zittern. Der Wind rüttelte am Fenster und als ich nach draußen sah, flog eine pechschwarze Eule vorbei. Ich versteifte mich.
Wieder streifte etwas meine Hand, ich zuckte zurück. Ginnys kalte Finger umgriffen mein Handgelenk und drückten mir das schwarze Buch vor den Bauch. Irgendetwas in mir sagte mir, dass das nicht Ginny war, die mich anfasste.
Eine innere Stimme löste lautstark eine Notsirene, die durch meinen ganzen Körper schallte, aus. Irgendetwas war hier ganz und gar nicht in Ordnung.
Ich tastete nach meinem Zauberstab, den ich immer im Schlaf mit unter meiner Decke hatte, doch fand ihn nicht. Vermutlich war er vorhin heruntergefallen.
Ich schob Panik. Begann mich aus Ginnys Berührung zu winden, wollte keinesfalls das Buch und landete schließlich nach einem unerwartetem Schubser auf meinem Bett. Das Buch lag neben mir. Ginny war weg. Mit ihr die Kälte und das einengende Gefühl.
Ich ließ das Buch mit meinem Zauberstab in der Nachttischschublade zu meinem sonstigen persönlichem Kram schweben und legte mich wieder auf die Matratze.
Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war das Deckenlicht eingeschalten und Parvati und Lavender zogen sich gerade ihre Umhänge aus. Mein Kopf pochte, weshalb ich mich nur vorsichtig aufsetzte.
„Alecto, du bist wach", meinte Parvati und schenkte mir ein Lächeln. „Wir haben allen Professoren von deinem Zustand erzählt, sie waren aber nicht begeistert."
„Du sollst sofort zu Madame Pomfrey gehen und das das nächste Mal eigentlich sofort machen. Die kann dir eine Medizin geben." Lavender klang nicht ganz so freundlich, was mich jedoch nicht sonderlich störte.
„Ich hasse den Krankenflügel", rutschte es mir heraus. Musste wohl an den Kopfschmerzen liegen.
„Du musst dort doch nicht bleiben, sondern bekommst nur Medizin."
Parvati nickte zustimmend und bot mir an, mich zu begleiten.
„Nein, ich gehe schon alleine", lehnte ich möglichst freundlich ab. Ich wollte einfach möglichst schnell die ganze Sache hinter mich bringen. Am liebsten mir ein Tuch über die Augen binden, um Hermines versteinerten Körper nicht zu sehen. Nicht, dass ich noch sentimental werden würde.
Es war relativ unspektakulär. Von meinem Platz aus konnte ich keine versteinerte Person sehen. Auch Madame Pomfrey hatte ohnehin viel zu tun, weswegen sie mich nur kurz mit ihrem Zauberstab abcheckte und mir anschließend die Medizin in die Hand drückte, um schnell abhauen zu können.
Fast hätte ich schon gedacht, das Glück wäre endlich einmal auf meiner Seite, als ich auch schon Harry und Ronald über den Weg lief.
„Alecto", hielt mich Harry mit einer gewissen Euphorie in der Stimme auf, „wir wollten gerade zu Hermine. Warst du auch bei ihr, wir haben dich dort noch nie gesehen."
„Ich hab mir Medizin abgeholt, weil es mir nicht gut geht. Bei Hermine war ich auch kurz, das mache ich immer, während ihr gerade isst, oder sonst was", log ich.
Ich konnte ja schlecht sagen, ich würde Hermine gerne besuchen, war aber zu feige, mich könnte ein Slytherin dabei erwischen. Oder Vater.
„Deswegen warst du nicht im Unterricht", stellte Ronald fest und nickte, als ob er gerade eine unglaubliche Entdeckung gemacht hatte.
„Ja, ich würde jetzt auch wieder gerne schlafen gehen." Mit einem bedeutungsvollen Blick streckte ich die Medizin vor mir aus und nahm einen kräftigen Schluck davon.
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Die Tochter des dunklen Lords (Harry Potter Fanfiction)
FanfictionGrausam. Kalt. Herzlos. So würden die meisten Hexen und Zauberer den Mann beschreiben, der diskriminiert, tyrannisiert, foltert und mordet. So aber nicht seine Tochter. Der dunkle Lord hatte nämlich vier Jahre lang Zeit, seiner Tochter seine Ansicht...