Hermine stand vor der Tür der Bibliothek und wartete. Severus hatte ihr gestern seine Hilfe zugesagt, um in die verbotene Abteilung zu kommen und jetzt war es gleich soweit. Sie hatte warten müssen, bis Harry mit Dumbledore verschwunden war, denn sie wollte sich noch von ihm verabschieden, genau wie Ron. Auch wenn sie immer noch kein gutes Gefühl bei der Sache hatte, wusste sie, das es nicht mehr möglich war Harry davon abzubringen. Also wünschte sie ihm Glück und riet ihm erneut einfach vorsichtig zu sein. Das war ungefähr eine halbe Stunde her und jetzt stand sie hier und wartete.
Der Plan sah so aus, das Severus dafür sorgen würde, das Madame Pince ihren gewohnte Platz hinter dem Tresen im Eingangsbereich verlassen müssen würde und danach niemand mehr in die Bibliothek hineinkam. Es würde quasi ein verstärkter Ignorierzauber sein, der dafür sorgte, das sich niemand an die Bibliothek erinnern konnte. Aber nur für eine Stunde, mehr Zeit würde Severus ihr nicht geben können. Außerdem waren um die verbotene Abteilung Schutzzauber angebracht worden. Nachdem Harry Draco Malfoy so schwer verletzt hatte, war man davon ausgegangen, das der schwarzmagische Zauber aus der verbotenen Abteilung gekommen war. Man wollte kein Risiko eingehen aufgrund der Zeiten, die nun kamen. Aber Snape hatte sie in den Schutzzauber eingewebt und somit konnte sie die verbotene Abteilung betreten.
Als die Tür aufging und Madame Pince grummelnd aus der Bibliothek ging, drehte Hermine ihr den Rücken zu und wartete, bis sie außer Reichweite war, ehe sie hineinging. Nachdem die Tür hinter ihr zufiel, spürte sie eine kleine magische Entladung in der Luft und wusste, das sie jetzt keine Zeit verlieren durfte. Eine Stunde konnte schnell vorbei sein. Also machte sie sich direkt auf die Suche, nachdem sie erleichtert feststellte, das sie durch die Tür der verbotenen Abteilung hatte treten können.
Leider war die Suche nicht sehr leicht, denn eigentlich hatte sie keine wirkliche Ahnung, wonach sie genau suchen sollte. Natürlich hätte sie Severus danach fragen können, aber irgendetwas gab ihr das Gefühl, das es nicht gut für ihn war so viel zu wissen. Sein Vorwurf ihr gegenüber, das sie Geheimnisse hatte, war komisch gewesen. Aber jetzt, da sie eine Nacht darüber hatte nachdenken können, hätte sie ihm diese Vorwurf genauso gut machen können. Sie alle hatten Geheimnisse und Severus brauchte nicht noch ein weiteres zu wissen. Die Last auf seinen Schulter schien so oder so eh schon groß genug zu sein.
Was Hermine gleich wieder zu ihrer indirekt Liebeserklärung brachte. Sie hatten nichts gesagt, aber ihre Augen hatten alles verraten. Selbst jetzt noch schlug ihr Herz wie wild, wenn sie daran dachte. Wie hatte das nur passieren können? Waren die vielen dunklen Ecken, in denen sie sich immer begegnet waren letztendlich schuld daran gewesen? Sie wusste es nicht und eigentlich war es überhaupt nicht logisch. Aber wann war Liebe schon logisch? Schließlich war Ron mit Lavender zusammen gewesen. Doch so sehr sie sich auch freute, es würde nicht funktionieren. Zumindest nicht, solange Voldemort noch am Leben war und sie sich alle im Krieg befanden. Sie würden bald die letzte Runde einläuten und egal wie lange diese andauerte, danach war klar, welche Seite die Stärkere war. Aber Hermine war sich nicht sicher, ob sie es ohne Dumbledore's Allwissenheit auch schaffen konnten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit gab die verbotene Abteilung bei Hermines Suche endlich doch noch ein Buch frei. Aber dort stand nicht mehr als eine Zeile über Horkruxe und das war nichts neues. Lediglich die Information, das es ein abscheulicher schwarz-magischer Zauber sei. Sonst nichts. Aber das konnte doch nicht alles sein. Es musste doch mehr geben, als das. Also wandte sie einen Findungszauber nach dem anderen an, versuchte alle möglichen Umschreibungen und was ihr sonst noch so einfiel, aber es brachte nichts. Vielleicht suchte sich ja am falschen Ort. Aber wo, wenn nicht in der größten Bibliothek für Zauberei in ganz England, konnte sie ein Buch über schwarzmagische Zauber finden? Frustration machte sich in ihr breit und sie wurde wütend.
„Das darf doch alles nicht wahr sein!" machte Hermine ihrem Ärger Luft und feuerte dann ihren Findungszauber so stark ab, wie sie nur konnte.
Kurz darauf rumpelte etwas, was sie inne halten ließ. Sie hatte sich nicht verhört. Hermine sah sich um, konnte aber nichts ungewöhnliches entdecken. Also schickte sie einen Zauber ab, um herauszufinden, wo dieses Rumpeln hergekommen war und dann hörte sie es wieder. Es kam aus der letzten Regalreihe ganz hinten und dort, an der Wand, war ein Stein locker. Er saß aber noch zu fest im Mauerwerk, sodass sie ihn nicht mit bloßen Händen herausbekam. Also lockerte sie mit dem Bewegungszauber den Stein und schaffte es so, ihn aus der Wand zu bekommen.
Sie ließ ihn sanft auf dem Boden nieder und sah dann vorsichtig in das nun entstandene Loch. Irgendetwas lag darin und sie griff danach. Es war etwas schweres, das in altem Stoff eingewickelt war. Hermine ließ es auf einem der Tische, die an den Regalen standen nieder und wickelte das Päckchen langsam aus. Nachdem sie die Stoffbahnen aufgedeckt hatte, kamen Bücher zum Vorschein. Vorsichtig schlug sie sie auf und sah, das es Bibliotheksbücher waren. Wer diese wohl dort versteckt hatte? Also wendete sie erneut ihren Findungszauber an und eines der Bücher schlug sich plötzlich auf und gab endlich die Seite frei, die ihr die nötigen Informationen preisgab.
Der Horkrux-Zauber ist ein schwarz-magischer Zauber, bei dem man einen Teil seiner Seele in einem Gegenstand aufbewahren kann. Die Spaltung der Seele erfolgt nur durch eine äußerst schreckliche Tat, z.B. das Töten einer Person. Dieser Missbrauch der eigenen Seele hinterlässt schwerwiegende Spuren bei dem Mörder und die Seele wird durch die Herstellung eines Horkruxes schwer erschüttert und instabil. Tötet man eine Person, die von sich selbst einen Horkrux hergestellt hat, dann bleibt die Seele erdgebunden und man entleibt diese Person, ohne das sie stirbt. Sie kann sich sogar wieder in fremde Körper einnisten oder sich mit fremder Hilfe wieder einen eigenen handlungsfähigen Körper schaffen. Zerstört man einen Horkrux, dann stirbt dabei nur das Seelenstück, das in den jeweiligen Gegenstand eingeschlossen wurde. Der Hauptkörper der Person bleibt dabei völlig unversehrt. Das Zerstören eines Horkruxes ist allerdings schwieriger zu bewerkstelligen, als man denkt. Die wenigen Mittel, die es möglich machen einen Horkrux zu vernichten, sind Mittel, die etwas unwiederbringlich vernichten, so dass es auch durch die mächtigste Magie nicht mehr repariert werden kann. Dazu gehören Basiliskengift oder die damit behandelten Koboldgefertigten Waffen, sowie das schwarz-magisch erzeugte Dämonsfeuer.
Hermine überfolg den Text noch einmal und machte sich dann eine Kopie. Ihre Gedanken fuhren gerade ein bisschen Achterbahn. Es war also im Normalfall schon nicht einfach einen Horkrux zu vernichten, aber wie sollten sie bitte an eine Koboldgefertigte Waffe oder Basilikengift kommen? Und auch wenn sie den Anderen im Zaubern ein Stück voraus war, würde sie ihm Leben nicht das Dämonsfeuer heraufbeschwören. Trotzdem musste sie das mit Harry besprechen, wenn er und Dumbledore wieder da waren. Sollte es darauf hinauslaufen, das sie die Horkruxe vernichten wollten, dann waren die Informationen in jedem Falle nützlich. Ob Harry und Dumbledore schon zurück waren?
Doch während sie noch daran dachte und sich fragte, wie lange diese Reise wohl dauern würde, hörte sie plötzlich die Eingangstür der Bibliothek zufallen. Also verpackte sie die Bücher wieder in ihre Stoffbahnen, legte sie zurück in das Loch und verschloss die Stelle mit dem Stein wieder. Ihre Kopie versteckte sie unter ihrer Uniform und dann erkannte sie Schritte, die auf sie zukamen. Die Sonne stand mittlerweile tief am Himmel, aber die Stunde durfte eigentlich noch nicht ganz vorbei sein. Doch die Schritte kamen immer näher und auf alles gefasst drehte Hermine sich in die Richtung aus der sie kamen.
„Hermine? Hermine, wo bist du?" erleichtert erkannte sie Severus' Stimme.
„Ich bin hier." gab sie ihre Position preis und kurz darauf stand er schon vor ihr. „Ist die Stunde denn schon rum? Ich habe gar nichts gemerkt."
„Nein, nein, ist sie nicht. Aber du kannst nicht mehr länger hier bleiben. Ich habe Draco eine ganze Zeit nicht gesehen und irgendetwas ist komisch. Hast du denn etwas herausgefunden?"
Severus kam ein paar Schritte auf sie zu und sah sich schnell nach allen Seiten um, während er mit Hermine sprach. Die erkannte sofort, das er es ernst meinte, verschwieg ihm aber, das sie etwas herausgefunden hatte.
„Nein. Ich dachte, ich würde in einem der Bücher etwas finden, aber nichts. Ich glaube...ich habe an der falschen Stelle gesucht."
„Dann lass uns wieder gehen. Harry und Dumbledore werden bald wieder da sein."
Severus griff ohne zu überlegen nach Hermines Hand und zog sie mit sich durch die Reihen von Bücherregalen, um sie zum Ausgang zu bringen. Hermine wunderte sich zwar, aber sie protestierte nicht im geringsten. Sie erwiderte die Berührung und folgte ihm wortlos mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
Doch dann blieb Severus plötzlich stehen, sodass Hermine leicht gegen seinen Arm stieß, da sie nicht damit gerechnet hatte. Der Mann neben ihr drehte sich langsam zu ihr um und sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert, auch wenn sie nicht genau beschreiben konnte, was sie darin sah. Er sagte kein Wort und nach wenigen Momenten wurde Hermine mulmig.
„Severus? Was ist?" jetzt sah er sie an.
„Sie sind da."
„Wer? Harry...und Dumbledore?" es dauerte ein paar Sekunden, ehe er ihr antwortete.
„Ja, die auch."
Gerade wollte Hermine nachfragen, wie er das meinte, als es ihr schlagartig einfiel und sie automatisch Severus' Hand fester umklammerte.
„Du...du meinst, das...Draco...die...sie...sie sind...hier?" und dann kam wieder Leben in Severus.
„Komm, wir haben keine Zeit."
Mit entschlossenen Schritten lief er voraus, während Hermine spürte, das ihre Beine ihr nachzugeben drohten. Sie waren da. Sie waren wirklich hier. Jetzt schon? Wieso hatte es auf einmal so schnell gehen müssen? Sie betraten gerade den Gang vor der Bibliothek als Severus erneut stehen blieb, Hermine an den Schultern packte und sich zu ihr herunterbeugte.
„Gehe in die große Halle und suche deine Freunde. Bleib bei McGonnagall und den anderen Lehrern und was auch immer passiert...versuch nichts dummes und schon gar nicht alleine. Hast du gehört?"
„Und...und was machst du?" fragte sie leise, worauf Severus sie wieder losließ.
„Das weißt du. Ich werde zum Astronomieturm gehen. Also verlier keine Zeit und geh. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen angekommen sind." Severus drehte sich um und wollte gerade gehen, als Hermines Stimme ihn zurückhielt.
„Wenn du jetzt...wenn du jetzt wirklich...dann..." er drehte sich wieder um, besah sich die junge Frau vor sich und wusste direkt, was sie versuchte zu sagen. „was passiert dann...wir beiden werden uns nicht mehr....wir beiden können nicht..."
„Hermine..." jetzt stand er wieder vor ihr und nahm Hermines Gesicht vorsichtig in seine Hände. „So lange der dunkle Lord am Leben ist, hätte es nie eine Möglichkeit für uns gegeben. Also...sollten wir uns erst einmal um ihn kümmern und wenn dann alles vorbei ist...dann kümmern wir uns um uns Beide. Einverstanden?"
Natürlich hatte er recht, es ging gar nicht anders. Aber trotzdem konnte sie sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, das jetzt alles anders werden würde. Severus war kurz davor Dumbledore zu töten und danach würde nichts mehr sein wie vorher. Severus küsste sie auf die Stirn und ging dann schnellen Schrittes fort, ohne sich noch einmal umzudrehen. Kurz darauf war er schon nicht mehr zu sehen gewesen und Hermine stand immer noch unschlüssig auf dem Gang. Sie konnte doch jetzt nicht einfach in die große Halle gehen. Kurzerhand entschloss sie sich Severus hinterher zulaufen und das tat sie dann auch.
Doch sie hatte den Turm noch nicht ganz erklommen, als sie schon Harry sah, der von der unteren Etage das Geschehen über ihm beobachtete. Als er Hermine bemerkte, sah er sie leicht verwirrt an, aber sie deutete mit einem kurzen Nicken auf Severus und Harry verstand, was sie meinte. Also drehte er sich wieder nach oben um und Hermine tat es ihm gleich. Und dann geschah es. Severus tötete Dumbledore. In diesem Moment wollte Harry einen Aufschrei loswerden, aber Hermine schaffte es ihn davon abzuhalten. Sie rückten tiefer in den Schatten, als sie merkten, das Snape mit Draco und den anderen Todessern die Treppen runterkam, um nicht gesehen zu werden. Harry wollte direkt hinter ihnen her stürzen, aber Hermine hatte ihn immer noch am Arm gepackt und ließ ihn nicht los.
„Lass mich los, Hermine! Snape hat Dumbledore getötet!"
„Harry, was hast du vor? Du kannst dich doch nicht einfach so ausliefern. Was, wenn sie dich auch mitnehmen?"
„Sollen sie doch! Hermine, verstehst du nicht? Dumbledore ist tot!"
Und ob Hermine es verstand, mehr sogar als er ahnte. Sie ließ ihn los und Harry stürzte den Angreifern hinterher die Treppe runter. Sie selbst wartete noch eine Minute und versuchte sich zu sammeln. Es selber wirklich zu sehen, das alles, was Severus ihr gesagt hatte, wahr war, musste sie doch erst einmal verdauen. Ob sie ihn wiedersehen würde? Dann drangen Kampfgeräusche zu ihr herauf und auch sie machte sich auf den Weg nach unten. Vor der Großen Halle angekommen, sah sie nur noch, wie Harry Snape und den Anderen auf die Ländereien gefolgt war.
„Hermine!" überrascht drehte die Angesprochene sich um und sah Ron auf sie zukommen. „Wo warst du denn? Wir haben uns schon sorgen gemacht, weil wir dich nirgendwo finden konnten, nachdem die Todesser hier aufgetaucht sind."
Hinter Ron kamen jetzt auch viele andere Schüler aus der Großen Halle und sahen ebenfalls nach draußen. Seamus, Dean, Ginny, Luna und Neville gesellten sich zu den beiden und wollten auch etwas sagen, also plötzlich ein Zweitklässler der Ravenclaws mit kreidebleichem Gesicht von draußen herein kam.
„Am...am...am Astronomieturm...Prof...Professor Dumbledore..."
Professor McGonnagall war mittlerweile auch hinausgekommen und lief sofort nach draußen, kaum das sie das Gestammel des jungen Schülers richtig gedeutet hatte. Die Anderen liefen ihr hinter her und dann kamen sie vor dem reglos am Boden liegenden Schulleiter zum stehen. Nach einer ganzen Weile war auch Harry wieder zurück und er hatte Hagrid dabei. Während der Riese förmlich erstarrte, trat Harry an den toten heran und kniete sich neben ihn. Ginny gesellte sich zu ihm und wollte ihn irgendwann von dem Leichnam wegbringen, aber alleine schaffte sie es nicht. Also half ihr Ron und auch Hermine versuchte Harry zu bewegen.
„Ginny, bleib bei Neville. Hermine und ich machen das schon." sagte Ron zu seiner Schwester und diese gab etwas widerwillig nach.
Also gingen sie weiter, nachdem sie wieder ihm Schloss waren, aber Harry blieb kurz darauf stehen.
„Hermine, du hattest recht. Es war eine Falle."
„Was meinst du damit?"
Und dann berichtete Harry von allem was passiert war und was sie machen mussten, um an den Horkrux heranzukommen. Aber es war nicht der richtige Horkrux gewesen. Harry reichte ihr ein kleines Medaillon und den Zettel, der sich darin befunden hatte.
„Der echte Horkrux ist woanders versteckt."
„Und was hast du jetzt vor?" fragte Ron.
„Den Horkrux finden. Und das hier ist der erste Hinweis."
„Und wenn du den einen findest, dann willst du auch die Anderen suchen, oder?"
„Einen anderen Plan haben wir nicht."
Und damit war die Sache klar. Sie würden sich auf die Suche machen.
----------------------------------------------------------------------
Wir nähern uns langsam dem Ende...

DU LIEST GERADE
The Journey of two Soulmates
FanfictionWie entwickelt sich die Zukunft? Was hält sie für jeden von uns bereit? Diese Fragen stellt sich auch Hermine. Der Krieg steht bevor und Angst beherrscht die Zaubererwelt. Aber wo führt sie ihr Weg hin? Was passiert, wenn sie alle überleben sollten...