Kapitel 3 - Hinata

8.2K 279 198
                                    

Ich war an dem besagten Tag ebenfalls möglichst schnell gegangen. Auf die Fragen: Warum? Wieso? oder Weshalb? Antwortete ich nur mit der Ausrede, dass ich einen wichtigen Termin vergessen hätte.

Deprimiert seufzte ich und ließ mich auf den Boden sinken. Es war bereits der Tag vor dem Trainingsspiel, wobei das momentan mein geringstes Problem war. Allein schon die Tatsache das ich im Freibad hart geworden bin ist unangenehm, aber das es wegen meinem besten Freund war und er es gemerkt hatte, machte die Situation wohl zur unangenehmsten überhaupt. Kageyama starrte mich seither immer so seltsam von der Seite an. Es war nicht sein gewöhnlicher Blick, bei dem man dachte: Okay jetzt will er mich umbringen!
Sondern es war ein Blick der so viele Emotionen zeigte und doch so wenig. Ich konnte ihn eben einfach nicht definieren. So starrten wir uns eben tagtäglich gegenseitig an, in der Hoffnung, dass irgendetwas passiert. Erneut entfuhr mir ein Seufzen und ich prüfte ein letztes Mal mein Handy.. nichts.. Gähnend stand ich auf, lagerte mich in mein Bett um und schlief ein.

Der nächste Tag war angebrochen. Überglücklich hüpfte ich durch die Gegend und hoffte darauf, dass wir möglicherweise bald wieder gegen Nekoma spielen könnten. Dann stünde mir die Möglichkeit offen mit Kenma zu quatschen. Gerade war ich noch glücklich, da tauchte auch schon der mies gelaunte Kageyama auf. Verlegen blickte ich weg, als er mich plötzlich packte und an einen Baum presste. Ich schnappte vor Schreck nach Luft und starrte in seine grauen Augen. „Hör auf dich so seltsam zu verhalten, Hinata!", fauchte er schroff, doch sein Ton war heute noch einschüchternder als sonst. „Red keinen Mist! Ich verhalte mich nicht komisch!", stritt ich es ab. Er schüttelte genervt den Kopf: „Natürlich verhältst du dich komisch! Ständig starrst du mich an oder gehst mir aus dem Weg!" „Als ob du mich nicht anstarren würdest!", keifte ich, schubste ihn zur Seite und stapfte wütend davon. Komplett baff blieb er stehen und so konnte ich meinen Weg entspannt fortsetzen. Allerdings war meine Laune nun im Keller. Etwas bedrückt blickte ich drein, als ich den Bus erreichte. „Guten Morgen!", wurde ich von allen Seiten begrüßt und versuchte so fröhlich wie möglich zurück zu grüßen. Das ich mich mit dem durchaus attraktiven Schwarzhaarigen so gezofft hatte, bewies nur wieder meine Unfähigkeit. Aber nicht nur das, es zerbrach auch etwas tief in meiner Seele. Sugawaras Blick war mir zwar nicht entgangen, aber ich wollte gerade einfach nicht reden.

„Hinata!!", hörte man den Grauäugigen brüllen. Wie in Zeitlupe drehte ich mich um und ich konnte seine Wut förmlich greifen. Fuck.. Das Tuscheln der Anderen entging mir, was vermutlich kein Wunder in dieser Situation war. Wenige Zentimeter wich ich vor ihm zurück, doch seine Hand zog mich an meinem Kragen wieder näher an ihn. Seine Lippen streiften unbewusste mein Ohr, wodurch ich eine Gänsehaut auf dem gesamten Körper bekam. „Du hast doch gar keine Ahnung, wie ich mich fühle..", drang es kaum hörbar in mein Ohr. Die Gänsehaut war verschwunden und ich war mehr als überrascht. Ich dachte er würde mich schlagen oder sonstiges tun.. doch er sagte mir einfach nur das, wodurch ich umso verwirrter dort stehen blieb. „Was war das denn..?", fragte Asahi langsam, wodurch es umso ruhiger klang.

Immer noch in Trance stieg ich als einer der letzten in den Bus. Die besten Plätze waren natürlich schon weg und so musste ich neben Kageyama sitzen. Die Spannung in meinem Körper stieg Sekunde für Sekunde. Allmögliche Faktoren spielten ineinander: Kageyama, das kommende Match, mein Gefühlswirrwarr und so weiter eben.. Dies war vermutlich auch der Grund weshalb ich begann unaufhörlich zu zittern. Mein Magen blieb diesmal sogar verschont, was mich mehr als nur glücklich stimmte. Ich erwartete schon ein genervtes 'Kannst du nicht stillsitzen!?' von Tobio, aber nichts kam. Er schwieg einfach und ehe ich mich versah hatte er mich in eine Umarmung gezogen. Keiner bemerkte es, warum auch? Immerhin waren sie alle mit sich selbst beschäftigt. Etwas irritiert sah ich den Schwarzhaarigen an, welcher etwas rot geworden war. Langsam wurde auch ich immer röter im Gesicht, als ich bemerkte was hier gerade passierte. „J-Jetzt sitz endlich still", raunte er mir genervt zu und ließ mich wieder frei. Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen, mit welchen ich noch ein leises 'Danke' murmelte und mich verneigte. Das war der Punkt an dem ich beschloss, dass sollten wir die Spiele gewinnen, ich es ihm sagen wollte. Ich wollte ihm meine Gefühle gestehen.

Der Bus war angekommen und meine Nervosität hatte wieder ein neues Level erreicht. Unsicher versuchte ich möglichst nah an meiner Gruppe zu bleiben.
Das Spiel lief und ich wollte die Bälle nicht nur treffen sondern ich musste. Zur Abwechslung schienen ich und das Leben auf einer Seite zu stehen, denn ich traf Ball für Ball. Spiel für Spiel gewannen wir und Oikawa schien mehr als nur überrascht. Unsere Mittagspause stand an. Kageyama und ich begaben uns erstmal zu dem einzigen Wasserspender um unsere leeren Flaschen zu füllen und die trockenen Hälse zu benetzen. Plötzlich kreuzte Oikawa auf, gerade da wo ich mit mir haperte es ihm vielleicht zu sagen. „Oi! Kageyama!", machte der Braunhaarige den anderen Zuspieler auf sich aufmerksam. Abfällig sah er zu ihm auf, während ich meine Flasche zuschraubte. „Was willst du?", knurrte Tobio genervt wie immer. „Tritt unserem Team bei!" Voller Überzeugung sagte der gegnerische Zuspieler diesen Satz und wir beide verloren für einen kurzen Moment die Fassung. Mir war unklar woher die Wut in mir kam, aber stapfte vor Kageyama und verschränkte meine Arme. Bedrohlich blickte ich das andere Team an. „Er ist mein Zuspieler", fauchte ich und spürte wie die Wut langsam von Scham ersetzt wurde. Verdammt, was hatte ich da vor mich hin geschwafelt!? Stille beherrschte den Raum und ungläubige Blicke lagen auf mir. „Er hat Recht", sprach Kageyama, „Ich bin zwar der Zuspieler meines Teams, aber vor Allem bin ich sein Zuspieler." Er richtete einen Finger auf mich und mein Herz schlug immer schneller. Oikawa murrte nur etwas genervtes und ich blieb mit meinem Schwarm zurück. Errötet blickte ich ihn an. „Wa-Was guckst du so!?", keifte er ungestüm wie sonst auch. Zirka ein Meter trennte uns beide, doch der Augenkontakt wurde unangenehm intensiv. „Wir müssen uns heute Abend vor der Rückfahrt unterhalten", kündigte ich ihm an und verschwand dann einfach den Gang entlang. Schnell hatte ich wieder zu dem Rest des Teams aufgeschlossen, wo ich freudig begrüßt wurde. Wir unterhielten uns über die kommenden Spielstrategien, während mein Magen immer wieder knurrte. „Hast du Hunger? Oder hast du allgemein heute schon was gegessen?", fragte mich der mütterliche Sugawara. „Nein ich hab keinen Hunger und ja ich hab schon was gegessen", lächelte ich und spürte wie sich diese Lüge in mein Herz fraß.

Die Spiele gingen weiter und zogen sich bis in den späten Abend. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und das machte sich jetzt bemerkbar. Mein Kreislauf war nicht mehr so stabil wie sonst, weshalb ich etwas schwankte, doch der grauäugige Zuspieler zog mich abseits in eine Ecke an der Hauswand. Benebelt lehnte ich mich dagegen. „Hinata? Geht's dir gut?", fragte er und schnippte vor meiner Nase herum. „Wieso werde ich so schwach in deiner Nähe?", murmelte ich leise und fiel auf die Knie. Seine Augen weiteten sich und Angst blitzte kurz in ihnen auf. Tränen rannten über mein Gesicht. Seine kalten Hände nahmen mein Gesicht. „Hinata..", hauchte er und schon wieder war er mir so nah. Ich hatte das Gefühl gleich zu ersticken, wobei ich vermutlich einfach begann zu hyper-ventilieren. Nichts bekam ich mehr mit, bis sich plötzlich zarte Lippen auf die meinen legten und meine Komplexe unterbrachen. „H-Hinata", faselte Kageyama, „I-Ich.. liebe di-" Bevor ich er weitersprechen konnte, hatte ich meine Lippen auf die seinen gelegt. Wir beide waren stark errötet, aber der Moment war zu schön um ihn zu unterbrechen. Er kniete mittlerweile ebenfalls auf dem Boden und war somit fast auf meiner Augenhöhe. „Was- was ist denn los?", fragte er sanfter denn je. „I-ich..", meine Stimme brach kurz ab, „Ich bin hässlich... und Abschaum und wiederwertig! Nutzlos bin ich auch!" Kurz sah er mich prüfend an und begann zu lachen. Lachte er mich etwa aus? Glaubte er diese Sachen auch? Seine Stimme drang glücklicherweise durch meine Gedanken. „Lüg dir doch nichts vor.. du bist wunderschön und perfekt so wie du bist." Tränen liefen über mein Gesicht und ich schmiss mich ihm einfach in die Arme. „Kage-Kageyama... Ich.. Ich liebe dich auch", brachte ich unter verschleierten Blick hervor. Erneut verbanden sich unsere Lippen. „Weißt du, Hinata.. Ich bin dumm..", perplex starrte ich ihn an, „ständig verfolgen mich negative Gedanken und ich denke dauerhaft das mich jemand hinter meinem Rücken verrät." Es klang mehr so als würde er mir diese Sache beichten, dennoch war da dieser seltsame Unterton. Sanft lächelte ich. „Dann werde ich eben niemals von deiner Seite weichen!", beschloss ich und seine Lippen legten sich zum letzten Mal für diesen Moment auf die meinen. Es war so viel Liebe in dieser einen Berührung, doch musste Daichi uns den Moment natürlich zerstören: „Hinata! Kageyama! Kommt, sonst fahren wir ohne euch!"

Wir standen auf und ich wischte mir auf dem Weg die letzten verbliebenen Tränen weg, was durchaus für verwirrte Blicke sorgte. „Kageyama! Du sollst Hinata doch nicht immer verprügeln!", warf uns Tanaka vor. Genervt zischte er einige Worte, während ich diesmal den Fensterplatz bekam. Glücklich lächelte ich ihn an und spürte wie er unsere Hände verschränkte, da es sowieso nicht auffallen würde. Je länger wir fuhren, desto näher rutschten wir zusammen. Sanft strichen seine Lippen über die meinen und wir verbanden uns erneut miteinander.

Mine! [KageHina || Haikyuu!!] ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt