Vegas Rules

Auf dem Weg

„Ich liebe dich", sind die letzten Worte, die meine Lippen verlassen. Kurz darauf sehe ich nichts mehr, weil mir die Augen zugebunden werden.

Zwei Hände halten mich an den Oberarmen fest, dann werde ich im Stillen nach vorne geschoben.
Nach einigen Schritten weiß ich nicht mehr wo ich bin. Ich habe komplett die Orientierung verloren.

Mein Begleiter stoppt mich und legt mir jetzt die Hand auf die Schulter, um mich zu halten. Die andere Hand scheint mit etwas anderem beschäftigt zu sein. Ich höre ein Klirren der Schlüssel und kurz darauf das Öffnen einer Autotür. Ich werde wieder nach vorne geschoben, dann auf die Schulter gedrückt.

Ich muss mich ins Auto setzen. Ich verstehe es schon.

Ich taste nach dem Sitz, bücke mich und ziehe den Kopf ein, um nicht gegen die Karosserie zu stoßen, während ich mich hinsetze.

Sobald ich sicher sitze, suche ich mit der rechten Hand nach dem Sicherheitsgurt. Meine Hand wird jedoch sofort wieder weggenommen und mir auf den Schoß gelegt. Kurz darauf spannt jemand den Gurt um meinen Bauch. Beim Einrasten kommen meine Lippen und meine Nase mit einer stoppeligen Wange in Berührung und die Person verharrt kurz in dieser Position.

Ein Mann.

War die Berührung Absicht? Ich atme tief ein und der Mann hält seinen Atem an. Er riecht nach Moschus und Amber, und nach etwas anderem, das ich nicht erkennen kann.

Männlich.

Ich höre wie er schluckt, ausatmet und sein Atem mein Gesicht trifft. Ich nehme einen schwachen Minzgeruch wahr. In mir zieht sich alles zusammen. Dann ist der Gurt gesichert und das Gesicht der Person weg.

Wer mag es sein?
Brian ist es nicht. Er hat sich heute morgen glatt rasiert. Und er riecht nicht so ... schwindelerregend.

Ich hätte gern gefragt, wer mich begleitet. Und warum meine Hände noch frei sind. Aber ich halte mich an die Abmahnung und schweige. Links von mir öffnet und schließt sich eine andere Tür, dann brummt der Motor und das Auto setzt sich in Bewegung. Ich sitze auf der Hinterbank, stelle ich fest, als meine linke Hand vorsichtig auf Wanderschaft geht.

Ich kann nicht sagen, wie lange wir fahren, aber ich konnte ein wenig schlafen. Ich weiß nicht was ich mehr wissen will: wo wir hinfahren oder wer mich fährt. Aber ich werde es noch früh genug herausfinden. Daher sitze ich ruhig und warte.

Das Auto wird langsamer, mein Puls dagegen schneller. Als es dann nach einer Ewigkeit endgültig stehen bleibt, werde ich nervös. Eine Tür links von mir öffnet und schließt sich wieder. Ich spüre jetzt wie jemand Platz neben mir genommen hat.

"Du kannst ihr gleich die Augenbinde abnehmen", höre ich eine vertraute Stimme.

Cameron. Brians Sandkastenfreund. Ich habe ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.

Ich kann ihn hören, aber nicht sehen. Vom Klang seiner Stimme bekomme ich Gänsehaut. Ich wusste gar nicht, dass er im Auto sitzt. War er der Fahrer?

Jemand legt seine Hand auf meine, die auf dem Autositz ruht und verschränkt unsere Finger miteinander, dann drückt er meine Hand.

Brian.

Kurz darauf höre ich seine flüsternde Stimme dicht an meinem Ohr, "wir sind da, Süße."

Jetzt verrät ihn sein Geruch. Ich kenne ihn zu gut. Schließlich schlafen wir jede Nacht im selben Bett.

Brian lässt meine Hand los und nimmt mir die Augenbinde ab. Das helle Licht blendet mich und ich schließe wieder die Augen. Als ich sie erneut öffne, richte ich meine Augen nach vorne und begegne Camerons Blick im Rückspiegel. Er lächelt nicht. Das hat er selten in meiner Gegenwart, obwohl ich ihn schon seit über drei Jahren kenne.

Erst jetzt, nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, merke ich, dass es draußen doch dunkel ist.

Wie lange sind wir gefahren?

Durch die Fensterscheiben sehe ich allerdings ein Meer aus bunter Beleuchtung. Cameron's Augen lächeln mich jetzt durch den Rückspiegel an. Ich drehe den Kopf zu Brian und er strahlt mich an.

„Wir sind in Vegas, Baby!" sagt er begeistert und auf meinem Gesicht breitet sich ein Lächeln aus.